Jagdopfer
zum Abendbrot bleiben wolle, aber der sagte, er müsse nach Hause. Auf dem Weg zur Tür hielt Wacey plötzlich inne und sah Lucy und Sheridan beim Spielen zu.
»Ein süßer kleiner Hund ist das.«
»Ich bin kein Hündchen!«, schrie Lucy, erhob sich von den Hinterläufen und wuselte mit ihren pummeligen Armen unterm Kinn herum, während Sheridan sie mit einem unsichtbaren Leckerbissen fütterte.
»Was bist du dann?«
»Kein Hündchen«, sagte Lucy und ließ sich wieder auf die Hinterläufe fallen.
Joe begleitete Wacey zu seinem Pick-up. Bevor Wacey einstieg, blieb er noch ein wenig im Dunkeln stehen. Er hatte sich ein Bier mitgenommen, und Joe hörte, wie er die Flasche öffnete.
»Joe, weißt du, wie das aussieht, wenn sich rumspricht, dass du Clyde Lidgards Wohnwagen angezündet hast?«
»Wieder ein kapitaler Bock«, gab Joe zu und griff nach der Waffe auf der Ladefläche seines Wagens. Vielleicht war sie inzwischen so weit abgekühlt, dass er sie anfassen konnte. Sie war noch warm. Er beschrieb kurz, was geschehen war, und sagte, er verstehe nicht, wie das Feuer ausgebrochen sei. Dass er ein Auto - möglicherweise einen Suburban - gesehen hatte, erzählte er nicht.
»So ein verflixtes Pech.« Wacey betrachtete die unbrauchbar gewordene Waffe. »Ich wette, Barnum amüsiert sich köstlich darüber. Morgen weiß es die halbe Stadt.«
Joe seufzte - unglaublich, dass er seine Waffe schon wieder verloren hatte.
Wacey trank einen Schluck Bier. »Bist du sicher, dass du diese Sache weiterverfolgen solltest?«
»Ote Keeley ist auf meinem Holzstapel gestorben. Das macht es irgendwie zu einer persönlichen Angelegenheit. Und ich finde, die Teile passen einfach nicht zusammen.«
»Was denn vor allem?«
Joe fuhr sich über die Augen. Sie brannten vom Feuer. »Ach, ich weiß nicht. Ich schätze, mir will nicht einleuchten, dass Clyde Lidgard einfach in die Berge gegangen ist, ohne klaren Grund drei Männer erschossen hat
und dann in ihrem Lager geblieben ist, bis wir ihn gefunden haben. Und ich frag mich, warum Ote Keeley zum Sterben noch den ganzen Weg zu mir reiten musste.«
»Joe …« Waceys Stimme klang schrill und gequält, als verliere er die Geduld. »Clyde Lidgard war total verrückt. Was so einer tut, kannst du nicht erklären. Darum ist er ja verrückt. Lass es einfach sausen.«
»Du redest wie Barnum und alle anderen.«
»Vielleicht hat er ausnahmsweise Recht.« Wacey setzte sein Bier an, und Joe sah den Mond blassblau auf dem Boden der Flasche gespiegelt. »Glaub mir, Joe - alles ist untersucht worden, und alle sind zufrieden. Wir sind nur Jagdaufseher, keine Kripo. Die Leute denken, wir sind nur bessere Tierkontrolleure. Wild-Schutzpolizisten. Sei hier nicht der einsame Ranger. Du bringst die Zentrale nur in Verlegenheit und reitest dich in noch mehr Ärger - wenn das überhaupt möglich ist.«
Geistesabwesend trat Joe mit der Schuhspitze in den Staub und sah zu Boden.
»Und du weißt ja nie«, fuhr Wacey fort. »Vielleicht findest du einen Bösen, und wenn du nach der Waffe greifst, fällt dir ein, dass du das verdammte Ding schon wieder verloren hast.« Joe wusste genau, dass Wacey ihn im Dunkeln angrinste.
»Sonst noch was?«, fragte er verdrossen.
»Fahr einfach mit deiner süßen, kleinen Familie in die Berge und mach einen schönen Urlaub im Eagle Mountain Club«, schlug Wacey vor. »Davon abgesehen geht die Jagdsaison jetzt richtig los, und du wirst alle Hände voll zu tun haben. Genau wie ich.«
»Schon möglich«, sagte Joe.
»Das sagst du immer, wenn du ganz anderer Meinung
bist, aber nicht mehr drüber reden willst. Ich kenn dich ziemlich gut, Joe. Du kannst ein verdammt sturer Hund sein.«
»Schon möglich«, sagte Joe. Wacey seufzte, und die beiden standen schweigend da. Dunkle Wolken wogten schnell und niedrig über den Himmel und übermalten die Sterne mit dicken schwarzen Pinselstrichen.
»Du und Arlene - ihr könntet doch auch bei Kensingers wohnen?«
Wacey prustete los. »Weißt du, was Arlene unter Luxus versteht? Achtzig Fernsehprogramme! Sie würde das Haus nicht ganz so schätzen wie Marybeth. Außerdem fände sie vielleicht eine Socke von mir unterm Bett.«
Joe nickte, war sich aber nicht sicher, ob Wacey das im Dunkeln sehen konnte.
»Ich werd noch eine Woche arbeiten, bevor ich meine Kandidatur anmelde«, sagte Wacey nach langem Schweigen. »Ich bemüh mich, vom Staat beurlaubt zu werden. Wenn das nicht klappt, muss ich kündigen.«
»Und wenn du die Wahl
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