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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann, noch immer fast unhörbar: »Die steht auf Jagdaufseher.«
    Joe konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wacey war schon speziell. Er hatte Joe mal erzählt, Aimee - die junge, sehr gut aussehende Frau des schwerreichen Donald Kensinger von Kensinger Communications - habe eine Schwäche für Cowboy-Typen in Uniform. Joe wusste, dass Wacey in letzter Zeit viel im Eagle Mountain Club gewesen war. Und dass seine Besuche immer mit Donald Kensingers Geschäftsreisen zusammenfielen.
    Wacey kam auf die Veranda und zog die Tür hinter sich zu.
    »Was gibt’s denn? Ich war grad mittendrin.«
    Das war Joe schon klar, denn Hedemans Hemd war genau an der Stelle ziemlich nass, wo es ihm spitz wie ein Zeltdach entgegenragte. Hedeman folgte Joes Blick.
    »Irgendwie peinlich«, meinte Wacey. »Es hat schon angefangen zu tröpfeln. Das passiert einem eben mit dieser Frau, wenn man’s nicht gewohnt ist.«
    Joe berichtete Wacey, was am Morgen passiert war, ließ sich von ihm bestätigen, dass er wusste, wo Ote Keeleys Jagdlager genau lag, und erzählte ihm von der Kühlbox. Wacey schien interessiert.
    »Ote Keeley. Das war doch der, der dir …«
    »Stimmt«, unterbrach Joe knapp.
    »Wann müssen wir denn los?«

    »Sofort.«
    »Ich muss Arlene anrufen.« Das war seine Frau.
    »Vielleicht besser vom Auto aus?«
    Schon wieder dieses ansteckende Lächeln. Wacey zwinkerte Joe zu und wies mit dem Kopf zur Haustür.
    »Sie finanziert meine Kampagne bei der Wahl zum Sheriff«, sagte er verschwörerisch. »Und im Bett probiert sie wirklich alles aus. Heute Morgen hat sie sich sogar rasiert. Hast du schon mal mit’ner Frau rumgemacht, die zwischen den Beinen glatt wie eine Flöte ist? Fast unheimlich, sag ich dir. Wie bei einem kleinen Mädchen, und doch genau das Gegenteil, verstehst du? Man macht sich gar nicht klar, wie groß und voll die Lippen da unten sind, bis man sie mal richtig gesehen hat.«
    Joe nickte unbehaglich.
    Aimee Kensinger kam in einem dicken, weißen Bademantel aus dem Haus.
    Joe sagte Hallo. Er hatte sie mal bei einem Abendessen getroffen, zu dem ihn Marybeth mitgenommen hatte. So eine Spendenaktion fürs Heimatmuseum. Logisch, dass Aimee Joe nicht wiedererkannte. Schließlich hatte er damals keine Uniform getragen.
    »Hallo, Herr Polizist«, sagte, nein, schnurrte sie. Es klang selbstbewusst - ihre Absicht war eindeutig. Und Joe war so erschrocken wie erregt.
    Aimee Kensinger hatte ein sehr offenes, sinnliches Gesicht, um das ihre dunklen Haare glockenförmig bis auf die Schultern fielen. Sie war barfuß, er konnte ihre schmalen Waden sehen. Geschminkt war sie nicht, aber ihr Gesicht war kräftig gerötet. Was immer sie und Wacey vorhin getrieben hatten - es musste sehr durchblutungsfördernd gewesen sein.

    »Zwecklos, Schatz«, sagte Wacey sanft und stupste sie in den Arm. »Der ist verheiratet.«
    »Du auch, Süßer.«
    »Aber bei Joe ist das was anderes.« Dabei zuckte Wacey die Achseln, als könnte er das selbst nicht begreifen.
    »Sei froh«, sagte Aimee. Joe war sich nicht sicher, ob sie das auch meinte.

6
    Kaum war auf dem Zeltplatz Crazy Woman Creek ein Kommandoposten eingerichtet, herrschte dort schon völliges Durcheinander. Dass Ote Keeley ermordet worden war und sich irgendwo in den Bergen ein Lager schwer bewaffneter Tatverdächtiger befinden mochte, hatte die Fantasie der Talbewohner entfacht. Eine Menge Leute waren zum Zeltplatz am Fluss gekommen, darunter pensionierte Polizisten aus Saddlestring, Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr, der Bürgermeister, der Herausgeber des »Saddlestring Roundup« und sogar alte Offiziere - Mitglieder der hiesigen Sektion der Kriegsveteranen, der »Veterans of Foreign Wars« - mit Karabinern aus der Zeit des Koreakriegs. Zwei Lokalgrößen aus der Survival-Bewegung waren in voller Kampfmontur mit umgerüsteten chinesischen Sturmgewehren und Betäubungsgranaten anmarschiert. Sheriff Barnum störte das Gedränge überhaupt nicht - er genoss es in vollen Zügen. Sein provisorisches Büro hatte er in einem dickwandigen Ausrüsterzelt eingerichtet und den Tisch, an dem sonst Karten gedroschen wurden, zu seinem Strategiezentrum
gemacht. Irgendjemand - einer der Koreaveteranen, wie Joe vermutete - sagte dem Sheriff, wie er da so rauchend am Tisch sitze, ähnele er Bürgerkriegsgeneral Ulysses S. Grant vor der Schlacht bei Shiloh. Dieser Vergleich ging Barnum runter wie Öl, und er rieb ihn allen Neuankömmlingen unter die Nase.
    Joe und Wacey sattelten ihre Pferde,

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