Jagdzeit
bevor sich das raue Gestrüpp um ihn herum schloss und die Lichtung hinter ihm lag.
Art warf sich flach auf den Boden, wagte nicht, sich zu bewegen, drehte den Kopf; war da jemand in der Nähe? Der Schmerz hämmerte wieder, und sein Magen hob sich. Dann hörte er den Außenbordmotor am Südende der Insel. Die Bedeutung davon, die Erleichterung, durchströmte ihn in großen Wellen. Der Motor bedeutete Art, dass Ken nicht der Scharfschütze gewesen sein konnte. Es gab keinen Verrat, und jetzt war er, Art, nicht mehr allein. Er hatte Ken; sie waren zwei gegen einen. Nun, vielleicht auch mehrere, wer weiß? Das würden sie bald herausfinden. Er kämpfte Schmerz und Übelkeit zurück und fing an, durch das Gebüsch zu kriechen und sich diagonal zum Anlegeplatz vorzuarbeiten. Ken musste gewarnt werden.
Er bewegte sich weiter am Boden, versuchte aber nicht, seine Bewegung zu verbergen. Birken und Sumach konnten sich ruhig über ihm bewegen, denn keiner konnte durch das dichte Gewirr von Stechwinden und Unterholz einen guten Schuss platzieren.
Ken tauchte auf, machte das Boot zum Landen bereit. Er stellte den Motor ab, um es zum Ufer treiben zu lassen. Er hatte das Gewehr auf den Knien und sah besorgt drein.
Art rief mit gedämpfter Stimme: „Pass auf. Da schießt einer auf uns.“
„Bleib, wo du bist“, antwortete Ken. Sowie der Bug des Bootes über die Kieselsteine des Ufers kratzte, sprang er seitlich heraus und zerrte das Boot mit einer schnellen Anspannung aller Kräfte aus dem Wasser und geradewegs ins Gebüsch hinein.
Sie kamen aufeinander zu.
„Verdammt noch mal, was ist passiert?“ Er sah Arts Arm,
den dunklen, blutgetränkten Ärmel seines Hemds und seine Hand, rot bespritzt und nass. „Heilige Scheiße! Knochen?“
„Nein. Geht schon.“
„Wer war das?“
„Wenn ich das wüsste.“
„Es waren drei Schüsse. Schweres Kaliber. Vom Steilufer her.“
Da war er also gewesen.
„Wo ist Greg?“, fragte Ken dringlich.
„Er ist tot“, sagte Art.
„Er ist was? Greg?“
Art beschrieb, was geschehen war. Als er bei Gregs Tod ankam, erinnerte er sich an das Loch in Gregs Stirn, das einfach plötzlich da gewesen war, und wie Greg mitten im Satz plötzlich tot war. Die Erinnerung überkam ihn und ihm wurde wieder übel. Fast hätte es ihn selbst erwischt. Er könnte jetzt genauso auf diesem Miststück von einer Frau draufliegen. Wie Greg. Und nichts wissen.
„Wir müssen zur Hütte“, sagte Ken.
„Vielleicht ist er vom Steilufer heruntergekommen.“
„Wir können nicht hier draußen in dem gottverdammten Unkraut rumliegen.“
Nein, das konnten sie nicht. Sie brauchten eine Unterkunft, und der Weg zur Hütte war machbar. Dort war der Erste-Hilfe-Kasten und was zu trinken, und Betten. Sie könnten abwechselnd Wache halten. Bis es dunkel wurde.
„Also los“, sagte Art.
„Ich bin gleich hinter dir. Wenn du läufst, verschwende keine Zeit. Ich geb’ dir Deckung.“
Sie begannen zu kriechen und erreichten eine Stelle nahe der Hütte. Art duckte sich. Als er den Kopf leicht hob, konnte er das Dach der Mühle sehen und darüber und dahinter die grauen Felsen des Steilufers. Kein Zeichen von Bewegung dort, keine Spur von dem Heckenschützen.
„Lauf!“, rief Ken. „Jetzt!“
Art riss sich zusammen und stürzte auf die Hütte zu. Es waren nur fünfzig Yards, aber auf halbem Weg spürte er, wie seine Beine nachgaben. Er würde stürzen und ein perfektes Ziel abgeben. Ihm wurde schwarz vor Augen, und eine Stimme schrie: „Steh auf, los, steh auf!“ Er fühlte etwas Feuchtes im Gesicht und wollte sich aufsetzen. Er lag auf einer der Bänke in der Hütte, und Ken klatschte ein nasses Tuch auf seine Stirn.
„Ganz ruhig. Versuch nicht, dich zu bewegen.“
Art sank zurück, nahm langsam die vertrauten Gegenstände wahr und versuchte, sich zu erinnern, wie er hergekommen war.
„Du könntest einen Schluck vertragen“, sagte Ken. Er ging in die Küche und kam mit einer ungeöffneten Flasche Bourbon zurück. Er riss die Metallhülle auf, entkorkte die Flasche und goss eine gute Portion in ein Glas. „Hier.“ Er hob das Glas an Arts Mund. Art trank, würgte, fühlte, wie der Bourbon seinen Magen aufwühlte. Er wollte kotzen, und dann war plötzlich alles in Ordnung. Er fühlte sich viel besser.
Ken grinste. „Du bist auf dem Boden gelandet.“
„Sorry.“
„Nichts passiert. Keiner hat geschossen. Obwohl ich sicher war, dass sie schießen würden. So wie du
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