Jahrestage 2: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
chinesischer Herkunft geschäkelt. Zusammen mit anderen Feindtruppen hielten sie ihre Stellung in einer Schule für zwei Tage, bis sie gestern vom Fünften Marinebataillon Süd-Viet Nams überrannt wurden.
Die alliierten Offiziere sagten, die angeketteten Männer seien alle Gemeine gewesen. Die Männer waren barfuß und ihre Leichen durchsiebt mit Einschußlöchern.
›Es waren kleine Männer, die selbe Größe wie ich‹, sagte ein südvietnamesischer Marineinfanterist, nur 1,52 Meter hoch.
Nach Major Paul Carlsen aus San Clemente, Kalifornien, einem Berater der Marineinfanterie Süd-Viet Nams, waren die Ketten, die die Männer an ihr Maschinengewehr fesselten, einer schweren Hundekette ähnlich und bestanden aus halbzollweiten Gliedern.
Das Maschinengewehr, das ein Zirkularmagazin hat und von den Truppen Nord-Viet Nams und des Viet Cong gemeinsam eingesetzt wird, kann von einem Mann bedient werden. Offenbar war beabsichtigt, daß nach dem Tod des ersten Mannes die beiden anderen die Waffe bedienen sollten, bis alle drei tot waren.«
© by the New York Times Company
» DEUTSCHER DICHTER PREIST › FREUDE ‹ IM LEBEN CUBAS
Middletown, Conn., 16. Feb. ( AP )
Der deutsche Dichter Hans Magnus Enzensberger hat ein Stipendium an der Universität Wesleyan aufgegeben mit einem Trompetenstoß gegen die auswärtige Politik der Vereinigten Staaten und mit einem Heil für Cuba, wo er nach seinen Worten leben will.
Mr. Enzensberger machte sich heute von New York auf nach Kalifornien und auf eine Reise rund um die Welt, nach Auskunft eines Freundes in der Universität Wesleyan.
Der 38jährige Dichter teilte in dieser Woche einem Publikum von Studenten und Professoren mit, daß ihn kürzlich ein dreiwöchiger Aufenthalt in Cuba überzeugt habe davon, daß das cubanische Volk ein Bewußtsein von ›Freude, bedeutungsvoll und tieferem Sinn‹ habe. Er betrachtete die auswärtige Politik der Vereinigten Staaten als einen Versuch, ihre Absichten kleineren Ländern in der ganzen Welt aufzuzwingen.«
© by the New York Times Company
(Band CXVII, Nummer 40 201, Seite 35, Spalte 4)
18. Februar, 1968 Sonntag
Beileid, Herr Cresspahl.
Tag.
Wann haben Sie von dem Tod Ihrer Frau erfahren?
Heute morgen gegen sechs.
Von wem?
Jansen.
Bürgermeister, Ortsgruppenführer?
Jansen.
In welcher Form?
Gar keine Form. Telefonisch.
Wie war der Wortlaut?
»Guten Morgen. Ihre Frau ist jetzt gestorben.«
In welchem Ton?
Jansen.
Sind Sie mit Jansen verfeindet, Herr Cresspahl?
Mit Jansen verfeind ich mich nicht.
Ihre Frau hat Jansen am 9. November 1938, 23 : 55 oder 24 : 00 Uhr, ins Gesicht geschlagen.
Bin ich verhaftet?
Wie werden wir einen wie Sie verhaften, Herr Cresspahl. Da läuft genug Pack draußen frei herum.
Dann will ich jetzt zu meiner Frau.
Gleich, Herr Cresspahl. Ein paar Fragen noch.
Dann muß ich Sie jetzt fragen, Herr Kommissar -
Sagen Sie doch einfach Vick.
Wie sie gestorben ist. Woran.
Das wollen wir doch von Ihnen wissen, Herr Cresspahl.
Ich bin seit Dienstagvormittag von Jerichow weg. Sie haben mich doch selber vom güstrower Zug wegholen lassen.
Und mit welchem Zug sind Sie bis Güstrow gekommen?
Berlin-Kopenhagen.
Und wo waren Sie vorher? Seit Dienstag?
In Wendisch Burg. Bei Verwandten.
Die ganze Zeit?
Vorher in Malchow am See.
Das können Sie beweisen?
Mit der Hotelrechnung.
Mit wem haben Sie da Kontakte aufgenommen?
Ich hab nach meinen Eltern gesehen. Den Gräbern.
Kriegen wir alles raus, Herr Cresspahl. Kriegen wir alles raus.
Wie ist sie gestorben.
Es hat gebrannt bei Ihnen, Herr Cresspahl.
Ja.
Das wissen Sie also schon.
Nein.
Sie haben Ihre Schwiegereltern in Jerichow, Sie haben ein Telefon, Jerichow 209, und Sie wollen mir weismachen -
Meine eigene Leitung war tot.
Ach richtig. Da hat die Feuerwehr einen Mast umgefahren.
Ja.
Woher wissen Sie das? Sagen Sie es unbesorgt.
Von Ihnen, Herr Vick. Bei den Papenbrocks ging keiner an den Apparat.
Konnten sie nämlich gar nicht. Die waren längst am Ziegeleiweg.
Der Schnellzug hatte kein Telefon, in Güstrow war nicht Zeit, und als ich es hier in Gneez versuchen wollte, haben Sie mich mitnehmen lassen.
Bei Ihnen brennt es, und Sie sagen: Ja.
Ja.
Überrascht Sie nicht im mindesten.
Das viele Holz auf dem Hof, das kann doch brennen.
Da hat es doch gar nicht angefangen. Das ging doch erst später weg.
Wo war meine Frau.
Um Mitternacht in Jerichow auf dem Marktplatz, und vorher bei dem Unfall mit den Juden.
Was hat
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