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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Wut und Schrecken. Die Diamanten waren in ihr Kleid eingenäht und in der Wattierung und den Stiefeln des gnädigen Herrn versteckt. »Weib, die Diamanten sind in der Bank, und ich will und will die Pferde haben«, rief sie. Rebekka lachte ihr ins Gesicht. Die wütende Gräfin ging hinunter und setzte sich in die Kutsche. Das Kammermädchen, den Diener und ihren Gatten schickte sie noch einmal in die Stadt nach Pferden, und wehe dem, der zuletzt zurückkam! Die Lady war entschlossen sofort abzureisen, wenn die Pferde von irgendwoher ankommen würden, mit ihrem Mann oder ohne ihn.
    Rebekka hatte das Vergnügen, Lady Bareacres in dem unbespannten Wagen sitzen zu sehen. Sie behielt sie ständig im Auge und bejammerte so laut sie konnte die Verlegenheit der Gräfin. »Keine Pferde zu bekommen!« rief sie, »und alle Diamanten in den Wagenkissen eingenäht! Was für eine Beute für die Franzosen, wenn sie kommen! Ich meine die Kutsche und die Diamanten, nicht die Dame!« Sie erzählte das dem Wirt, den Dienern, den Gästen und den zahllosen Müßiggängern im Hof. Lady Bareacres hätte sie am liebsten vom Wagenfenster aus abgeschossen.
    Während sie sich noch an der Demütigung ihrer Feindin labte, erblickte Rebekka Joseph, der geradewegs auf sie zueilte.
    Sein verändertes, schreckensbleiches, dickes Gesicht verriet sein Geheimnis deutlich. Auch er wollte fliehen und sah sich nach den Fluchtmitteln um. »Der soll meine Pferde kaufen, dachte Rebekka, und ich werde die Stute reiten.«
    Joseph trat zu seiner Freundin und stellte die in der letzten Stunde wohl hundertmal wiederholte Frage, ob sie wisse, wo man Pferde bekommen könne.
    »Was, Sie fliehen?« lachte Rebekka. »Ich dachte, Sie seien der Beschützer aller Damen, Mr. Sedley.«
    »Ich – ich bin kein Soldat«, keuchte er.
    »Und Amelia? Wer soll Ihr armes Schwesterchen beschützen?« fragte Rebekka. »Sie wollen sie doch nicht etwas verlassen?«
    »Was kann ich ihr nützen, wenn – wenn der Feind kommt«, erwiderte Joseph. »Die Frauen werden sie verschonen, aber mein Diener hat mir erzählt, sie hätten geschworen, keinem Mann Pardon zu geben – die elenden Feiglinge.«
    »Entsetzlich!« rief Rebekka und weidete sich an seiner Verlegenheit.
    »Übrigens will ich sie ja gar nicht verlassen«, schrie der Bruder, »sie soll nicht zurückbleiben. Ich habe einen Platz für Amelia in meinem Wagen, und auch einen für Sie, liebe Mrs. Crawley, wenn Sie mitkommen wollen – und falls wir Pferde auftreiben«, setzte er seufzend hinzu.
    »Ich habe zwei zu verkaufen«, sagte die Dame. Joseph hätte sie bei dieser Nachricht umarmen mögen. »Hol den Wagen, Isidor«, rief er. »Wir haben welche – wir haben welche.«
    »Meine Pferde sind noch nie im Geschirr gegangen«, fügte Mrs. Crawley hinzu, »Dompfaff würde den Wagen in Stücke schlagen, wenn Sie ihn einspannen wollten.«
    »Er läßt sich aber ruhig reiten?« fragte der Zivilist.
    »Ruhig wie ein Lamm und schnell wie ein Hase«, antwortete die Dame.
    »Glauben Sie, daß er mein Gewicht aushält?« fragte Joseph.
    Er saß in Gedanken schon auf dem Pferde, ohne auch nur einen Augenblick an die arme Amelia zu denken. Welcher Mensch, der Pferdegeschäfte liebt, könnte auch einer solchen Versuchung widerstehen?
    Rebekka antwortete nicht, sondern bat ihn, auf ihr Zimmer zu kommen. Er folgte ihr in atemloser Hast, um den Handel abzuschließen. Joseph hatte selten eine halbe Stunde erlebt, die ihn so viel Geld kostete. Rebekka, die den Wert ihrer Ware nach Josephs Kaufeifer und nach der Seltenheit des Artikels maß, verlangte einen so ungeheuren Preis für die Pferde, daß sogar der Zivilist zurückschreckte. Sie wolle beide verkaufen oder keins, sagte sie entschlossen. Rawdon habe ihr befohlen, sich nicht unter dem angegebenen Preis von ihnen zu trennen. Lord Bareacres unten würde ihr die gleiche Summe geben, und bei all ihrer Liebe und Achtung für die Familie Sedley müsse ihr lieber Mr. Joseph doch einsehen, daß arme Leute leben müßten – kurz, es gab niemanden, der freundschaftlicher, aber zugleich auch entschlossener in Geschäftsangelegenheiten gehandelt hätte.
    Joseph willigte schließlich, wie zu erwarten gewesen war, in den Preis ein. Die Summe, die er ihr zu zahlen hatte, war so groß, daß er um Zeit bitten mußte; so groß, daß sie ein kleines Vermögen für Rebekka bedeutete. Sie hatte schnell überschlagen, daß sie mit dieser Summe und dem, was beim Verkauf von Rawdons übrigen Sachen herausspringen

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