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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Road gelaufen. Dort besann sie sich anders und jagte wieder die Einfahrt hinauf. Sie hatte die Hand schon am Griff der Wagentür, doch dann zögerte sie. Sie dachte nicht klar, merkte aber, dass sie überhaupt keine Idee hatte, was sie im Wagen tun sollte. Zwar konnte sie die Türen verriegeln, aber Wacey würde dann einfach eine Scheibe einschlagen und sie schnappen. Wegfahren ging nicht, denn Mom nahm immer den Autoschlüssel mit. Vermutlich lag er in ihrer Handtasche auf dem Küchenboden.
    Also ließ sie sich auf den Bauch fallen und kroch wie
ein Krebs unters Auto. Der scharfe Schotter drückte sich in ihre bloßen Hände und drang in ihren Hosenbund. Ein heißes Metallrohr am Unterboden des Wagens zerriss ihr die Bluse und verbrannte ihr an einer Stelle den Rücken.
    Dann kam sie auf der anderen Seite wieder unter dem Auto hervor und stand auf. Sie blieb einen Augenblick stehen und versuchte nachzudenken. Entweder sie rannte wieder auf die Bighorn Road, wo sie vielleicht jemanden finden würde. Oder sie lief um die Garage herum in den Hof. Auf der Straße konnte er sie gleich sehen und erschießen oder überfahren, den Hof dagegen und seine nähere Umgebung kannte sie genau. Dort würde er wohl nicht zuerst suchen, und sie würde Zeit gewinnen. Diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und dann rannte sie zur Garage. Einige entsetzliche Sekunden lang war sie ohne Deckung - er würde sie bestimmt sehen, wenn er jetzt in ihre Richtung schaute … Bevor sie sich auf alle viere fallen ließ, um durch die Fliederbüsche zu kriechen, blickte sie kurz über die Schulter.
    Im Haus brannten alle Lampen, und Wacey kam aus der Vordertür. Er hatte die eine Hand auf der Klinke, hielt in der anderen die Pistole und schaute blinzelnd die Einfahrt hoch zur Straße. Sheridan war sicher, dass er sie nicht in den dunklen Büschen hatte verschwinden sehen, die zwischen Haus und Garage eine Hecke bildeten.
    Als sie sich durch die Sträucher schlängelte, konnte sie kaum etwas erkennen, doch sie wusste den Weg inzwischen fast auswendig. Da hörte sie, wie er ihren Namen rief. Und dann rief er ein zweites Mal.
    Nein, sie sah fast nichts, doch sie kannte sich im Unterholz gut aus, kam endlich aus den Büschen und rannte über den Hof. Dabei wich sie den Lichtkegeln und der
Pyramidenpappel aus, kam am Holzstapel vorbei, dessen sauber aufgeschichtete Stämme nun verstreut auf dem Boden lagen, duckte sich durch den Zaun und lief über die Koppel. Die Scheune war leer und dunkel, Dads Apfelschimmel verschwunden. Sie zerrte eine schwere Pferdedecke vom Querbalken, warf sie sich über die Schultern und rannte aus der Scheune zum Canyon. Sie wollte hinauf in die Hügel, dorthin, von wo die Monster gekommen waren. Oder das, was sie damals für Monster gehalten hatte.
    Sie hörte Wacey wieder ihren Namen schreien.
    Aha - jetzt stand er vorne auf der Straße.
     
    Sheridan stieg eine Seite des Canyons hinauf und entfernte sich immer weiter vom Haus. Kakteen stachen ihr in die Füße, und Dornen wilder Rosenbüsche rissen an ihren Sachen, gerieten ihr ins Haar, ritzten ihre Haut, als wollten sie sie davon abhalten, höher zu klettern, und sie dorthin zurückweisen, wohin sie gehörte. Sie konnte kaum erkennen, wohin sie stieg. Darum bahnte sie sich ihren Weg blind. Dabei nahm sie Sinne zu Hilfe, von deren Besitz sie bisher nicht gewusst hatte, die ihr jetzt aber sagten, wann sie die Richtung ändern, sich bücken oder mit einem großen Schritt über einen Stein treten sollte. Ein paar Mal zog sie die Pferdedecke über Kopf und Arme und kämpfte sich so durchs Dickicht, das ihr sonst die Haut aufgerissen und sie zum Stolpern gebracht hätte.
    Schließlich hielt sie an. Sie konnte nicht mehr. Ihr Brustkorb brannte vom heftigen Atmen, und ihre Arme und Beine waren einfach zu schwer.
    Sie sank auf den Boden, lehnte den Rücken an einen Felsblock, schlang sich die Pferdedecke um und presste
den Mund hinein, um ihr furchtbares Schluchzen zu dämpfen. Das Bild ihrer Mutter auf dem Küchenboden nahm sie völlig in Beschlag. Sie schob die Hand, die sie auf die Taille ihrer Mutter gelegt hatte, in den Mund und schmeckte Blut. Und sie lauschte - hoffentlich hörte sie Wacey nicht nachkommen.
    Stattdessen rief er ihren Namen - und diesmal sehr deutlich.
    »Sheridan, ich weiß, dass du mich hörst.« Er musste jetzt hinterm Haus im Hof sein. Die Stimme tönte durch den Canyon und warf hier und da ein Echo.
    »Ich weiß, dass du mich hörst, Sheridan. Ich

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