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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschleiert schien -, begriff er, dass er sich wahrscheinlich eine andere Arbeit suchen musste, wenn sich die Dinge für ihn und seine Familie ändern sollten. Marybeth und seine Töchter verdienten etwas Besseres. Um ihnen das zu bieten, würde er den Beruf aufgeben müssen, den er so sehr liebte.
    Aber zunächst ging es um einen Toten hinter seinem Haus und um ein Jagdlager hier in der Nähe.
    Wacey seufzte tief auf. Er schnarchte schon die ganze Zeit und schien erschöpft. Könnt ich doch so schlafen, dachte Joe.

7
    Um sechs Uhr früh rollten sie schweigend ihre Schlafsäcke ein, sattelten auf und ritten unter Waceys Führung den Hang hoch und über den Bergrücken. Dann ging es wieder ins Tal des Crazy Woman Creeks hinunter, wo sich das Jagdlager befand. Keiner hatte Frühstück dabei.
    Joe war wachsam und doch nicht ganz wach. Obwohl er in der Nacht noch geschlafen haben musste, konnte er sich eigentlich nicht erinnern, aufgewacht zu sein. Er war immer wieder in quälenden Halbschlaf gefallen, hochgeschreckt und erneut eingedöst und hatte lebhaft geträumt - lauter merkwürdige Dinge, die vorn und hinten nicht zusammenpassten.
    Er folgte Wacey einen Reitpfad hinunter aufs Camp zu. Es war noch immer so dunkel, dass er die abgetragene Jeansjacke seines Vordermanns nicht scharf erkennen konnte. Hilfssheriff McLanahan ritt hinter Joe. Bis jetzt hatten die drei noch kein Wort miteinander gesprochen.
    Sie banden ihre Pferde in einem Drehkiefernwäldchen fest. Wacey schüttete ihnen aufstaubenden Hafer hin, der die Tiere ablenken und ruhig halten sollte, während die Männer das letzte Stück des Pfades bis zum Camp gingen. Es war eine Stunde vor Tagesanbruch, und die Bergluft war frisch. Die Kälte, die sich über Nacht eingenistet hatte, begann gerade erst, sich durch die Bäume hangaufwärts zurückzuziehen.
    Nach kaum dreißig Minuten hatten sie das Lager erreicht. Plötzlich lagen die Ausrüsterzelte aus Leinwand vor ihnen. Sie waren nur als blaugraue Flecke im dunklen Gras und zwischen den fast schwarzen Bäumen zu erkennen. Sofort kauerte sich Wacey auf Jägerart nieder; Joe und McLanahan taten es ihm rasch nach. Sie hielten sich hinter einer Hecke aus jungen, etwa einen Meter hohen Kiefern verborgen.
    Wacey beugte sich zu Joe und McLanahan vor und flüsterte, der Hilfssheriff solle das Lager linksrum, Joe rechtsrum einkreisen. Er selbst werde auf dem Pfad weiterschleichen
und sich hinter einem Granitvorsprung am Rand der Lichtung, auf der die Zelte aufgeschlagen waren, verstecken. Wenn sie alle gute Deckung gefunden und das Lager von dort im Blick hätten, würden sie warten, bis es hell werde. Er, Wacey, werde die Ausrüster dann auffordern, mit hinterm Kopf gefalteten Händen aus den Zelten zu kommen. Wenn nur er rede, wüssten sie nicht, mit wie vielen Männern sie es zu tun hätten. Joe war beeindruckt, wie selbstverständlich Wacey die Sache in die Hand nahm. Imponierend auch seine taktischen Fähigkeiten. Er schien wirklich ein geborener und überlegener Anführer zu sein, hatte sie ohne Landkarte direkt hierher gebracht und die Leitung ohne alle Hemmung übernommen. So kannte Joe ihn gar nicht.
    »Habt ihr die Pferde gesehen?«, fragte Wacey flüsternd. »Zwei in einer Koppel.« Joe schüttelte den Kopf. So schnell, wie er abgetaucht war, hatte er kaum die Zelte wahrgenommen.
    »Vermutlich ist doch jemand im Lager.« Wacey sah Joe und McLanahan an. »Die Pferde bemerken uns wahrscheinlich früher als die Männer. Seid also ganz leise, bleibt am Boden, und lasst euch nicht sehen.«
    McLanahan atmete tief und am Ende hörbar aus und streichelte geistesabwesend mit dem Daumen den Lauf seiner Schrotflinte. Er war besorgt und wahrscheinlich ängstlich. In seinem Gesicht stand nicht mehr der abenteuernde Haudrauf-Enthusiasmus, den Joe am Abend zuvor beim Hilfssheriff beobachtet hatte. Joe begriff.
     
    Gebückt suchte er sich seinen Weg durch die Bäume zur rechten Seite des Camps. Die Flinte hielt er die ganze Zeit flach überm Boden. Er war froh, sie dabeizuhaben. Er
schlich hinter dem Stamm einer dicken, umgestürzten Kiefer entlang, bis er ihr Wurzelwerk erreicht hatte. Dort erhob er sich zum ersten Mal und warf einen genaueren Blick auf das Lager.
    Drei Zelte waren im Halbkreis mit dem Eingang zu einer in Stein gefassten Feuerstelle aufgebaut. Sie standen das ganze Jahr über dort und hatten Öfen, vermutlich auch Holzböden. Aus jedem Zeltdach ragte ein verrußtes Ofenrohr. Ein massiver Holztisch mit

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