Jagdrevier: Thriller
von weitem erkennen. Er wechselte auf die andere Seite des Weges. Hier war der Boden etwas härter. Lautlos eilte er weiter. Er wurde immer schneller.
Nach ein paar hundert Metern hielt Reese inne. Ihn beschlich ein unheimliches Gefühl. Hier waren die Bäume größer und er konnte leicht in einen Hinterhalt geraten. Doch die Spuren führten immer weiter den Weg entlang. Und Spuren logen nicht. Diese waren allem Anschein nach frisch, also setzte er die Verfolgung fort.
Das blöde Arschloch rennt vor Angst wie ein Hase.
Siebenundsiebzig
Jake nahm auf dem Forstweg eine Bewegung wahr. In etwa achtzig Metern Entfernung. Die Geschwindigkeit seines Herzschlags verdoppelte sich.
Es funktioniert. Sie beißen an,
dachte er. Nun musste er nur noch Geduld haben – sie auf fünfzehn Meter herankommen lassen und dann den ersten töten. Er betete, dass ihm genügend Zeit bleiben würde, den zweiten Gangster zu erledigen, bevor er selbst erschossen wurde. Wieder bildeten sich Schweißperlen auf seinem ganzen Körper.
Ich muss mich konzentrieren. Wenn ich danebenschieße, bin ich tot. Und weiß Gott, was die dann mit Katy und Elizabeth machen.
Jake wollte nicht glauben, dass er sich zum dritten Mal in derselben Nacht Gedanken darüber machte, wie er einen Menschen töten konnte. Er holte tief Luft, hielt einen Moment lang den Atem an und stieß ihn dann sehr langsam aus. Die Bewegung war inzwischen nur noch fünfzig Meter entfernt und kam schnell näher. Jake wiederholte seine Atemübung. Er fing an zu zittern. Bilder, wie Katy ihn umarmte und wie die Kerle sich auf Elizabeth stürzten, flackerten vor ihm auf. Er schüttelte vorsichtig den Kopf, versuchte ihn dadurch klar zu bekommen. Die Bewegung näherte sich auf vierzig Meter. Er sah Katys Gesicht vor sich und hörte sie kichern.
Langsam hob er die Waffe und zielte. Gelegentlich hörte er einen Zweig knacken. Angst überflutete Jakes Gedanken. Er zwang sich, noch einmal tief durchzuatmen. Er sah nur einen einzelnen Mann.
Wo ist der andere?
, schrie er stumm. Er wolltesie beide. Diese Sache musste ein Ende haben. Jetzt und hier. Jake suchte mit den Augen die Gegend hinter dem ersten Mann ab, der nun nur noch zwanzig Meter entfernt war. Er hielt nach weiteren Bewegungen Ausschau. Den einen Kerl, den er sehen konnte, erkannte Jake als Mitglied der Gang. Er warf noch einen weiteren schnellen Blick den Weg entlang.
Verdammt!
Der Mann war nur noch zehn Meter entfernt – er hatte ihn zu nahe herankommen lassen. Jake fixierte ihn und schaute dann noch ein letztes Mal zur Fahrspur. Dort war niemand sonst. Jedenfalls konnte er keinen entdecken.
Verdammt!
, schrie er in seinem Kopf.
Der Gangster ging langsamer. Er war nun direkt unter Jake. Mit einer Hand zielte Jake geradewegs nach unten. Mit der anderen hielt er sich an dem Ast fest. In seinem Bestreben, beide Verbrecher erledigen zu können, hatte Jake den Mann zu nahe herankommen lassen. Er überlegte, ob er ihn vorbeigehen lassen sollte, um ein besseres Zielfeld zu bekommen.
Zum Teufel damit!
, dachte er, holte noch einmal Luft und richtete das Gewehr auf den Kopf des Verbrechers, vier kurze Meter weit entfernt. Jake hatte ihn.
Gerade als Jakes Gehirn seinem Finger befahl den Abzug zu betätigen, lief ihm ein großer Schweißtropfen die Nase entlang. Hilflos sah er zu, wie der Tropfen in Zeitlupe nach unten fiel und dem Mann seitlich aufs Gesicht klatschte. Sofort flog der Blick des Gangsters zu Jake hinauf und der Kerl sprang zurück. Einhändig drückte Jake ab.
BUMM!
Der zweite Schuss kam fast zeitgleich.
BAMM!
Der Kerl hatte auf ihn geschossen. Jake spürte einen harten Schlag gegen die Brust. Das Mündungsfeuer blendete ihn. Er blinzelte hektisch und sah, wie der Verbrecher noch einmal auf ihn zielte. Jake hatte ihn verfehlt! Sofort pumpte er die letzte Patrone in die Kammer und schwang das Gewehr in Richtung des Mannes.
BUMM!
Jake fiel vom Baum und landete hart auf der Seite.
Mühsam rappelte er sich auf und wankte zu dem Gangster. Sein Anblick erfüllte Jake Crosby mit Entsetzen. Das Loch in der Brust dieses Kerls war so groß, dass man mühelos einen Softball hätte hindurchwerfen können. Mit ausgestreckten Armen lag er auf dem Rücken und regte sich nicht mehr. Das gekerbte Geschoss hatte ihn komplett durchschlagen. Etwas Blutigeres und Ekelhafteres hatte Jake noch nie gesehen. Ein paar Augenblicke lang stand er da und schnappte panisch nach Luft. Als er sich wieder ein wenig gefasst hatte, sah er sich das
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