Jagdopfer
ritt reichlich darauf herum.
»Dass wir so spät losgekommen sind, lag nicht an mir. Barnum hat mir eine ewig lange Materialliste durchgegeben. Ich musste erst alles besorgen«, sagte McLanahan schließlich stockend.
»Na klar - es lag nicht an Ihnen«, meinte Wacey, wandte sich um und setzte sein Pferd in Trab.
»Ärgern Sie sich nicht darüber«, sagte Joe zum Hilfssheriff. »Lohnt nicht.«
»Das musste er wirklich nicht sagen.« McLanahans Unterlippe zitterte. »Nicht auf die Art.«
Jetzt wein bitte nicht, dachte Joe. Er schnalzte, und sein Apfelschimmel setzte sich in Bewegung. McLanahan sollte sich erst mal fangen. Aber was war mit Wacey los? Der schien ungewöhnlich gereizt. Hoffentlich lag das nicht daran, dass der Erfolg oder das Scheitern dieses Unternehmens im Wahlkampf gegen Barnum um das Amt des Sheriffs wahrscheinlich eine große Rolle spielen würde.
Sie banden die Pferde im blauen Licht ihrer Taschenlampen fest und breiteten die Schlafsäcke unter einem Granitvorsprung aus. So nah wie sie dem Jagdlager seien, komme ein Feuer nicht infrage, sagte Wacey.
Marybeth hatte Joe sechs Schinkenbrote mitgegeben, und die aßen sie jetzt im Dunkeln. McLanahan ließ eine Flasche Bourbon rumgehen, was Hedemans Laune zu bessern schien, jedenfalls ein bisschen.
»Ich hab das Footballtraining meines Sohns versäumt«, sagte McLanahan unerwartet. »Ich trainiere die Verteidiger.«
»Sie haben einen Sohn?«, fragte Joe. Der Hilfssheriff war doch noch viel zu jung dafür.
»Na ja, eigentlich ist er nicht mein Sohn.« McLanahan klang etwas verlegen. »Sondern das Kind meiner Verlobten. Wir wohnen zusammen. Sie war schon ein paar Mal verheiratet und ist um einiges älter als ich.«
»Oh.«
Wacey stieß Luft aus. »Was, zum Teufel, hat das mit dem Milchpreis zu tun?«
»Ich hab das Training noch nie verpasst«, fuhr McLanahan fort. »Freitag spielt Twelve Sleep gegen Buffalo. Das erste Heimspiel der Saison.«
»Die großen Buffalo Bisons, unsere gerechte Strafe«, sagte Hedeman sarkastisch. Und dann: »Warum holen Sie nicht Ihr Funkgerät und erzählen Barnum, wo wir sind und was wir machen? All die Leute da unten sind doch scharf auf Nachrichten, damit sie den Rest des Abends an uns rummäkeln und Propheten spielen können. Sagen Sie ihm, dass wir vor Morgengrauen beim Jagdlager sind.«
McLanahan nickte und ging langsam zu seinen Satteltaschen, um nach dem Funkgerät zu graben.
»Junge, Junge«, klagte Wacey, als der Hilfssheriff verschwunden war. »Das ist kein Mitarbeiter, sondern eine Zumutung.«
»Lass dich von ihm nicht aus der Ruhe bringen«, sagte Joe.
Wacey seufzte und kaute sein Brot. »Ich wüsste gern, was in Otes Kühlbox war.«
»Klar.«
»Es könnte alles Mögliche gewesen sein«, fuhr Wacey fort. »Und am Ende hat’s wieder gar nichts zu bedeuten, vermute ich.«
Joe nickte. Dann rasselte er die Farmen runter, die zwischen dem Crazy Woman Creek und dem Haus der Picketts lagen. Überall dort hätte Ote Keeley Hilfe suchen können.
»Er hat irgendeinen Grund gehabt, zu uns zu kommen«, sagte Joe. »Bloß welchen?«
»Schickst du Kot und Kühlbox zur Untersuchung nach Cheyenne?«
»Klar.«
»Dann wissen wir’s«, sagte Wacey.
»Dann wissen wir’s«, wiederholte Joe.
»Oder auch nicht. Könnte ja eine von den Sachen sein, die einfach ungeklärt bleiben. Und der Einzige, der Bescheid wusste, ist der dumme, tote Ote.«
»Vielleicht wollte Ote Ihnen ein paar Flaschen Bier vorbeibringen«, sagte McLanahan, der aus dem Dunkeln auftauchte. »Kann doch sein, dass sich in der Kühlbox ein Sixpack befand, und er dachte: Zischen wir ein paar Bierchen, und versöhnen wir uns wieder.«
»Pardon, McLanahan«, sagte Wacey. »Haben Sie Barnum erreicht?«
Der Hilfssheriff berichtete, dass er mit Barnum gesprochen und ihm die Lage geschildert habe. Barnum habe rausgefunden, wo der Hubschrauber sei, könne ihn aber frühestens morgen Nachmittag bekommen. Von den Ausrüstern Kyle Lensegrav und Calvin Mendes fehle noch immer jede Spur.
»Ratet mal, wer noch in der Kommandozentrale ist«, sagte McLanahan, und seine Zähne schimmerten im Lampenlicht bläulich.
Schweigen.
»Vern Dunnegan!« McLanahan klang zugleich aufgeregt und ehrfürchtig.
Joe spürte, dass Wacey ihn scharf ansah, um seine Reaktion zu prüfen. Er verzog keine Miene.
»Vern hat gesagt: ›Seid vorsichtig, Jungs. Ich möchte stolz auf euch sein.‹«
»Und Barnum?«, fragte Joe.
»Der hat gesagt: ›Baut keinen Mist, und
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