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Jagdszenenen aus Niederbayern

Jagdszenenen aus Niederbayern

Titel: Jagdszenenen aus Niederbayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Sperr
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Milchholen einen Disput miteinander. Die Zenta und die Metzgerin sind auch dabei. Der Knocherl fragt den Pfarrer, was er über das Problem Abram denkt. Weil: Ein Mensch, dem die Natur einen solchen Streich spielt, der kann auch nicht nach den Geboten der Religion leben. Weil die Kirche solche Menschen verurteilt. Wie soll der Abram seine Triebe beherrschen, wenn er ein Fehler der Natur ist.
    Die Frauen sind neugierig, was jetzt der Pfarrer antwortet.
    Der Pfarrer weiß nicht genau, was er sagen soll. Er sagt schließlich, daß er seine Triebe auch beherrschen kann als Pfarrer.
    Die Zenta und die Metzgerin finden das richtig. Der Knocherl soll still sein, es gehört sich nicht, den Pfarrer darauf anzusprechen.
    Auf dem Schmellerhof sitzen sie noch bei der Brotzeit. Rovo ist hinausgegangen. Er sucht überall nach dem Abram.
     
10
     
    Volker meint, eine solche Lappalie wär noch kein Grund, den Abram rauszuwerfen. Immerhin hat er Miete gebracht und die Maschinen, so gut er konnte, repariert.
    Die Maria kann das nicht verstehen. Er ist ein Verbrecher. Wer. Der Abram.
    Volker versteht nicht, warum der Abram ein Verbrecher ist.
    Weil Zuchthaus drauf steht.
    Das ist noch kein Grund, meint der Volker. Wenns nach dem Gesetz ging, dann gäbs viele Verbrecher. Im Krieg hat er das auch gemacht. Maria starrt ihn an. Sie versteht das nicht. Der Volker ist doch ein richtiger Mann.
    Volker erklärt ihr, im Krieg haben das viele gemacht. Und der Rovo war bestimmt nicht so unschuldig, wie die Maria tut. Und was schadets schon. Nichts. Maria will trotzdem nicht, daß der Abram noch auf dem Schmellerhof bleibt. Es hat keinen Sinn mehr. Die Leute wollen alle, daß er aus dem Dorf wegkommt.
    Und jetzt, wo der Brief da ist, sollten sie sich auch ein bißchen nach den Leuten richten. Und dann erzählt die Maria, wie besonders schlimm es wieder mit dem Rovo gewesen ist. Sie hat ihn erwischt, wie er den Hof anzünden wollte. Das geht doch nicht. Er ist für alle eine Gefahr. Sie weint. Sie kann es nicht dulden, daß eines Tages der Hof in Flammen steht. Sie will den Rovo so gern behalten. Aber das geht nun nicht mehr. Volker nimmt sie in den Arm. Es ist gut, daß sie ihn hat und daß er ihr hilft.
    Wenn der Rovo zündelt, ist er dafür, daß der Rovo wieder in eine Anstalt kommt. Er hat es da sowieso besser. Er ist da besser versorgt. Maria beruhigt sich. Vielleicht hat Volker recht. Sie will wirklich das Beste für den Rovo. Übrigens hat der Abram die Miete für drei Monate im voraus bezahlt. Soll man ihm das zurückzahlen. Sie kommen überein: Wenn ers verlangt, bekommt ers zurück. Sonst nicht.
    Rovo liegt im Hausflur am Boden und blutet am Kopf. Er hat gehört, was seine Mutter und Volker besprochen haben. Er ist hingefallen. Er hat sich den Kopf an der Treppe aufgeschlagen. Seine Mutter und Volker tragen ihn herein und legen ihn aufs Sofa. Als Rovo wieder zu sich kommt, will er reden, aber er kann nicht. Er zeigt an seinen Hals und macht Abschneidebewegungen. Er verkrampft die Finger um seinen Hals, bis er keine Luft mehr bekommt.
    Maria will ihn ruhig machen. Er kommt in keine Anstalt. Er braucht nicht in die Anstalt. Aber Rovo hats gehört. Er verdreht die Augen. Sie muß wieder eine Behandlung machen. Der Volker holt Brennesseln hinter dem Stadel, sie zieht sich Gummihandschuhe an, und der Volker zieht dem Rovo das Hemd aus. Und hält ihn fest. Maria streicht ihm mit den Brennesseln über den Rücken. Beim ersten Mal zuckt der Rovo zusammen, dann läßt er alles mit sich geschehen und wird ruhig. Vor Abrams Fenster schreit die Tonka. Volker wird nervös. Er geht hinaus. Er wird der Tonka Bescheid sagen.
    Die Tonka will mit dem Abram reden. Sie will wissen, wo der Abram ist.
    Der Volker will, daß sie sofort abhaut, wenn sie der Maria was sagt von der Sache am Fluß, kann sie was erleben.
    Tonka will nichts vom Volker, er soll sie in Ruhe lassen. Und der Volker schubst sie weg. Sie sagt, wenn er sie nicht in Ruhe läßt, dann sagt sie der Maria, was am Fluß war. Er soll sie ja nicht anrühren.
    Volker sieht alles gefährdet. Er schubst die Tonka aus dem Hof hinaus.
    Und die Tonka schreit, daß sies der Maria erzählt, alles. Und da haut ihr der Volker mit der Faust ins Gesicht.
    Er sagt ihr, daß sie lügt, daß sie nicht zum Abram will, daß sie ihn verraten will. Der Abram ist ausgezogen, und das muß sie wissen.
    Tonka erschrickt. Das hat sie nicht gewußt. Sie muß ihn finden. Wo er denn dann ist.
    Der Volker schubst sie

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