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Jahrestage 1: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Jahrestage 1: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Titel: Jahrestage 1: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Johnson
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ne comprends rien
    ne dis pas cela, Frédéric
    vos façons, vos expériences, vos attitudes d’Européens! et tout ça seulement à cause du petit peu de guerre que vous avez vu. Ce ne sont pas les Américains morts au Viet-nam qui vous font de la peine, ce sont les Vietnamiens! Retraite du Viet-nam, paix inconditionelle: c’est une exigence si absolue, si dogmatique, d’une morale si enfantine et d’une imagination si peu technique!
    tu nous excuseras, Gesine
    il n’y a rien à excuser. C’etait pour ça que tu l’as fait venir, cette Européenne, encore une, qu’elle puisse raconter comment le Gros Gorille Américain traite sa femme. Restez, ne partez pas, Mrs. Cresspahl! Maintenant je vais vous dire enfin pourquoi vous m’emmerdez. Vous venez dans notre pays, avec des arrière-pensées. Là où nous tous partageons notre responsabilité, vous vous figez dans une conscience morale absolue, et vous l’exprimez par votre satané orgueil pour lequel même mon meilleur français n’est pas assez bon. Je me permets de vous faire remarquer que, pendant deux ans, j’ai vécu à Paris, j’ai des amis à Paris
    Die Marineinfanterie in Viet Nam wird das Verwundetenabzeichen nur noch für schwerere Verletzungen ausgeben, da bisher drei Abzeichen gut waren für Abkommandierung aus dem Kriegsgebiet und die Mannschaftsstärke zu sehr abnahm.
    Die hauptsächlichen Krankheitsprobleme unter der Zivilbevölkerung Viet Nams sind Tuberkulose, Cholera, Typhus, Pest, Malaria, Kinderlähmung und Eingeweideparasiten.
    Jener Kernphysiker Dotsenko, der sich mit der Demokratie in Canada verloben möchte, muß erst noch von einer sowjetischen Ehefrau geschieden werden.
    Und zum Feiertag liefert uns die New York Times einen langen Bericht, süffig vor Konkretem, über die Familien der Mafia auf Long Island, wie sie ihr Geld in bürgerlichen Geschäftszweigen anzulegen versuchen und wie sie um die Nachfolge von Dreifinger-Brown rangeln, mit den neuesten Nachrichten von Carlo Gambino, Johnny Dio, Joe die Banane, Eddie Spielzeug, Tückischer Vivian und nicht zuletzt Söhnchen Franzese, der vor Gericht steht, weil Der Habicht Rupolo am 24. August 1964 mit Messerstichen, einem ausgeschossenen Auge, mit gebundenen Händen und Betonklötzen an den Füßen aus der Bucht von Jamaica gefischt wurde. Müssen wir nach Mailand schicken, an den früheren Nachbarn von Vito Genovese, Karsch.
    Die New York Times ist uns entgegengekommen nach Vermont, dicke Stapel in einem Dorfkaufladen, wo eine verdrossene alte Frau unverhofft an Neugier wach wurde, weil unser Wagen die blaugelben Schilder New Yorks hatte und wir so früh kamen, heimlich im kalten Morgen weggeschlichen aus dem Haus von Freunden.
    Und die Cresspahls machen einander Komplimente. - Du bist ein guter Fahrer: sagt das Kind. Sie sagt es nur, weil wir es jetzt, am frühen grauen Nachmittag, geschafft haben in die westlichen hunderter Straßen von Manhattan, zu den abgerissenen Puertorikanerkindern, die auf dem schmutzigen Fahrdamm, den zertrümmerten Haustreppen spielen. Sie sagt es, weil wir nach Hause kommen.

9. Oktober, 1967 Montag
    Als gestern morgen der Gelegenheitsarbeiter Fred Wright in seinen Keller an der Avenue B kam, wo er zu schlafen pflegt, fand er neben der Heizung die Leichen der achtzehnjährigen Linda Rae Fitzpatrick und des einundzwanzigjährigen James H. Hutchinson, beide nackt, auf dem Bauch liegend, kaputtgehauen, die Köpfe eingeschlagen. Das Mädchen, aus reicher Familie in Connecticut, hatte das Leben unter Hippies und Arbeitslosen im East Village von Manhattan erst wenige Wochen versucht; der Junge war da eingeführt als billiger Lieferant von L. S. D., Marihuana und Barbituraten. Groovy hatten sie ihn genannt, den Bescheidwisser, den Könner.
    Auf einem anderen Bild ist ein kleines Mädchen zu sehen in sehr laubiger Umgebung. Schwarzhaarig, in schwarzer Kleidung, etwas abwesend vor Ernst, treibt sie mit ihrem niedlichen Gewehr einen abgeschossenen Piloten der U. S. A. vor sich her. Der läßt den Kopf hängen als seien ihm die Nackensehnen gerissen.
    Tagsüber Neigung zu Schauern.
    Lisbeth Cresspahl konnte, ohne die Augen zu schließen, vor sich ihre Mutter sehen beim Schreiben der Briefe, die sie in diesem November 1932 aus Jerichow bekam. Die Alte saß am Küchentisch, wo sie beim Überlegen auf die Speicherwand sehen konnte, die oft noch von der niedrigen Sonne mit gelber Farbe und schwankenden Ästeschatten bemalt war. Sie hielt lange inne, auf der

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