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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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breit. Er war tief und floss träge dahin, und der immergrüne Wald gegenüber war wie eine massive Wand. Nancy folgte ihnen, und Art ging hinter ihr. Greg blieb beim Wagen.
    Der Weg war schmal. Martin überlegte, ob er im Gebüsch am Rand untertauchen sollte, wagte es aber nicht. Auf der ganzen Strecke zwischen Fluss und Kombi wäre er sichtbar. Art und Greg beobachteten ihn beide. Er ging langsamer, damit Nancy ihn einholen konnte, und verlagerte dabei die Gasflasche von einer Schulter auf die andere. Der schwere Stahl rieb unerbittlich und schmerzhaft.
    Dicht hinter ihm flüsterte Nancy: „Martin, was wollen die?“
    „Weiß nicht. Hat was mit der Bank zu tun.“ Er sprach, ohne den Kopf zu wenden.
    „Versuch abzuhauen.“
    „Was ist mit dir?“
    „Du musst. Wir müssen Hilfe holen.“
    Martin versuchte sich vorzustellen, wo diese Hilfe herkommen könnte. Aber alles, was sein Bewusstsein erfassen konnte, war das einsame Band des Highways, das eine Viertelmeile hinter ihnen durch den Wald führte. Wie weit war es, in welcher Richtung auch immer, zu einem Haus oder einem Dorf? Er versuchte, sich zu erinnern. War da nicht vor zehn Meilen eine Kreuzung gewesen, eine Bar und ein Lebensmittelladen?
    Aber wenn er es bis zum Highway schaffen könnte, wäre er zumindest in offenem Gelände. Alle paar Minuten würden Autos vorbeifahren und die Typen würden es nicht wagen, ihm zu folgen.
    Sie kamen ans Flussufer. Er stellte seine Flasche ab, half Nancy mit ihrer Kiste. Art kam von hinten heran, und Ken sagte: „Ich bleibe hier. Vielleicht bringt ihr als nächstes die Boote, dann kann ich sie gleich beladen.“
    „Okay“, sagte Art. Er winkte mit dem Gewehrlauf Richtung Auto, und als wäre das alles eine nette Party, stubste er Martin damit gutmütig in den Hintern. „Los! Kehrt marsch!“
    Plötzlich witterte Martin seine Chance und versetzte Nancy einen leichten Stoß, damit sie auf dem Weg voranging. Nach etwa zwanzig Yards blieb er absichtlich zurück.
    „Los, weiter, weiter!“, sagte Art.
    Martin schleppte sich noch ein kurzes Stück weiter, drehte sich dann um und sagte: „Hören Sie … “
    „Wirst du wohl weitergehen?“
    „Ich hab’ schreckliche Bauchschmerzen.“
    Art grinste. „Wenn du mit dem Abladen fertig bist, gehen wir in den Wald und du darfst was dagegen unternehmen.“
    Er schubste ihn wieder mit dem Gewehr. Martin sah, dass sein Finger nicht am Abzug war. Sein Herz wurde zu einem riesigen Klumpen. Brust und Hals wurden ihm so eng, dass es ihm den Atem raubte. Und ein Brausen in seinen Ohren und eine graue Wand zwischen ihm und Art.
    „Was ist los?“ Arts träges Lächeln war verschwunden. In seinem Blick lag leichte Beunruhigung.
    Martin packte den Gewehrlauf und schleuderte ihn hoch gegen Arts Gesicht. Und hielt ihn dort, den Bruchteil einer Sekunde zu lange, sodass Art sich wieder besinnen konnte, ihn wegzustoßen versuchte und den Finger an den Abzug bekam. Das Dröhnen des Schusses war ohrenbetäubend.
    Nancy wirbelte herum und sah Martin und Art ineinander verknäult kämpfen. Sie drehte sich um und erblickte Greg, der das Schlauchboot, das er in den Armen hielt, fallen ließ und nach seinem Gewehr langte, das an der Tür des Ford lehnte. Sie drehte sich noch mal rum und sah Ken hinter Art und Martin, eingerahmt von zwei Bäumen am Flussufer. Er fing an zu rennen.
    Nur ein Moment war vergangen. Plötzlich lag Art auf dem Rücken, das Gewehr immer noch in der Hand, und Martin stürzte sich blindlings ins Gebüsch, kämpfte sich durch Stechwinden und Sumach. Eine Sekunde später war er hinter einer der Sommerhütten verschwunden. Kens Schuss riss ein Stück der Bretterverkleidung von der Ecke der Hütte ab und zischte ins Leere.
    Auf der anderen Seite der Hütte wurde das Gebüsch spärlicher. Bis zum Haus waren es dreißig Yards. Martin flüchtete dorthin und benutzte das Haus als Deckung vor Greg, der beim Kombi an der Garage stand. Sein Herz pochte wild und seine Lungen stachen. Es war, als wäre er sein ganzes Leben lang gerannt. Hinter sich hörte er, wie Ken Art etwas zubrüllte und wie Art hinter ihm herstürzte. Hinter dem Haus war Wald. Martin schlug Haken zwischen einem Abfallhaufen, einem verrosteten Auto, einer alten Hundehütte und einem Ofen und verschwand zwischen den Bäumen. Er lief weiter und hörte das Geräusch von Wasser. Es kam ganz nahe von rechts und es war der Fluss. Er kämpfte sich weiter durchs Gebüsch und gelangte auf eine Lichtung, nur um zu erkennen,

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