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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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denn je zu ihm war). »Siehst du nicht dieses Wesen dort, mit dem gelben Ding auf dem Turban und einem roten Atlaskleid und einer großen Uhr?«
    »Neben der hübschen kleinen Frau in Weiß?« fragte ein Mann mittleren Alters, der neben der Fragerin saß. Er trug Orden im Knopfloch und verschiedene Unterwesten und eine große, weiße Halsbinde, die ihn fast erwürgte.
    »Die hübsche Frau in Weiß ist Amelia, General. Sie bemerken doch gleich alle hübschen Frauen, Sie ungezogener Mann!«
    »Bei Gott, nur eine in der Welt!« sagte der General ganz entzückt, und die Dame versetzte ihm einen sanften Schlag mit dem großen Bukett, das sie in der Hand hielt.
    »Bei Gott, er ist es«, sagte Mrs. O'Dowd, »und es ist dasselbe Bukett, das er auf dem Blumenmarkt gekauft hat!« Als Rebekka dem Blick ihrer Freundin begegnet war und noch einmal die kleine Handkußszene spielte, bezog die Majorin O'Dowd das Kompliment auf sich selbst und erwiderte den Gruß mit einem graziösen Lächeln, was den unglücklichen Dobbin wieder prustend aus der Loge trieb.
    Nach dem ersten Akt war George sofort aus der Loge verschwunden, um Rebekka seine Aufwartung zu machen. Im Foyer traf er Crawley, und sie wechselten einige Worte über die Vorfälle der letzten vierzehn Tage.
    »War der Scheck auf meinen Agenten in Ordnung?« fragte George mit schlauer Miene.
    »Jawohl, mein Junge«, antwortete Rawdon. »Soll mir ein Vergnügen sein, Ihnen Revanche zu geben. Der Alte herumgebracht?«
    »Noch nicht«, sagte George, »wird aber bald sein. Und wissen Sie, ich habe etwas Vermögen von meiner Mutter. Ist Tantchen weich geworden?«
    »Hat mir zwanzig Pfund geschickt, der verdammte alte Geizkragen. Wann treffen wir uns wieder einmal? Dienstag speist der General auswärts. Können Sie nicht Dienstag kommen? Und dann noch, veranlassen Sie doch Sedley bloß, sich den Schnurrbart abzurasieren. Was, zum Henker, braucht ein Zivilist einen Schnurrbart und die verdammten Borten am Rock. Adieu! Sehen Sie zu, daß Sie Dienstag kommen können.« Und Rawdon entfernte sich mit zwei eleganten jungen Herren, die wie er dem Generalstab angehörten.
    George war nur halb erfreut, gerade für den Tag eine Einladung zu erhalten, an dem der General nicht dabei war. »Ich will hineingehen und Ihrer Frau meine Aufwartung machen«, sagte er, und Rawdon antwortete mit finsterem Blick: »Hm, wenn es Ihnen beliebt.« Die beiden jungen Offiziere tauschten verständnisinnige Blicke. George trennte sich von ihnen und stolzierte durch das Foyer zur Loge des Generals, deren Nummer er sich gut ausgerechnet hatte.
    »Entrez!« 3 rief ein helles Stimmchen, und unser Freund fand sich Rebekka gegenüber. Vor Freude, ihn zu sehen, sprang sie auf, klatschte in die Hände und streckte sie George entgegen. Der General, die Orden im Knopfloch, starrte den Neuankömmling finster an, als wollte er sagen: Wer, zum Teufel, sind Sie?
    »Mein lieber Hauptmann George!« rief die kleine Rebekka ganz entzückt. »Wie nett von Ihnen, mich aufzusuchen. Der General und ich, wir langweilen uns so bei unserem Tête-à-tête. General, das ist mein Hauptmann George, von dem ich Ihnen schon erzählt habe.«
    »Soso«, sagte der General mit einer ganz leichten Verbeugung, »zu welchem Regiment gehört Hauptmann George?«
    George nannte das ...te Regiment. Wie gern hätte er von einem glänzenden Kavalleriekorps gesprochen!
    »Wie ich glaube, erst kürzlich aus Westindien zurückgekommen, wie? Vom letzten Krieg nicht viel erlebt. Hier einquartiert, Hauptmann George?« fuhr der General mit eisigem Hochmut fort.
    »Nicht Hauptmann George, Sie Dummerchen, Hauptmann Osborne«, sagte Rebekka. Der General blickte während der ganzen Zeit wütend von einem zum anderen.
    »Hauptmann Osborne, soso, mit den Osbornes von L. verwandt?«
    »Wir führen das gleiche Wappen«, sagte George wahrheitsgemäß, da Mr. Osborne vor fünfzehn Jahren bei der Anschaffung seines Wagens einen Heraldiker in Long Acre zu Rate gezogen hatte und sich aus dem Adelskalender das Wappen der Osbornes von L. herausgesucht hatte. Darauf erwiderte der General nichts, sondern nahm sein Theaterfernrohr – das doppelläufige Opernglas war in jenen Tagen noch nicht erfunden – und stellte sich, als betrachte er das Haus; aber Rebekka sah wohl, daß sein freies Auge nach ihr schielte und blutdürstige Blicke auf sie und George schoß.
    Sie verdoppelte ihre Herzlichkeit. »Wie geht es der lieben Amelia? Aber ich brauche ja gar nicht zu fragen – wie

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