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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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gekauft hatte, und sang alle alten Lieblingslieder ihres Vaters. Sie erklärte, der Tee sei ausgezeichnet, und lobte den erlesenen Geschmack, mit dem die Marmelade in den Schalen serviert war. Da sie nun entschlossen war, alle anderen glücklich zu machen, wurde sie selbst glücklich. Sie schlief in dem großen düsteren Himmelbett ruhig ein und wachte mit einem Lächeln auf, als George aus dem Theater zurückkam.

    Am folgenden Tage hatte George wichtigere »Geschäfte« zu erledigen, als Mr. Kean in der Rolle des Shylock zu sehen. Unmittelbar nach seiner Ankunft in London hatte er an die Rechtsanwälte seines Vaters geschrieben und ihnen königlich mitgeteilt, er werde sich das Vergnügen geben, sie am nächsten Tag zu einer Unterredung aufzusuchen. Seine Verluste beim Billard- und Kartenspiel im Gasthof mit Hauptmann Crawley hatten die Börse des jungen Mannes fast geleert. Vor seinem Weggang mußte er sie daher wieder füllen, und es blieb ihm nichts übrig, als die zweitausend Pfund anzugreifen, die auszuzahlen die Rechtsanwälte bevollmächtigt worden waren. Er war innerlich vollkommen überzeugt, daß der Alte bald nachgeben würde. Wie konnte auch ein Vater auf die Dauer gegen solch ein Musterbeispiel von Vollkommenheit wie ihn hart bleiben. Wenn seine Persönlichkeit und seine Verdienste nicht ausreichen sollten, den Vater zu erweichen, so beschloß George, sich in dem bevorstehenden Feldzuge so ungeheuer auszuzeichnen, daß der alte Herr nachgeben mußte. Und wenn nicht? Pah! Die ganze Welt lag vor ihm. Vielleicht würde das Glück beim Spiel ihm wieder einmal lächeln, und dann waren zweitausend Pfund ja auch eine ganze Menge Geld.
    Er schickte also Amelia noch einmal im Wagen zu ihrer Mutter mit einer carte blanche und der strengen Weisung für die beiden Damen, alles einzukaufen, was eine Dame von Mrs. George Osbornes Stellung für eine Reise ins Ausland benötigte. Sie hatten nur einen Tag, um die Ausstattung zu vervollständigen, und es läßt sich daher leicht denken, daß dieses Geschäft sie völlig in Anspruch nahm. Wieder einmal in einer Kutsche, auf dem Weg von der Putzmacherin zum Wäschegeschäft, von dienstfertigen Ladendienern oder höflichen Besitzern an den Wagen zurückgeleitet, war Mrs. Sedley beinahe wieder die alte und zum ersten Male seit ihrem Unglück wahrhaft glücklich. Aber auch Mrs. Amelia war nicht erhaben über die Freuden des Einkaufens, Handelns und Aussuchens von hübschen Sachen. (Würde der philosophischste Mann auch nur einen Groschen für eine Frau geben, die darüber erhaben wäre?) Sie machte sich daher ein Vergnügen daraus, der Anweisung ihres Mannes zu folgen, und kaufte einen Haufen Damenartikel, wobei sie, nach der Ansicht aller Verkäufer, sehr viel Geschmack und Schönheitssinn bewies.
    Über den bevorstehenden Krieg beunruhigte sich Mrs. Osborne nicht allzusehr. Bonaparte würde schon kampflos zerschmettert werden. Von Margate segelten fast täglich Schiffe vornehmer Herren und Damen ab, die nach Brüssel und Gent gingen. Man begab sich nicht so sehr in einen Krieg als auf eine elegante Reise. Die Zeitungen verhöhnten den elenden Emporkömmling und Schwindler. Wie sollte auch so ein korsischer Tropf den vereinigten Armeen von Europa und dem Genie des unsterblichen Wellington widerstehen! Amelia verachtete ihn auch, denn es braucht wohl kaum erst hier gesagt zu werden, daß dieses sanfte und liebe Geschöpf sich nach der Meinung der Leute um sie herum richtete und in ihrer Aufrichtigkeit viel zu bescheiden war, um sich eigene Ansichten zu bilden. Mit einem Wort: Sie und ihre Mutter kauften den lieben langen Tag ein, und Amelia erledigte diese Geschäfte bei ihrem ersten Auftreten in der vornehmen Londoner Welt mit großer Lebhaftigkeit und legte Ehre ein.
    Unterdessen ging George, den Hut schief auf dem Kopf, die Ellbogen angewinkelt, mit überaus forscher martialischer Miene zur Bedford Row und stolzierte in das Anwaltsbüro hinein, als ob er der Herr und Gebieter jedes bleichwangigen, kritzelnden Schreibers dort wäre. Stolz und herablassend schickte er jemanden, um Mr. Higgs zu melden, daß Hauptmann Osborne warte, als ob dieser pékin 2 von einem Anwalt, der doch dreimal soviel Verstand, fünfzigmal soviel Geld und tausendmal soviel Erfahrung wie er besaß, ein Nichts wäre, das augenblicklich alle seine Geschäfte liegenlassen müsse, um dem Hauptmann zu Diensten zu sein. Er bemerkte nicht das verächtliche Lächeln, das durch das ganze Zimmer lief, vom

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