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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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stürzte augenblicklich mit bleichem Gesicht und wirrem Haar auf den Balkon. Es war jedoch nicht George, aber das Nächstbeste, was kommen konnte: Nachricht von ihm.
    Es war der arme Tom Stubble, der vierundzwanzig Stunden vorher so mutig von Brüssel losmarschiert war, mit der Regimentsfahne in der Hand, die er auf dem Schlachtfeld so tapfer verteidigt hatte. Ein französischer Ulan hatte den jungen Fähnrich am Bein verwundet, und der fiel hin, hielt aber tapfer die Fahne fest. Nach Beendigung des Gefechts hatte man in einem Karren für den armen Burschen Platz gefunden und ihn nach Brüssel zurückgebracht.
    »Mr. Sedley, Mr. Sedley!« rief der Junge mit schwacher Stimme, und Joseph trat erschrocken zu ihm heran. Er hatte anfangs nicht unterscheiden können, wer ihn gerufen hatte.
    Der kleine Tom Stubble hielt ihm seine heiße, kraftlose Hand hin. »Ich soll hierhergebracht werden«, flüsterte er, »Osborne – und – und Dobbin haben es gesagt; und Sie sollen dem Mann zwei Napoleons geben; meine Mutter wird sie Ihnen zurückzahlen.« Die Gedanken des jungen Burschen waren während der langen Stunden im Wagen zum väterlichen Pfarrhaus, das er erst vor ein paar Monaten verlassen hatte, zurückgewandert, und zuweilen hatte er in diesem Fiebertraum sogar seine Schmerzen vergessen.
    Das Hotel war groß und die Bewohner freundlich. Alle vom Karren wurden hineingebracht und auf die verschiedensten Lager gebettet. Der junge Fähnrich kam in Osbornes Räume hinauf. Sobald die Majorin ihn vom Balkon aus erkannt hatte, waren sie und Amelia hinuntergestürzt. Man kann sich die Gefühle der beiden Frauen vorstellen, als sie hörten, die Schlacht sei vorüber und beide Gatten seien unverletzt. In stummem Entzücken fiel Amelia ihrer teuren Freundin um den Hals und umarmte sie; und in leidenschaftlicher Dankbarkeit sank sie auf die Knie und pries die Macht, die ihren Mann gerettet hatte.
    Kein Arzt hätte unserer jungen Frau in ihrem fieberhaften und nervösen Zustand eine heilsamere Arznei verschreiben können als die, welche ihr der Zufall bot. Sie wachte mit Mrs. O'Dowd unablässig bei dem verwundeten Jüngling, der große Schmerzen litt. Diese ihr auferlegte Pflicht ließ keine Zeit mehr, über ihren persönlichen Sorgen zu brüten oder sich ihren gewohnten Befürchtungen und Ahnungen hinzugeben. Der junge Patient schilderte mit einfachen Worten die Ereignisse des Tages und die Taten unserer Freunde vom tapferen ...ten Regiment. Sie hatten schwer gelitten und sehr viele Offiziere und Soldaten verloren. Als sie angriffen, war das Pferd unter dem Major erschossen worden, und sie hatten alle geglaubt, O'Dowd sei tot und Dobbin würde nun Major. Aber bei ihrer Rückkehr nach dem Angriff zu ihrer alten Stellung hatten sie entdeckt, daß der Major auf Pyramus' Leichnam saß und sich aus seiner Feldflasche erfrischte. Hauptmann Osborne hatte den französischen Ulan, der den Fähnrich verwundet hatte, niedergehauen. Amelia wurde bei dem bloßen Gedanken daran so bleich, daß Mrs. O'Dowd den jungen Fähnrich in seiner Erzählung innehalten ließ. Und Hauptmann Dobbin war es gewesen, der nach Beendigung der Schlacht, obwohl selbst verwundet, den Jüngling auf die Arme genommen und zum Wundarzt und von da zu dem Karren geschleppt hatte, der ihn nach Brüssel zurückbringen sollte, und er war es auch, der dem Fuhrmann zwei Louisdor versprochen hatte, wenn er zu Mr. Sedleys Hotel in Brüssel fahren würde und Mrs. Osborne sagen wolle, daß die Schlacht vorbei und ihr Mann unverletzt und wohlauf sei.
    »Er hat wirklich ein gutes Herz, dieser William Dobbin, wenn er auch immer über mich lacht«, sagte Mrs. O'Dowd.
    Der junge Stubble beteuerte, daß es keinen zweiten Offizier wie ihn im ganzen Heer gebe und konnte kein Ende finden, seine Bescheidenheit, Güte und bewundernswerte Kaltblütigkeit im Felde zu preisen. Diesem Teil des Gesprächs widmete Amelia indes nur schwache Aufmerksamkeit; sie hörte nur dann zu, wenn von George gesprochen wurde, und auch solange man seinen Namen nicht erwähnte, dachte sie an ihn.
    Bei der Pflege ihres Patienten und dem Nachdenken über die wunderbaren Ereignisse des gestrigen Tages verging Amelia der zweite Tag ziemlich schnell. Für sie gab es nur einen Mann in der Armee, und solange er wohlauf war, interessierten sie die Truppenbewegungen nur wenig, wie wir zugeben müssen. Alle Gerüchte, die Joseph von der Straße mitbrachte, hörte sie nur verschwommen, obwohl sie ausreichten, um diesen

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