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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ersten Buchhalter bis zu den Gehilfen, von den Gehilfen bis zu den zerlumpten Schreibern und bleichwangigen Botenjungen in ihren zu engen Kleidern, während er dasaß, mit seinem Spazierstock auf den Stiefel schlug und dachte, was für ein Pack von elenden armen Teufeln alle diese Leute doch seien. Die elenden armen Teufel kannten seine Lage jedoch genau, sie besprachen das alles abends beim Bier an ihrem Stammtisch mit anderen Angestellten. Ihr Götter, was wissen nicht die Londoner Rechtsanwälte und ihre Angestellten alles! Nichts bleibt ihren Nachforschungen verborgen, und ihre Leute herrschen stumm über unsere Stadt.
    Vielleicht erwartete George beim Eintritt in Mr. Higgs' Büro, daß der Herr beauftragt sei, ihm eine Botschaft seines Vaters über Kompromiß oder Versöhnung mitzuteilen. Vielleicht sollte sein hochmütiges und kühles Auftreten seinen Mut und seine Entschlossenheit bekunden. Wenn es so war, dann traf sein hochfahrendes Wesen bei dem Rechtsanwalt auf eisige Kälte und Gleichgültigkeit, die seine Großtuerei völlig sinnlos machten. Als der Hauptmann eintrat, gab er sich den Anschein, mit Schreiben beschäftigt zu sein. »Nehmen Sie bitte Platz, Sir«, sagte er, »einen Augenblick noch, dann werde ich mich Ihrer kleinen Angelegenheit zuwenden. Mr. Poe, bringen Sie mir bitte die Quittungsformulare!« Und dann schrieb er weiter.
    Als Poe die Formulare gebracht hatte, berechnete sein Prinzipal den Betrag von zweitausend Pfund Aktien nach dem Tageskurs und fragte Hauptmann Osborne, ob er für die Summe einen Scheck auf die Bank haben wolle oder ob er lieber die Bank beauftragen solle, für die Summe Aktien für ihn zu kaufen. »Einer der Vermögensverwalter der verstorbenen Mrs. Osborne ist nicht in der Stadt«, sagte er gleichgültig, »aber mein Klient will Ihren Wünschen entgegenkommen und das Geschäft so rasch wie möglich erledigen.«
    »Geben Sie mir einen Bankscheck, Sir«, sagte der Hauptmann verdrießlich. »Lassen Sie nur das verdammte einzelne Geld, Sir«, setzte er hinzu, als der Rechtsanwalt die Anweisung ausschrieb, und in dem schmeichelhaften Glauben, daß er durch diesen Großmutsbeweis die alte Schreiberseele beschämt habe, stolzierte er mit dem Scheck in der Tasche aus dem Büro.
    »Der Bursche sitzt in zwei Jahren im Gefängnis«, sagte Mr. Higgs zu Mr. Poe.
    »Ob Osborne sich nicht herumbringen läßt, Sir?«
    »Läßt eine Statue sich herumbringen?« antwortete Mr. Higgs.
    »Er treibt's ganz schön«, sagte der Buchhalter. »Seit einer Woche ist er erst verheiratet, und schon habe ich gesehen, wie er und einige andere Kerle in Uniform Mrs. Highflyer nach der Vorstellung zum Wagen begleiteten.«
    Dann kam ein anderer Fall zur Sprache, und Mr. Osborne verschwand aus dem Gedächtnis dieser würdigen Herren.
    Die Anweisung lautete auf unsere Freunde Hulker und Bullock aus der Lombard Street. Zu deren Haus lenkte George nun seine Schritte, immer noch im Glauben, daß er ein Geschäft mache, und erhielt sein Geld. Als George eintrat, war Frederick Bullock zufällig im Kassenraum, das gelbe Gesicht über ein Hauptbuch gebeugt, an dem ein ernst aussehender Angestellter saß. Als er den Hauptmann erblickte, wurde sein gelbes Gesicht leichenfahl, und er schlich sich schuldbewußt in den hinteren Büroraum zurück. George war zu sehr damit beschäftigt, sich an seinem Geld zu weiden (er hatte noch nie eine so große Summe besessen, um den Gesichtsausdruck oder die Flucht des totenblassen Liebhabers seiner Schwester zu bemerken.
    Frederick Bullock berichtete dem alten Osborne von dem Erscheinen und Benehmen seines Sohnes. »Er kam mit unverschämter Miene und hat sich bis auf den letzten Shilling alles geben lassen«, sagte Frederick. Wie lange wird einer wie der mit ein paar hundert Pfund reichen?
    Osborne schwor, daß es ihm völlig gleichgültig wäre, wann oder wie bald er es ausgeben würde. Frederick aß jetzt täglich am Russell Square. George war im großen ganzen höchst zufrieden mit den Geschäften. Sein Gepäck und seine ganze Ausstattung wurden schnell zusammengebracht, und er bezahlte Amelias Einkäufe mit einem Scheck und der Großartigkeit eines Lords.

27. Kapitel

In dem Amelia zu ihrem Regiment stößt
    Das erste Gesicht, das Amelia erkannte, als Josephs vornehmer Wagen vor dem Gasthaus in Chatham hielt, war das freundliche Antlitz Hauptmann Dobbins, der schon über eine Stunde in Erwartung seiner Freunde die Straße auf und ab gegangen war. Der Hauptmann,

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