Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
Vom Netzwerk:
Militärknöpfe am Rock, mit Degen und roter Schärpe, bot einen so militärischen Anblick, daß Joe ganz stolz war, einen solchen Bekannten zu haben, und der dicke Zivilist begrüßte ihn mit einer Herzlichkeit, die sehr von dem Empfang abstach, den Joe seinem Freunde in Brighton und in der Bond Street zuteil werden ließ.
    An der Seite des Hauptmanns ging Fähnrich Stubble, der, als die Kutsche sich dem Gasthof näherte, in den Ausruf: »Beim Zeus! Was für ein hübsches Mädel!« ausbrach und damit Osbornes Wahl billigte. In der Tat sah Amelia mit den rosa Bändern und dem Hochzeitsumhang, das Gesicht gerötet von der schnellen Fahrt in der frischen Luft, so frisch und hübsch aus, daß das Kompliment des Fähnrichs vollkommen am Platze war. Dobbin schloß ihn ins Herz dafür. Als er vortrat, um der Dame beim Aussteigen zu helfen, sah Stubble, was für ein hübsches Händchen sie ihm gab und was für ein reizendes zierliches Füßchen sie auf den Tritt setzte. Er wurde scharlachrot im Gesicht und machte seine allerschönste Verbeugung, worauf Amelia, als sie die Nummer des ...ten Regiments auf seiner Mütze eingestickt sah, errötend lächelte und mit einem Knicks dankte – da war es um den jungen Fähnrich auf der Stelle geschehen. Dobbin war von Stund an sehr freundlich gegenüber Stubble und ermunterte ihn, bei ihren Spaziergängen oder im Quartier von Amelia zu sprechen. Bald wurde es bei allen ehrlichen jungen Burschen des ...ten Regiments Mode, Mrs. Osborne zu bewundern und anzubeten. Ihr schlichtes, ungekünsteltes Wesen und die ihr eigene bescheidene Freundlichkeit gewann alle diese natürlichen Herzen. Diese Einfachheit und Lieblichkeit lassen sich nicht in Worte fassen. Wer hat das aber noch nicht bei Frauen gefunden und alle möglichen Vorzüge bei ihnen bemerkt, wenn sie einem auch nichts weiter gesagt haben, als daß sie die nächste Quadrille bereits vergeben haben oder daß es sehr heiß ist? George, schon immer der Liebling seines Regiments, stieg noch mehr in der Achtung der jungen Leute, weil er dieses vermögenslose junge Geschöpf so edelmütig geheiratet und sich eine so hübsche, freundliche Lebensgefährtin auserkoren hatte.
    In dem Wohnzimmer, das die Reisenden erwartete, fand Amelia zu ihrem großen Erstaunen einen an Frau Hauptmann Osborne adressierten Brief vor. Es war ein dreieckiges Billett auf rosa Papier, mit einer Taube und einem Olivenzweig und einer Unmenge hellblauen Siegellacks gesiegelt und in einer großen undeutlichen weiblichen Handschrift beschrieben.
    »Das ist Peggy O'Dowds Klaue«, sagte George lachend, »ich sehe es am verklecksten Siegellack.«
    Und in der Tat war es ein Billett von der Majorin O'Dowd, worin sie Mrs. Osborne bat, ihr noch am gleichen Abend das Vergnügen zu machen, an einer kleinen Gesellschaft im engsten Freundeskreis teilzunehmen.
    »Du mußt gehen«, sagte George. »Du wirst dort mit dem ganzen Regiment bekannt werden. O'Dowd kommandiert das Regiment, und Peggy kommandiert O'Dowd.«
    Ihre Freude über Mrs. O'Dowds Brief hatte aber noch nicht lange gedauert, als die Tür aufflog und eine stattliche, muntere Dame im Reitkleid, gefolgt von ein paar Offizieren des Regiments, das Zimmer betrat. »Wirklich, ich konnte nicht bis zum Tee warten. George, mein lieber Junge, stellen Sie mich Ihrer Gemahlin vor. Madame, es freut mich unendlich, Sie zu sehen und Ihnen meinen Mann, Major O'Dowd, vorstellen zu können.« Bei diesen Worten drückte die muntere Dame im Reitkleid herzlich Amelias Hand, und diese wußte sofort, daß die Dame vor ihr stand, über die ihr Mann so oft gelacht hatte.
    »Ihr Mann da hat Ihnen gewiß oft genug von mir erzählt«, sagte die Dame sehr lebhaft.
    »Gewiß oft genug von ihr erzählt«, echote ihr Mann, der Major.
    Amelia antwortete lächelnd, daß das stimme.
    »Und bestimmt hat er Ihnen nicht viel Gutes von mir erzählt«, erwiderte Mrs. O'Dowd und fügte noch hinzu, George sei ein böser Teufel.
    »Dafür kann ich mich verbürgen«, sagte der Major und versuchte eine schlaue Miene anzunehmen, worüber George lachen mußte. Aber Mrs. O'Dowd bedeutete dem Major mit einem leichten Schlag ihrer Reitpeitsche, still zu sein, und bat nun, der Frau Hauptmann Osborne in aller Form vorgestellt zu werden.
    »Dies, meine Liebe«, sagte George gravitätisch, »ist meine gute, liebe und vortreffliche Freundin Aurelia Margareta, sonst Peggy genannt.«
    »Meiner Treu, da haben Sie recht«, fiel der Major ein.
    »Sonst Peggy genannt, Gemahlin

Weitere Kostenlose Bücher