Jagdrevier: Thriller
Widerrede, okay?« Jake sah die Mädchen an. Beide nickten.
»Weiter.« Er hob Katy hoch und hielt Elizabeth den Arm hin.
Sie schleppten sich einen Forstweg entlang und hinterließen absichtlich Spuren, denen selbst ein Blinder hätte folgen können. Jake ging so schnell wie nur möglich. Dabei hielt er Ausschau nach einem passenden Baum.
Die sind alle zu klein,
stellte er fest. Während sie sich tiefer in den Sumpf vorarbeiteten, dachte Jake über seinen Plan nach.
Ich habe nur zwei Patronen. Nur zwei Versuche. Ich muss ganz nahe dran sein. Sind mehr als zwei Kerle hinter uns her?
Es wäre genauso, wie wenn er zwei dicke alte Puter anlocken und sie so nahe wie möglich herankommen lassen würde. So etwas hatte Jake schon öfter gemacht. Die größte Herausforderung war, dabei nicht gesehen zu werden.
Nachdem sie den Weg weitere dreihundert Meter entlanggehumpelt waren und jede Menge Spuren hinterlassen hatten, entdeckte Jake
den Baum
– eine gigantische Schwarzeiche mit starken Ästen und einer ausladenden Krone. Der riesige Baum war sicher hundert Jahre alt und hatte gerade frische Blattknospen angesetzt; die schweren Äste hingen weit über die Straße. Etwa hundert Meter hinter dem Baum blieb Jake stehen und setzte Katy ab.
Das ist weit genug,
hoffte er.
»Okay. Hört zu – und keine Diskussionen. Ihr versteckt euch hinter den Bäumen dort drüben. Setzt euch auf die andere Seite. Hier ist meine Taschenlampe, aber schaltet sie
nicht
ein. Und ich meine wirklich
nicht,
es sei denn, es ist absolut notwendig. Wenn ihr einen Schuss hört, lauft ihr nicht weg. Außer ihr hört mich rufen, ihr sollt rennen. Dann lauft ihr dorthin.« Jake zeigte in die Richtung, in die sie bis gerade gegangen waren. »Bis zum Highway 17 kann es nicht mehr weit sein. Lauft immer weiter bis zur Straße.« Die Mädchen schwiegen, also fuhr er fort: »Aber erst mal setzt ihr euch mucksmäuschenstill hin. Ich schnappe mir die Kerle. Und jetzt muss ich schnell machen. Ihr sitzt nur ganz leise hinter einem Baum und wartet auf mich. Okay?«
»Dad?« Katys Augen füllten sich mit Tränen.
»Nein, Katy«, unterbrach Jake sie. »Du musst nun ein großesMädchen sein und Elizabeth helfen. Bitte. Ich weiß, was ich tue.« Dabei versagte ihm selbst fast die Stimme.
»Und Sie, Elizabeth, passen auf Katy auf. Ihr beide bleibt zusammen. Keine Panik, auch wenn ihr Schüsse hört, okay? Mit Schüssen müsst ihr sogar rechnen. Ich bringe uns hier raus – so viel steht fest.«
»Ja, Sir.« Elizabeth verstand, wie ernst er es meinte – sie hörte es an seiner Stimme. Aber sie spürte auch, dass er Angst hatte.
Jake drückte Katy so fest an sich wie noch nie zuvor im Leben. »Ich liebe dich, Katy.« Er wollte noch mehr sagen, doch seine Kehle war viel zu eng. Jake schluckte. »Ich ... ich bin spätestens in einer Stunde wieder bei euch. Bitte seid ganz still. Genau wie bei der Hirschjagd. Okay?«
Katy brachte keinen Ton heraus.
»Du musst jetzt auf Elizabeth aufpassen. Sie braucht dich.« Er zwinkerte Elizabeth zu. Sie verstand und lächelte. Jake wusste, wie gerne Katy sich gebraucht fühlte und dass sie immer stolz war, wenn sie eine Aufgabe hatte. »Du trägst die Verantwortung.«
Katy wollte ihn nicht loslassen.
»Bitte, Katy. Ich muss weg.«
Schließlich lockerte sie ihren Griff.
»Ich liebe dich, Dad.«
»Ich liebe dich auch, Süße.«
Jake sah zu, wie die Mädchen weggingen. Er wusste, dass sie das richtige Versteck finden würden. Katy war gut im Versteckspielen. Er selbst verließ den Weg, ging etwa zwanzig Meter in den Wald hinein und arbeitete sich dann eilig zurück zu der riesigen Eiche. Vom Holzabfuhrweg hielt er sich dabei fern. Er dachte an Peter Capsticks Geschichte über den Leoparden, der in einem Baum hoch über seinen eigenen Spuren auf den ahnungslosen Jäger wartete. Das war Jakes Plan. Die Verfolger würden auf dem Boden nach ihnen suchen. Jake konnte sieüberraschen, aber er musste sie sehr nahe herankommen lassen. Die helle Haut seiner Arme und sein Gesicht würden auffallen, im dunklen Wald fast leuchten. Deshalb rieb er sich an der nächsten Matschpfütze mit schlammigem Dreck ein.
Als er vor der Eiche stand, sah er, dass es nicht leicht werden würde, den ersten Ast zu erreichen. Abgesehen davon war der Baum jedoch ideal. Er horchte, hörte aber nichts, was auf sich nähernde Personen hindeutete. Anscheinend blieb ihm noch ein wenig Zeit. Lautlos nahm er die beiden Patronen aus dem Gewehr und
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