Jagdrevier: Thriller
Einfahrt war groß genug für mehrere Fahrzeuge. Weil er aber nur eines sah, wusste er, dass die Frau wahrscheinlich allein war. Er hoffte, dass nicht auch noch ein oder zwei Kinder im Haus schliefen. Ein bisschen mehr Zeit zum Planen wäre ihm lieber gewesen. Vor allem weil es auch noch ein schickes Angelboot gab, in dem sicher teure Ruten und Rollen lagen, die man sich holen konnte. Moon Pie angelte fürs Leben gern, hasste es aber, für gute Ausrüstung zu bezahlen. Wenn er hier fertig war, würde er das Boot unter die Lupe nehmen.
Als er sich dem Haus langsam näherte, begann ein großer Hund halbherzig zu bellen. Moon Pie hatte damit gerechnet. Er ging in die Hocke und tat so freundlich, wie er konnte, aber die Töle ließ sich nicht beeindrucken. Also zog er den Hotdog aus der Tasche, den er gerade im Quik Mart gekauft hatte, brach ihn in zwei Hälften und warf der Hündin eine hin. Sie hörte auf zu bellen, beschnüffelte den Köder und fraß ihn. Moon Pie wedelte mit dem Rest und warf ihn nur ein paar Meter vor sich auf die Erde. Der Kläffer kam langsam näher, war aber immer noch sehr misstrauisch. An Männer in Tarnkleidung, die zu jeder Tages- oder Nachtzeit zum Haus kamen, war die Hündin gewöhnt. Normalerweise wurde sie gelobt, wenn sie dann bellte. Aber der Kerl hier hatte Futter. Sollte sie lieber das Haus beschützen oder den köstlichen Hotdog fressen? Das Würstchen gewann. Sie begleitete den Mann bis zum Eingang.
Bei einem Blick durch das Glasfenster der Haustür sah Moon Pie das beleuchtete Nummernpad einer Alarmanlage. Alle Lämpchen standen auf grün. Er lächelte.
Das ist viel zu leicht.
Dann berührte etwas Feuchtes, Kaltes seine Hand. Moon Pie fuhr hektisch herum. Neben ihm saß die schwarze Hündin und wedelte mit dem Schwanz.
Zwölf
Jake fuhr, als säße ihm der Teufel im Nacken, und riss auf dem ganzen Weg junge Bäume um. Einen Seitenspiegel hatte er so bereits verloren. Er spürte, wie Panik ihn erfasste, doch immer wieder ermahnte er sich, ruhig zu bleiben und nachzudenken. Als er eine Anhöhe erreichte, fuhr er langsamer und warf einen Blick auf sein Handy.
»Immer noch kein Empfang. Es ist nicht zu fassen.« Jake warf das Telefon genervt beiseite und schaute in den Rückspiegel. Er sah keine Lichter, die ihm folgten. Allerdings hatte er hier im Wald keine gute Sicht – bestimmt keine hundert Meter.
Jake hielt an, stellte den Motor ab, stieg aus und horchte. Nichts. Vielleicht verfolgten die Kerle ihn gar nicht? Vielleicht waren er und Katy noch einmal davongekommen? Er hatte keine Ahnung, wie weit er hören konnte, aber es musste ein ganzes Stück sein. Als Jake wieder einstieg, zog Katy sich gerade ihre Hose an. Sie machte einen nervösen Eindruck, aber er sorgte dafür, dass sie zu tun hatte.
»Zieh die dicken grauen Strümpfe an!«, sagte er.
»Die hier?« Er hörte die Angst in ihrer Stimme.
»Ja, Baby.« Jacke nickte.
Er ließ den Wagen wieder an und warf einen Blick auf die Anzeigen. Der Tank war noch halb voll.
Gut.
Sie mussten so schnell wie möglich die Dummy Line erreichen, und dann nichts wie weg. Die Entfernung zur nächsten Landstraße schätzte erauf etwa zwanzig Meilen. Sein Handy würde vermutlich erst auf dem Highway 17 wieder funktionieren. Besorgt dachte er beim Weiterfahren an das gewaltige Schlammloch, das vor ihnen lag.
Die Bilder von dem, was passiert war, verfolgten ihn. Er konnte nicht glauben, dass er den Typen erschossen hatte. Ihm war keine andere Wahl geblieben, aber alles erschien ihm so unwirklich.
Was für ein Alptraum!
Tief im Innern wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Trotzdem fragte er sich, ob er den Schuss hätte vermeiden können. Wäre es besser gewesen, ins Licht zu treten und sein Gewehr zu zeigen? Er würde es nie erfahren.
Wer waren diese Kerle? Was wollten sie?
Und warum hatte er Katy ausgerechnet diesmal mit ins Camp genommen, wo er doch so oft hierherkam?
Katy, meine süße, liebe Katy.
Beim Gedanken daran, was ihr hätte zustoßen können, erschauerte er. Morgan würde ihm den Kopf abreißen.
»Dad, wo sind meine Stiefel?«, fragte Katy.
Jake fiel ein, dass er sie im Wohnwagen gelassen hatte. »Verdammt«, schnaubte er. Er hatte die Stiefel mit hineingenommen, damit sie am Morgen warm waren. Bei ihrem überstürzten Aufbruch hatte er zwar an Katys Kleider gedacht, die Stiefel aber vergessen.
»Kein Problem ... Sie sind noch im Wohnwagen. Aber du brauchst sie nicht. Wir fahren direkt zum
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