Jagdzeit
geschlossen war. Rostige Eisengitter, ein Schindelhaus, dessen Farbe abblätterte, und ein halbes Dutzend schäbiger, kleiner Einzimmer-Hütten in ähnlich reparaturbedürftigem Zustand. Seit August hatte niemand Gras gemäht, Unkraut wuchs überall am Straßenrand, braun und zusammengefallen vom Novemberfrost, wand sich an kahlen Bäumen empor, die genauso karg und dürr aussahen.
Ken fuhr zu einer windschiefen Garage. Die Türen waren abgeschlossen. Er zog die Handbremse und schaltete den Motor ab.
„Hast du den Schlüssel?“
Art zog ihn aus der Brusttasche seiner Jagdjacke und stieg wieder aus.
Ken wandte sich an Nancy und Martin. „Jetzt hört mal zu, ihr zwei. Wir gehen alle auf Camping-Tour, verstanden? Wir müssen alles vom Dach herunterholen, zwei Boote aufpumpen und alles in den Booten verstauen. Wir haben Motoren, niemand muss paddeln, aber es ist noch weit.“
„Was er sagen will, ist“, sagte Greg, „dass ihr beide viel besser dran seid, wenn ihr kooperiert.“
„Exakt.“ Ken musterte Martin. „Martin, du scheinst darüber nachzudenken abzuhauen. Ich kann dir nur raten, versuch’s gar nicht erst.“
Greg sagte: „Nancy wird nicht versuchen abzuhauen, stimmt’s Nance?“ Er drückte sie an sich und lachte, als sie zurückschrak.
„Okay?“, fragte Ken. „Haben wir uns verstanden?“
Martin fand seine Stimme wieder: „Hören Sie, Mister, Sie haben sich geirrt. Wir haben kein Geld.“
Greg tat überrascht. „Mein Freund, alle haben Geld.“
„Wir nicht. Wir könnten zusammen nicht mal zehntausend aufbringen.“
„Bitte“, sagte Nancy sanft. „Ich habe Kinder.“
„Es ist noch nicht zu spät, uns laufenzulassen“, sagte Martin. „Wir kennen Ihre Familiennamen nicht. Ich habe Ihre Autonummer nicht. Ich habe sie nicht gesehen.“
Greg starrte ihn nur an. Ken lächelte schwach.
„Ich habe sie nicht gesehen“, bat Martin. „Ich schwöre bei Gott.“
Nancy brachte nur noch ein Flüstern zustande. „Bitte, bitte.“
„Alles klar. Ran an die Arbeit“, sagte Ken forsch. Er stieg aus dem Wagen.
Greg öffnete die Tür an Nancys Seite, stieß sie ein wenig, folgte ihr hinaus. „Hier entlang“, sagte er zu Martin. Martin rutschte auf dem Sitz hinüber und stieg hinter ihm aus. Greg deutete mit dem Kopf auf das Autodach. „Die Gummiseile zuerst. Vorsicht mit den Augen, wenn einer loslässt.“
Martin schrie: „Verdammte Scheiße, ihr seid alle verrückt!“
Gregs freundliches Lächeln verschwand mit einem Schlag.
Aber Martin schrie weiter: „Was zum Teufel wollt ihr von uns?“
Ruhig sagte Greg: „Hör zu, worauf haben wir uns geeinigt, als du das letzte Mal Ärger gemacht hast?“
Martins Blick begegnete Nancys. Ihr Kopf bewegte sich unmerklich, und ihre Augen baten stumm „nein“. Er hielt den Mund und fing an, die gespannten Seile loszumachen und die Gummiplane über der Ladung zurückzuschlagen. Nancy ging rüber, um ihm zu helfen. Da hörte sie gleich neben sich das laute Geräusch von plätscherndem Wasser. Sie schaute hin. Völlig ungerührt, als existierte sie nicht, hatte Greg sein Gewehr unter den Arm geklemmt, seine Hose geöffnet und pisste nun. Unfähig, ihren Augen zu trauen, stand Nancy starr da wie angewurzelt. Es war nicht die enorme Größe seines Schwanzes, die an und für sich zu unwirklich war, um sie für wahr zu halten; sie hätte sich nie vorstellen können, dass ein Mann so ausgestattet war. Es war eher die schiere Unverschämtheit in seinem Benehmen. Entsetzt konnte sie nicht aufhören ihn anzustarren, bis sie schlagartig realisierte, dass sie dastand und zuschaute. Sie gab sich einen Ruck, wandte sich wieder Martin zu und versuchte, nicht zuzuhören. Ihr war schwindlig; alle Kraft strömte aus ihren Gliedern, sie fühlte sich hilflos und schwach. Als Greg fertig war und helfen kam, empfand sie nackte Angst bei seiner Nähe, und sie konnte sich nicht überwinden ihn anzusehen.
In wenigen Minuten hatten sie die ganze Ladung freigelegt und holten die Schlauchboote herunter, die in Leinensäcke verpackt waren, die beiden Außenbordmotoren, die vier Propangasflaschen und Kens neues Rohr für den Brunnen.
Greg öffnete den Kofferraum. „Hier. Fangen wir damit an, Nancy?“ Er gab ihr einen schweren Karton mit Lebensmitteln. Mit dem Kopf deutete er auf den Weg, der durch das Unkraut führte. „Da entlang.“
Martin und Ken waren bereits unterwegs, Ken führte. Fünfzig Yards weiter lag ein schieferfarbener Fluss, ungefähr fünfzig Yards
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