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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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grüßte sie mit einem gnädigen Wort und Lächeln und warf spielerisch eine Kußhand in Richtung des Wagens. Sodann setzte sie ihre Unterhaltung mit General Tufto fort und antwortete auf die Frage, wer denn der dicke Offizier mit der goldbebänderten Mütze sei, es sei ein Offizier in Diensten der Ostindischen Kompanie. Rawdon Crawley jedoch kam herbeigeritten, drückte Amelia herzlich die Hand, fragte Joe: »Nun, alter Knabe, wie geht's?« und starrte Mrs. O'Dowd ins Gesicht und auf die schwarzen Hahnenfedern, bis die Majorin zu glauben anfing, sie habe an ihm eine Eroberung gemacht.
    George, der ein wenig zurückgeblieben war, kam sofort mit Dobbin herbeigeritten, und sie grüßten, die Hand an der Mütze, die erlauchten Persönlichkeiten, unter denen Osborne sogleich Mrs. Crawley bemerkte. Er freute sich, zu sehen, wie Rawdon sich vertraulich über seinen Wagen lehnte und mit Amelia sprach, und begegnete dem herzlichen Gruß des Adjutanten mit mehr als angemessener Wärme. Das Kopfnicken zwischen Rawdon und Dobbin gehörte zu den schwächsten Beweisstücken der Höflichkeit.
    Crawley erzählte George, daß sie mit General Tufto im Hotel du Parc wohnten, und George ließ sich von seinem Freunde versprechen, die Osbornes recht bald zu besuchen.
    »Schade, daß ich Sie nicht schon vor drei Tagen sah«., sagte George. »Hatten ein Diner im Restaurant – ganz hübsch. Lord Bareacres und die Gräfin sowie Lady Blanche waren so gütig, mit uns zu speisen – wollte, Sie wären auch dabeigewesen.« Nachdem Osborne so seinem Freund beigebracht hatte, daß er als Mann von Welt angesehen werden wollte, trennte er sich von Rawdon, der der davongaloppierenden vornehmen Gesellschaft in eine Allee hinein folgte, während George und Dobbin wieder ihre Plätze neben dem Wagen Amelias einnahmen.
    »Wie gut der Herzog aussah«, bemerkte Mrs. O'Dowd. »Die Wellesleys und Malonys sind doch miteinander verwandt; natürlich würde ich armes Wesen nicht im Traume daran denken, mich vorzustellen, wenn nicht Seine Gnaden es für angemessen hielte, sich unserer Familienbande zu erinnern.«
    »Er ist ein großer Soldat«, sagte Joe, der sich jetzt weit behaglicher fühlte, nachdem der bedeutende Herr fort war. »Gab es je eine Schlacht wie die bei Salamanca 1 ? Was meinen Sie, Dobbin? Aber wo hat er seine Kunst gelernt? In Indien, mein Junge! Der Dschungel ist die rechte Schule für einen General, merken Sie sich das. Ich habe ihn auch persönlich kennengelernt, Mrs. O'Dowd. Wir beide tanzten im Dumdum am selben Abend mit Miss Cutler, der Tochter Cutlers von der Artillerie, ein verteufelt hübsches Mädchen.«
    Die Erscheinung der hohen Herrschaften bot ihnen während der Spazierfahrt, beim Essen und bis zur Stunde, wo sie alle miteinander in die Oper gehen wollten, genug Unterhaltungsstoff.
    Es war beinahe wie im alten England. Das Haus war voll von bekannten englischen Gesichtern und den Toiletten, die die Britin schon seit langer Zeit berühmt gemacht hatte. Mrs. O'Dowds gehörte zu den prächtigsten, sie trug auf der Stirn eine Locke und einen Schmuck von irischen Diamanten und Rauchtopasen, der nach ihrer Meinung alles im Hause überstrahlte. Ihre Gegenwart war qualvoll für Osborne. Aber sie hatte nun einmal beschlossen, um jeden Preis alle Vergnügungen mitzumachen, wenn sie hörte, daß ihre Freunde teilnahmen. Es kam ihr nie anders in den Sinn, als daß sie von ihrer Gesellschaft bezaubert sein müßten.
    »Sie ist dir nützlich gewesen, meine Liebe«, sagte George zu seiner Frau, die er in ihrer Gesellschaft mit weniger Bedenken allein lassen konnte. »Wie gut ist es aber, daß Rebekka gekommen ist. Sie wird dir eine Freundin sein, und wir können nun diese verdammte Irin loswerden.« Amelia antwortete hierauf weder mit Ja noch mit Nein, und wie können wir wissen, was sie dachte?
    Der coup d'œil 2 des Brüsseler Opernhauses war für Mrs. O'Dowd lange nicht so schön wie der des Theaters in der Fishamble Street in Dublin. Auch die französische Musik kam ihrer Meinung nach den Melodien ihres Heimatlandes bei weitem nicht gleich. Mit diesen und anderen sehr laut ausgesprochenen Bemerkungen erfreute sie ihre Freunde, wobei sie mit vornehmer Selbstgefälligkeit einen großen klappernden Fächer hin und her schwenkte.
    »Wer ist die wundervolle Frau dort bei Amelia, liebster Rawdon?« fragte in einer gegenüberliegenden Loge eine Dame (die, schon zu Hause fast immer höflich gegenüber ihrem Mann, in der Öffentlichkeit liebevoller

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