Jagdzeit
ihm wieder die Flasche Jack Daniel’s hin.
„Ich meine es ernst. Du wirst dich wie neugeboren fühlen.“
Art musterte ihn, griff dann matt nach der Flasche, während Greg ihn mit erwartungsvoller Ehrfurcht ansah, während er sie leerte.
Der Bourbon, vielleicht ein halbes Glas, brannte, zerrte an Kehle und Magen, erzeugte einen Würgereiz. Als sie im Wagen saßen, fühlte er sich wieder halb betrunken. Aber es ging ihm besser. Viel besser.
Sie fuhren fünf Meilen auf dem Freeway bis zu einer Ausfahrt, dann raus in eine nahe gelegene Stadt, wo es einen Supermarkt gab. Es war noch zu früh für die meisten Kunden; die drei hatten den Laden ganz für sich, und all die Lebensmittel zu sehen und sich auszumalen, was für gute Malzeiten sie erwarteten, besserte ihre Stimmung. Greg stürzte plötzlich einen Gang entlang und warf Ken mit einem Blitzpass eine Dose Haferflocken zu. Ken fing sie auf und gab sie mit einer niedrigen Flanke an Art weiter. Die Managerin kreischte. Sie war eine Matrone mit bläulichem Haar und glaubte für einen Moment, es mit drei Verrückten zu tun zu haben. Die machten aber weiter und eine halbe Minute später lachte sie mit ihnen.
Die Rechnung belief sich auf 346 $, aber außer den Lebensmitteln hatten sie eine Unmenge Bourbon gekauft, genug, um sich zu besaufen und wochenlang besoffen zu bleiben. Also war’s die Sache wert. Sie schleppten drei große Kartons und ein halbes Dutzend Papiertüten hinaus zum Kombi und ließen die Managerin mit der Überzeugung zurück, sie wären die drei perfektesten Gentlemen östlich der Rockies, und fuhren zu einem Stand am Rande der Straße, der ein großes Schild mit der Aufschrift „Munition“ trug. Sie waren seit ihrer Abreise von Ann Arbor schon an vielen solchen Ständen vorbeigekommen, billige Buden, die jede Jagdsaison wie Pilze aus dem Boden schossen. Art und Greg kauften jeder einige Schachteln 25er für ihre Remingtons; dann fuhren sie hinüber zu einer Tankstelle. Greg war der Erste, der Martin entdeckte.
„Guckt jetzt nicht hin, aber wir haben Gesellschaft“, sagte er mit gedämpfter Stimme.
„Wer?“, fragte Ken hinter dem Steuer.
„Mach dein Fenster zu“, sagte Greg.
Ken gehorchte. Summend schloss sich das Fenster.
„Das Pärchen aus dem Motel letzte Nacht“, erklärte Greg. „Das ist der Typ.“
„Sicher?“ Ken blickte vorsichtig hin. Martin stand allein an einer Benzinpumpe und zahlte den Tankwart. Nancy war nirgends zu sehen.
„Sicher bin ich sicher. Ich erkenne ihn, ich erkenne das Nummernschild.“
„Wo ist die Frau?“, fragte Art.
„Da drüben.“ Greg wies mit dem Kopf Richtung Straße. Nancy kam die Straße herunter, mit einem Päckchen in der Hand. Sie blieb stehen, um Geld in einen Kaffeeautomaten zu werfen, zog zwei Becher und ging weiter Richtung Tankstelle. Sie trug enge Jeans, die ihren kleinen Arsch betonten, einen losen Sweater und keinen BH, und ihr Haar fiel weich um ihre Schultern.
„Wie ich schon sagte“, fuhr Greg fort, „gar nicht so übel.“
Ken war der gleichen Meinung, wollte ihm aber nicht so schnell Recht geben.
„Schon, aber Miss Amerika würde sie jetzt nicht gerade werden.“
„Hör zu, sie hat ein paar hübsche Titten und einen geilen Arsch“, sagte Greg. „Das allein zählt.“
„Auf jeden Fall ist sie zu gut für ihn“, sagte Art.
„Das kannst du laut sagen“, pflichtete Greg ihm bei. „Er sieht aus wie einer, der denkt, es gibt nur eine Stelle, wo man ihn reinsteckt.“ Er lachte. Sogar Ken grinste.
Sie beobachteten, wie Nancy Martin den Kaffee brachte. Der Tankwart hatte Martins Wagen vollgetankt und kam jetzt zu ihnen herüber. „Sie haben uns entdeckt“, sagte Ken. „Tut so, als wären sie nicht da.“ Er ließ sein Fenster herunter und wies den Tankwart an vollzumachen. Er hatte noch Zeit zu sehen, wie Nancy einen verstohlenen Blick in seine Richtung warf.
Dann stiegen sie und Martin ins Auto und fuhren davon.
„Was meint ihr, wohin sie fahren?“, fragte Greg.
„Kanada.“
„Wieso Kanada?“
„Wieso nicht?“, entgegnete Ken. „Wenn du mit ‘ner Schnecke ein heimliches Wochenende verbringen möchtest und schon mal hier wärst, würdest du nicht nach Kanada fahren? Wirf mal den Denkmuskel an.“
„Vielleicht.“
Sie hörten, wie der Tankverschluss zugeknallt wurde, und der Tankwart kam, um zu kassieren. Ken gab ihm zwanzig und wartete auf das Wechselgeld.
„Frag ihn“, schlug Greg vor. „Vielleicht haben sie was gesagt.“
„Willst du
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