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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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suchte nach den richtigen Worten. „Nun, man könnte sagen, wir sind einfach typische Vorstadt-Amerikaner. Wie du, aber vielleicht mit ein bisschen mehr Geld. Wir haben alle drei ziemliches Glück gehabt. Sind erfolgreich. Ich habe gerade … “
    Er brach ab, als eine Flut von Flüchen aus Gregs Mund hervorbrach. Er drehte sich um und sah, wie sich ein Ausdruck entrüsteter Ungläubigkeit auf Gregs derben Zügen ausbreitete. „Was ist los?“ Automatisch bremste er den Ford.
    Nancy war zusammengekauert, die Hände bedeckten ihr Gesicht, ihr Kopf gebeugt. Greg war halb aus seinem Sitz, hob seinen Arsch, indem er den Rücken wölbte.
    Dann sah Art den nassen Sitz und Gregs feuchte Hose. Er fing an zu lachen, hüpfte vor und zurück und Tränen traten ihm in die Augen. „Nancy hat einen kleinen Unfall gehabt“, sagte er.
    „Um Himmels willen!“, sagte Ken mit gespieltem Entsetzen. Er lachte. Dann lachte auch Greg. Und legte einen Arm um Nancy und drückte sie fest an sich.
    Ken drückte aufs Gaspedal und der Ford nahm wieder Geschwindigkeit auf.

9
    Schnell hatten sie die siebenundneunzig Meilen auf der einsamen Straße zwischen dem Sault Sainte Marie-Freeway und Marquette hinter sich gebracht. Es gab nur wenig Verkehr, dichten Wald zu beiden Seiten der Straße und nur die Dörfer Raco, Hulbert Corners, Soo Junction, McMillan und Seney, wo man aufpassen musste. Dort schraubten sie das Tempo auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit runter. Man konnte nie wissen, wo der Wagen einer Highwaypatrouille lauerte, die Polizisten behaglich im beheizten Inneren, auf die gelegentlichen, fallweisen Funknachrichten horchend, rauchend, kauend, und wahrscheinlich ab und an einen kleinen Schluck zu sich nehmend.
    Tief mitten in Schoolcraft County bog Ken von der Route 28 ab, und einen Augenblick später wurde der Ford vom dichten Gebüsch des schmalen Fahrwegs verschluckt.
    Art fühlte sich deutlich erleichtert. Waren Ken und Greg auch entspannt, er war es nicht. Martin gefiel ihm nicht. Er hatte eine Art mürrischen Trotz an sich, die leicht zu einer plötzlichen und unvorhersehbaren Explosion kommen konnte. Das gehörte alles zum Spiel, sicher, aber es beunruhigte ihn trotzdem. Er hätte einen handfesten Draufgänger vorgezogen, den sie zusammenschlagen konnten, oder einen elenden Feigling, eins von beiden. Nach einigen Blicken auf Martin und Nancy hatte er nicht mehr in den Rückspiegel gesehen. Er hätte auch lieber ein jüngeres, lebendigeres Mädchen gehabt, weniger scheu, weniger weiblich. Nicht, dass es wirklich einen großen Unterschied für ihn machte. Wenn er wirklich über Frauen nachdachte, waren sie für ihn unendlich viele gesichtslose Klumpen Fleisch. Die Einzige, mit der er jemals Kontakt gehabt hatte, war Pat. Bei all ihrer Verbitterung und kaum verborgenen Verachtung, war sie doch real. Zwischen ihr und ihm gab es die fast greifbare Wirklichkeit des Hasses, sodass er, bei den seltenen Gelegenheiten, da sie ihn ranließ, zumindest die Erregung der Feindseligkeit genießen konnte. Geistig konnte er sie, ohne dass sie es wusste, bestrafen, indem er ihre Verachtung während jeder Bewegung seines kurzen Sex mit ihr genoss. Mit jeder anderen Frau jedoch hatte er keinen Kontakt, er benutzte ihren Körper nur, um sich einer geheimen Fantasiewelt hinzugeben, die ihm sonst verboten war. Denn Sex mit einer fremden Frau erlaubte ihm, sich in seinem tiefsten Inneren vorzustellen, er täte es mit einem Mann. Und wenn es zufällig auch noch eine Frau war, die er mit Ken und Greg teilte, gab es noch eine bittersüße zusätzliche Variante, wenn er zusah, wie sie sie nahmen: sich vorzustellen, an der Stelle dieser Frau zu sein. Hatte einer von ihnen es erraten? Machte es etwas aus? Bestätigte nicht der Kinsey-Report und auch der Psychiater (den sie ab und zu aufsuchten, weil Pat darauf bestand), dass seine Gefühle ganz normal waren und von vielen anderen Männern geteilt wurden? Jedenfalls hatte er noch nie den geringsten Verdacht in Kens oder Gregs Gesichtern gelesen, noch jemals auch nur die geringste Anspielung von ihrer Seite gehört.
    Sie kamen zu einem Gittertor. Er stieg aus, öffnete es. Der Ford fuhr langsam durch. Er schloss das Tor hinter dem Wagen und stieg wieder ein. Niemand sprach. Nancy und Martin waren bleich und stumm. Greg hatte Nancys Platz gesäubert, und seine Hose war fast trocken.
    Nach ein paar hundert Yards mündete die Straße auf einmal in ein heruntergekommenes Touristencamp, das den Win ter über

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