Jagdrevier: Thriller
Abzugsbügel gesteckt, damit die Fingerabdrücke erhalten blieben, die Shug noch nicht weggeleckt hatte.
»Wow!«, rief Ollie.
Larson wollte fast platzen vor Stolz. »Und mit dem Ding wurde kürzlich geschossen«, verkündete er.
Ollie beugte sich vor, roch an der Mündung und nickte.
R.C. tat dasselbe. »Riecht nach Hamburger, wenn ihr mich fragt.«
Larson ignorierte ihn.
»Gut gemacht, Larson! Endlich hat der Hund mal was geleistet«, sagte Ollie.
»Ja, ja, ja. Ganz prima«, sagte R.C. sarkastisch.
»Das könnte eine wichtige Spur sein. Also nimm die Sache gefälligst ernst«, ermahnte ihn Ollie.
»Sorry.« R.C. schaute sich die Pistole noch einmal an.
»Wie erklärst du dir das alles, Ollie? Hat das, was am Tor passiert ist, etwas mit dieser Waffe zu tun und mit dem, was hier im Camp vorgefallen ist?« R.C. machte eine rudernde Armbewegung, mit der er die gesamte Fläche vor dem Clubhaus einschloss.
»Keine Ahnung ... Ich sehe die Verbindung nicht. Eigentlich würde ich von einer Aneinanderreihung seltsamer Zufälle ausgehen. Aber jetzt ... Wir wissen einfach nicht, was hier los war.«
Ollie nahm Larson vorsichtig die Pistole ab und öffnete die Trommel. Das Risiko, dabei Fingerabdrücke zu verwischen, musste er eingehen. Und tatsächlich, im Zündhütchen war eine Delle. Er schloss die Trommel, atmete tief durch und sagte: »Okay, es geht nicht mehr anders. Ich fordere Verstärkung an. Wir müssen das Mädchen finden.«
R.C. und Larson nickten.
»Kennen Sie Johnny Lee Grovers Adresse, Larson?« Ollie sah den Deputy kurz nachdenken und dann langsam nicken. »Fahren Sie zu seinem Wohntrailer und sehen Sie nach, ob er dort ist. Keine Anschuldigungen. Ich will nur wissen, wo er ist. Also los!«, befahl Ollie.
»Ja, Sir!« Larson sprang in den Streifenwagen.
»R.C., du erinnerst dich, was beim letzten Mal passiert ist, als ich die Häuptlinge zusammengetrommelt habe. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Du vielleicht?«
»Nein, Chief. Und ich stehe hundertprozentig hinter dir ... falls dich das irgendwie beruhigt.«
»Ich denke, wir schlagen hier im Camp unsere vorläufige Kommandozentrale auf.«
Sie beobachteten, wie Larson nach fünfundzwanzig Metern zügiger Fahrt auf die Bremse stieg, aus dem Wagen sprang, zur Beifahrerseite rannte und dort einen ebenso erschöpften wie verwirrten Deutschen Schäferhund losband und auf den Rücksitz verfrachtete. Larson tat, als sei nichts weiter geschehen. Er sah sich kein einziges Mal zu Ollie und R.C. um.
Lachend schauten die beiden sich an.
»Ich muss ein paar Leute anrufen.« Ollie ging zu seinem Wagen.
»Ja, Sir, Chief. Und ich gebe die Seriennummer der Pistole durch und lasse den Eigentümer feststellen.«
Vierzig
Je mehr Ethan »Moon Pie« Daniels darüber nachdachte, dass seine Freundin im Netz surfte, desto wütender wurde er. Er traute Sheree nicht, konnte aber auch nicht ohne sie leben. Was immer sie anstellte und mit wem – wenn sie wiederkam, gab er ihr jedes Mal noch eine Chance.
Umsichtig fuhr er durch Aliceville und den Alabama Highway 17 entlang. Das Wimmern und Schluchzen hinten im Wagen riss nicht ab, aber er hörte gar nicht hin. Wenn es sein musste, war Moon Pie kalt wie Eis, und so etwas wie Reue kannte er nicht. Dank dieser Kombination war er zu allem fähig.
Moon Pie dachte über ein neues Medikament nach, von dem er gehört hatte: Ketaset. Man benutzte es, um Bären zu betäuben. Das faszinierte ihn. Angeblich konnte man damit einen ausgewachsenen Bären komplett ruhigstellen. Gleichzeitig sah und hörte das Tier alles, was ringsherum passierte. Tierschützer verwendeten das Mittel, um Bären, die ihre Angst vor Menschen verloren hatten, in einen Dämmerzustand zu versetzen. Bislang hatte man solche Problembären immer zum Abschuss freigegeben, doch die neue Technik funktionierte hervorragend. Die Biologen verdroschen den unter Drogen stehenden Bären ganz einfach und jagten ihm damit eine Heidenangst vor Menschen ein. Moon Pie wollte unbedingt etwas von dem Zeug in die Finger bekommen. Beim Gedanken daran, was er mit den Cyber-Liebhabern seiner Freundin anstellen würde, während sie hilflos und bewegungsunfähig zusehen mussten, lächelte er.
Ich wünschte, ich hätte schon jetzt etwas davon. Dann könnte ich es bei der Heulsuse hinten im Wagen gleich ausprobieren. Sobald ich mit diesem kleinen Projekt hier fertig bin, besorge ich mir das Ketaset.
Er konnte sich recht gut vorstellen, was mit dem Schmuckstück,
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