Jagdrevier: Thriller
Kumpel.«
Biep-biep.
»Ich muss mich auf dich verlassen können, Moon. Sieh zu, dass du sie loswirst, und bleib in der Nähe.«
Biep-biep.
»Geht klar. Melde dich und ich komme.«
Biep-biep.
»Hey, Moon?«
Biep-biep.
»Ja.«
Biep-biep.
»Diese Scheiße ist ernst, Mann ... Er hat Johnny Lee gekillt
und
Sweat. Egal, was heute Nacht passiert, ich muss sicher sein können, dass du hilfst, es ihm heimzuzahlen. Und noch ein bisschen mehr.«
Biep-biep.
»Du kannst mit mir rechnen, Mann. Schnapp ihn dir! Wir treffen uns an der Brücke.«
Moon Pie schob sich aus dem Tahoe und kroch zu einer Stelle, von wo aus er den Wagen des Cops sehen konnte. Im Mondlicht war es leicht, die Umrisse des einsamen Deputys auszumachen, der hinter dem Steuer im Sitz hing.
Schnell ging er zurück in den Wohntrailer, direkt zu seinem Opfer. Als er die Tür aufriss, zuckte die Frau zusammen. Ersah, dass sie versucht hatte, sich von dem Klebeband zu befreien.
»Aufstehen, Schlampe!« Er riss sie an einem Arm hoch. Das Zimmer stank nach Urin. Weil sie nun wohl doch am Leben bleiben würde, achtete er darauf, dass sie ihn nicht jetzt bei Licht sehen konnte. Moon Pie stellte sie aufrecht hin, dann durchtrennte er das Klebeband um ihre Knöchel. Er überprüfte ihre Handgelenke. Die Fesseln hielten. Mit dem Klebeband über dem Mund konnte sie fast keinen Laut von sich geben. Er führte sie zur Hintertür, schloss sie auf, steckte den Kopf hinaus und sah sich eingehend um.
Hinter Johnny Lees Wohntrailer lagen viele Meilen Sumpf. Er endete erst am Tombigbee River. Dazwischen warteten Alligatoren, Mokassin- und Klapperschlangen. Wenn sie nach Westen ging, kam sie vielleicht bis zur Fischfarm oder zu einer gigantischen Erddeponie. Moon Pie war das egal, solange sie nur so weit wie möglich von ihm entfernt war.
»Hör mir zu, und zwar ganz genau! Das ist heute dein Glückstag ... aber nur, wenn du alles richtig machst. Also pass auf. Kapiert? Du gehst immer geradeaus und kommst nicht hierher zurück ... Du gehst weder nach links noch nach rechts. Und du vergisst alles, was passiert ist. Verstanden?« Dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Und falls du je mit jemanden darüber reden solltest ... dann denk daran: Ich weiß, wo du wohnst. Ist das klar?« Er umfasste von hinten ihre Brust und knabberte an ihrem Ohr. Sie nickte. Tränen strömten ihr über das Gesicht.
Er zog ein zwanzig Zentimeter langes Stück Tarnklebeband ab und pappte es ihr über die Augen. Sie wand sich unter seinem Griff. Als sie die Augen öffnete, konnte sie einen Teil ihrer nackten Füße sehen. Sie zitterte so heftig, dass ihr fast die Beine wegknickten.
»Wenn du am Leben bleiben willst, gehst du jetzt immer geradeaus und vergisst alles, was heute Abend war. Kapiert?«
Wieder nickte sie – überwältigt vor Erleichterung, weil sie vielleicht doch nicht sterben würde.
»Los!« Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern, als wäre sie ein Footballspieler auf dem Weg zum Spielfeld, und schaute dann zu, wie sie seine Anweisungen haarklein befolgte. Anschließend hetzte er zurück in den Wohntrailer und sah sich noch einmal um, bevor er aus der Eingangstür rannte.
In seinem Tahoe atmete er erleichtert durch, ließ den Motor an und rollte aus der geschotterten Einfahrt. Die ganze Sache gefiel ihm überhaupt nicht. Bei Johnny Lee wäre die Aktion niemals so chaotisch verlaufen und er wäre auch nicht solche Risiken eingegangen. Trotzdem musste er noch eine Weile cool bleiben – das wusste Moon Pie. Er bog auf die Straße ab und gab behutsam Gas.
Larson sah die Lichter und setzte sich auf. Aufgeregt griff er zum Mikrofon. »Ollie?«
Komm schon ... beeil dich,
dachte er.
»Kommen.«
»Daniels fährt weg ... Was soll ich jetzt machen, Sheriff?«
»Folgen Sie ihm! Wir wollen wissen, wohin er fährt. Erklären Sie dem Hale-County-Deputy seine Aufgabe. Er soll den Wohntrailer im Auge behalten. Inzwischen müssten Sie ihn über Funk erreichen können. Und Larson ... seien Sie vorsichtig!«
»Roger.« Vor lauter Aufregung gelang es Larson nicht, das Mikrofon in den kleinen Metallclip am Armaturenbrett einzuhängen. Nach drei vergeblichen Versuchen warf er es auf den Beifahrersitz.
Achtundvierzig
Ein paar Minuten lang diskutierten Ollie und R.C. noch über den Anruf bei Johnny Lee – oder wer immer am Telefon gewesen sein mochte. Sie waren sich nicht einig, ob die Aktion ein Erfolg gewesen war, ob sich das Risiko gelohnt hatte. Nur eines war sonnenklar:
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