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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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in den Bach. Sein Kopf tauchte unter. Das Wasser färbte sich dunkelrot und, weiter weg, rosa. Seine Beine zuckten weiter.
    Art kam nahe heran, legte die Mündung des Gewehrs in Martins Nacken, Richtung Gehirn, und drückte wieder ab. Martins Beine bewegten sich nicht mehr. Art setzte sich und zündete sich eine Zigarette an.
    Es muss doch einen Weg geben, Greg und Ken zu überreden, es in großen Städten zu versuchen, dachte er. Sie könnten sich in Sachen Sex einen neuen Dreh ausdenken, um Greg bei Laune zu halten. Wenn er sich an die neue Art zu jagen gewöhnt hätte, würde er sich fragen, warum sie nicht schon vor Jahren den verdammten Wald aufgegeben hatten. Hier war alles so simpel und vorhersehbar. Wie dieser Versager hier. Jeden Typen in den letzten vier Jahren, dieses Jahr war das fünfte, hatte es hier an derselben Stelle erwischt. Sie hatten alle das Gleiche gedacht. Sie hatten ihn, Art, entweder vergessen oder dachten, er wäre geradewegs zum Sumpf gegangen. Das machte das Ufer. Es wirkte hypnotisierend. Alle hatten sie gedacht, wenn sie nur rennen konnten, wären sie sicher.
    Greg kam mit dem Boot.
    „Ken okay?“
    „Glaub’ schon.“
    „Laden wir den Typen auf.“
    „Genau wie letztes Jahr.“
    „Hab’ ich auch gerade gedacht. Und wie vorletztes Jahr.“ Art legte eine vorsichtige Betonung in diesen Satz. Es war eine Sache, mit Greg zu diskutieren, wenn Ken dabei war; eine andere, wenn sie allein waren. Greg war launisch. Ohne Ken, der seine Emotionen kontrollierte, konnte Greg unerwartet brutal werden. Sogar einem Freund gegenüber.
    Art holte eine Kunststoffplane aus dem Boot und breitete sie aus. Um zu vermeiden, dass Blut und Hirn überall verschmiert wurden.
    Greg ergriff Martins Handgelenke, hob ihn hoch und sah den Kopf.
    „Nicht schlecht, was?“, sagte Art.
    „Ja. Den hast du ordentlich fertiggemacht.“ Sie hievten den Körper aus dem Bach und auf die Plane. Art fing an, Martin einzupacken. „Wieso hast du ihn eigentlich verfehlt?“, fragte er.
    „Wie meinst du das?“ Greg war sofort aggressiv.
    „Scheiße, du warst nur zweihundert Yards von ihm entfernt.“ Art sagte es mit einem Lächeln und in harmlosem, munterem Tonfall.
    Greg blickte ihn ruhig an und sagte: „Also, erstens ist er galoppiert wie ein Hase mit glühendem Eisen im Arsch; zweitens war er im Schatten, die Lichtstreifen zwischen den Bäumen machten, dass ich ihn nur undeutlich erkennen konnte; und drittens war ich verdammt noch mal in einem hinund herschwankenden, verfickten Schlauchboot.“
    Art beschloss, das Thema fallen zu lassen. Gregs Stimme klang gereizt, er hatte den Reißverschluss seiner Hose geöffnet und pisste, der fingerdicke gelbe Strahl spritzte in den See. Du perverse Sau, dachte Art, verdammt, du mit deinem Monsterschwanz wie ein Pferd und deinen Baseball-Eiern. Du glaubst, das ist alles, was Frauen wollen, Größe. Und deine verfickten dicken Muskeln und die haarige Brust, vergiss es. Eine intelligente Frau würde nicht zulassen, dass du sie anfasst; sie würde kotzen.
    „Wo ist die Frau?“, fragte er.
    „Nancy?“, fragte Greg. „Keine Ahnung. Auf der Insel wahrscheinlich.“
    „Unten im Rattenloch.“
    „Höchstwahrscheinlich. Schläft sich aus.“ Greg melkte seinen Schwanz trocken, stopfte ihn umständlich weg und machte den Reißverschluss zu. „Hast du ‘ne Zigarette für mich, Kumpelchen? Hab’ meine vergessen. Bin da draußen halb verrückt rumgekreist.“
    Art gehorchte.

18
    Sie sammelten das andere Boot ein, dann Ken, der den wahnsinnigen Schmerz in seinen Lenden zu lindern suchte, erschöpft und vor Kälte zitternd. Art und Greg machten Witze, hielten aber bald die Klappe. Kens Demütigung war schon ziemlich heftig. Und seine Angst. Die Schläge, die er bekommen hatte, konnten einem Mann gefährlich werden. Manchmal wurde von so was Krebs ausgelöst. Unter Umständen mussten sie die letzte Woche ihres Urlaubs streichen und zurück nach Hause fahren.
    Sie fuhren um das Südende der Insel zu deren Ostseite und landeten unterhalb der Hütte. Sie gingen mit Ken langsam hinauf, blieben ein oder zweimal stehen, damit er die Übelkeit überwinden und sich wieder aufrichten konnte. Dann ging Greg zur Sägemühle, ein paar Eisengewichte holen, um Martin zu beschweren. Art schenkte Ken siedend heißen Kaffee ein, drehte für ihn die heiße Dusche auf, nahm selbst einen heimlichen Schluck Bourbon und ging zu den Booten zurück.
    In der Mühle war es still. Sie ist da, dachte Greg,

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