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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde.
    »Was glaubt ihr, Jungs, wer unterwegs ist, um sich dieses Rodeo anzuschauen?«, fragte Barnum. Joe und Wacey sahen sich kurz an. Woher sollten sie das wissen?
    »Vern Dunnegan!« Der Sheriff schlug den beiden auf die Schulter. »Euer Ausbilder und Förderer. Er hat Wendy angerufen und ihr die Nachricht hinterlassen.«
    »Was macht der denn hier?«, fragte Joe, und Wacey zuckte die Achseln.
    »Er ist vermutlich in der Gegend und hat im Radio davon erfahren«, meinte Barnum. »Also Jungs, vermasselt’s nicht. Schließlich werdet ihr von allen im Tal beobachtet. Und obendrein von Vern Dunnegan.« Barnums Sarkasmus war nicht zu überhören.
    Den größten Teil der Ausrüstung - darunter die Geschirrkiste - ließen sie bei Barnum und den vielen Schaulustigen mit ihren bunt zusammengewürfelten Gerätschaften zurück. Als sie schließlich aufsaßen und die Pferde dorthin wandten, wo der Pfad in die Berge begann, hörten sie, wie Sheriff Barnum - flankiert von den beiden Koreaveteranen - über Funk versuchte, seinen ausgeliehenen Hubschrauber ausfindig zu machen.
     
    »Wie weit noch?«, fragte Joe leise, während sein Pferd sich durch ein Espenwäldchen schob. Es war vollkommen windstill. Wo die Bäume so dicht standen, war es das Beste, wenn Lizzie sich den Weg selbst suchte. Joe lenkte sie nur in die allgemeine Marschrichtung, blieb also links hinter Wacey. Der war ein paar Meter voraus, zügelte jetzt sein Pferd und lehnte sich im Sattel zur Seite.
    »Noch ein paar Stunden«, murmelte er zurück.
    »Das hab ich befürchtet.«
    Hedeman nickte. Sie würden das Jagdlager der Ausrüster nicht mehr bei Tageslicht erreichen, obwohl gerade das der Zweck ihrer Tour war.
    Joe schloss zu Waceys Palomino auf und war nun mit ihm auf einer Höhe. Zwischen den beiden standen zwei Espen, dünn und kreisrund wie Baseballschläger. Die Bäume wuchsen in diesem Wäldchen sehr dicht beieinander,
und ihre schwarzen Wurzeln schlängelten sich über den mit gelben Blättern übersäten Waldboden.
    »Und da kommt der Grund«, murrte Wacey.
    Inmitten der Bäume waren alle Laute und auch das Licht gedämpft, die beiden konnten jedoch die Klimpergeräusche hören, die der Hilfssheriff und sein Packpferd beim Umgehen des Wäldchens verbreiteten. McLanahan hatte dem Packpferd für die Jagd gedachte Satteltaschen aufgeschnallt und sie so voll gestopft, dass sie viel zu breit waren, um Joe und Wacey durch die Espen zu folgen. Die beiden sahen den Hilfssheriff kurz weiter hinten in einer Schneise auftauchen. So schief wie der hatte Joe nicht mal an seinem schlechtesten Tag auf dem Pferd gesessen.
    »Wenn ich gewählt bin, schmeiß ich den sofort raus«, flüsterte Hedeman und schaute weiter dorthin, wo McLanahan kurz zu sehen gewesen war. Joe sagte nichts. Warum auch?
     
    Sie warteten auf einer abschüssigen Lichtung, die rings von Roten Zedern umgeben war, auf McLanahan. Im tiefen Schatten von Felsbrocken und Bäumen lag noch etwas Schnee, der am Morgen gefallen war. Zwischen den Zedern leuchteten gelbe Espenwäldchen, deren Laub da und dort schon blutrot war. Die Abendsonne ließ die Farben fast aggressiv aufstrahlen.
    Joe dachte daran, wie anders alles noch vor ein paar Stunden gewesen war. Am Zeltplatz schienen ihn Scharen von Bewunderern zu umgeben, und er hatte sich als Teil einer großen Streitmacht gefühlt. Hier draußen nun, in der kühlen, dunkelnden Stille der Bighorn Mountains, empfand er sich als winzig und bedeutungslos.

    »Morgen tut mir bestimmt alles weh«, brüllte McLanahan schon von weitem.
    Wacey verlagerte mit einem Ruck sein Gleichgewicht im Sattel. Typisches Zeichen von Verärgerung, dachte Joe.
    »Auf der Pirsch wird nicht gebrüllt«, zischte Wacey, als McLanahan herangekommen war. »Das ist ein schlauer, alter Indianertrick. Wir nehmen einfach an, dass die, an die wir uns anschleichen, links und rechts am Kopf je ein Ohr haben.«
    Der Hilfssheriff schien deutlich verärgert, wollte etwas sagen, ließ es dann aber. Mit Wacey zu streiten war kein Vergnügen.
    »Sie hängen ständig hinterher, und wir sind spät dran«, fuhr Wacey leise zischend fort. »Bis wir das Jagdlager erreichen, ist es stockduster. Wir müssen hier draußen biwakieren und im Morgengrauen zum Zeltplatz der Ausrüster schleichen. Mal sehen, ob wir dann jemanden schnappen können.«
    McLanahan presste die Zähne zusammen. Seine Augen funkelten. Er tat Joe leid. Klar, dass der Hilfssheriff an ihrer Verspätung die Hauptschuld trug, aber Hedeman

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