Jagdzeit
Kokosnuss.
„Ja“, sagte er.
Ken zuckte die Achseln. Und beantwortete die Frage, von der er wusste, dass sie Art quälte. Wenn es keine Kugel gab, könnte man vielleicht annehmen, sie beide hätten Greg erschossen. „Für die Ballistik wird es noch genug Blei da drin verstreut geben“, antwortete er, „um sagen zu können, dass es nicht von uns beiden stammte.“
Sie warteten, bis es dunkel wurde, sahen zu, wie der See den Himmel reflektierte, zuerst hellrosa, dann blutrot, schließlich lila und grau, bis alles Licht erlosch und sich die Nacht über den Wald senkte, tintenschwarz, mondlos, und übersät von Sternen, die kalt und einsam aussahen.
Sie verbrachten die Wartezeit damit, Arts Hemd wegzuschneiden, Desinfektionsmittel in die Wunde zu sprühen, wo die Kugel tief durch Fleisch und Muskeln gedrungen war, und anschließend Schwefelpulver darüber zu stäuben. Ken gab Art auch eine Penicillin-Spritze. „Wer weiß, was da für verdammte Bazillen herumkriechen. Wunden sind Wunden. Besser du nimmst es gleich, als dass du es später brauchst.“ Ken hatte Art ordentlich verbunden und Art schluckte noch ein paar Schmerztabletten und ein paar Gläser Bourbon hinterher. Aber nicht zu viele, denn sie brauchten einen klaren Kopf.
Das alles hatte seine Zeit gedauert. Als sie alles erledigt hatten, hatte Art ein frisches Hemd an und trotzte dem Pochen der Wunde. Ken kochte ein leichtes Abendessen, und sie verbrannten einen Korken und schwärzten sich Gesichter und Hände. Wer auch immer hinter ihnen her war, könnte womöglich auch in der Dunkelheit unterwegs sein; sie mussten also so unsichtbar wie nur möglich sein.
„Sollen wir abschließen?“
„Wenn wir es nicht tun, wird er nicht sicher sein, ob wir hier sind oder nicht. Das wird ihn ablenken.“
„Ja, aber der Bastard könnte hereinkommen, während wir weg sind und auf uns warten.“
Am Ende beschlossen sie, die Hütte unverriegelt zu lassen. Abzuschließen würde nichts gegen jemanden helfen, der wirklich hinein wollte.
Sie packten zwei Hüfttaschen mit allem, was sie für ein oder zwei Tage brauchen könnten: einen Wechselverband für Art, einige Feldrationen, die sie seit sechs Jahren für unvorhergesehene Notfälle im Schrank hatten, Socken zum Wechseln, Feuerzeuge, Zigaretten. Sie schnallten ihre Jagdmesser um und testeten, ob diese leicht aus der Scheide glitten. Sie nahmen zwei Feldflaschen, füllten eine mit Wasser, das sie jederzeit im See oder in einem Bach nachfüllen konnten, die andere mit Bourbon. Bei Morgengrauen würde es kalt werden und sie würden sich aufwärmen müssen.
Um acht Uhr machten sie die Lichter aus, und eine halbe Stunde später schlichen sie lautlos davon, Ken durchs Küchenfenster, Art durch das Schlafzimmerfenster. Ihr Treffpunkt war die Südwestecke der Mühle, das Gebäudeende mit dem Doppeltor. Ihr Signal bestand in einem harten Fingerschnalzen; als Antwort dasselbe. Sie hatten beschlossen, getrennte Wege zu gehen, damit ihr Jäger ein Ziel weniger hätte, sollte er in der Nähe sein. Möglicherweise würde er überhaupt nicht schießen, wenn er erkannte, dass er nur einen Mann verfolgte, aus Angst, einen Gegenangriff des anderen auszulösen.
Ken wartete ein paar Minuten und bewegte sich dann von der Hütte weg und über die dunkle Lichtung, geleitet von den schwach erkennbaren Umrissen des Gebüschs, die sich zwischen Hütte und Mühle gegen den Nachthimmel abzeichneten. Schließlich spürte er, wie seine ausgestreckte Hand Äste berührte, und er fing an, sich vorsichtig einen Weg durch das Unterholz zu bahnen, während er die Zweige verfluchte, die ihm ins kalte Gesicht schlugen, und den Mann, wer auch immer er war, der all dies notwendig machte.
Endlich gelangte er ins Freie, und vor ihm lag nur noch die letzte Strecke bis zur Ecke der Mühle. Er wartete, lauschte, hörte nichts. War das richtig? Müsste nicht wenigstens das Scharren und Fiepsen der Ratten zu hören sein? Er schauderte und schnalzte einmal mit den Fingern.
Arts Antwort kam von so nahe, dass er zusammenzuckte. Er ging in Richtung des Geräuschs und hörte eine schwache Bewegung und spürte jemandes Gegenwart.
„Art?“ Es war ein leises Flüstern.
„Ja.“
„Alles okay?“
„Kein Problem. Was gehört?“
„Keinen Ton.“
„Dann mal los.“
Sie betraten die freie Fläche, schafften es bis zur Ecke der Mühle, horchten und liefen dann weiter bis zur Mauer. Art bewegte sich auf die Stelle zu, wo Greg und Nancy liegen mussten,
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