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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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furchtsamen Herrn, und mit ihm viele andere Leute in Brüssel, tief zu beunruhigen. Die Franzosen waren zwar zurückgeschlagen worden, aber erst nach hartem, zweifelhaftem Kampf, und es war nur ein Teil der französischen Armee. Der Kaiser war mit der Hauptmasse in Ligny, wo er die Preußen gänzlich vernichtet hatte, und nun hatte er freie Hand, seine ganze Kraft auf die Alliierten zu richten. Der Herzog von Wellington zog sich zur Hauptstadt zurück, und höchstwahrscheinlich würde es unter ihren Mauern eine große Schlacht geben, deren Ausgang mehr als zweifelhaft war. Der Herzog von Wellington hatte nur zwanzigtausend Mann englische Truppen, auf die er bauen konnte, denn die Deutschen waren rohe Miliz, die Belgier unzuverlässig; und mit dieser Handvoll hatte Seine Hoheit hundertundfünfzigtausend Mann Widerstand zu leisten, die unter Napoleon in Belgien eingedrungen waren. Unter Napoleon! Welcher Heerführer, mochte er noch so berühmt und geschickt sein, konnte mit einer ungleichen Macht gegen ihn kämpfen?
    All das überlegte sich Joseph und zitterte. So ging es auch den meisten anderen Bewohnern Brüssels, denn die Leute spürten, daß das gestrige Gefecht nur das Vorspiel zu dem drohenden größeren Kampf gewesen war. Eine der Armeen, die sich dem Kaiser entgegengestellt hatte, war bereits in alle Winde zerstreut. Die wenigen Engländer, die zum Widerstand gegen ihn aufgebracht werden konnten, würden auf ihren Posten fallen, und der Eroberer würde über ihre Leichen in die Stadt ziehen. Wehe denen, die er dort fand! Ansprachen wurden bereits ausgearbeitet, Beamte versammelten sich und berieten im geheimen, Zimmer wurden vorbereitet und Trikoloren und Siegesembleme verfertigt, um die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers und Königs zu begrüßen.
    Die Fluchtbewegung dauerte noch immer an, und alle Familien, die Mittel und Wege finden konnten, flohen. Als Joseph am Nachmittag des siebzehnten Juni in Rebekkas Hotel ging, entdeckte er, daß die große Bareacressche Kutsche schließlich doch aus dem porte cochère verschwunden war. Der Graf hatte Mrs. Crawley zum Trotz irgendwie ein Paar Pferde verschaffen können und rollte nun auf dem Wege nach Gent. Ludwig der Ersehnte packte in dieser Stadt auch schon seine Reisetasche. Es schien, als ob das Unglück nie müde würde, diesen schwerfälligen Verbannten weiterzutreiben.
    Joseph fühlte, daß der gestrige Sieg nur eine Gnadenfrist gewesen war und daß er seine teuer gekauften Pferde doch noch brauchen würde. Seine Angst war den ganzen Tag über entsetzlich. Solange noch eine englische Armee zwischen Brüssel und Napoleon stand, war sofortige Flucht nicht notwendig; er ließ jedoch seine Pferde aus ihrem entfernten Stall in den seines Hotels bringen, damit er sie stets unter Augen hatte und sie ihm nicht gewaltsam entführt werden konnten. Isidor beobachtete die Stalltür ständig. Die Pferde hatte er gesattelt und alles für die Abreise vorbereitet. Er wartete sehnsüchtig auf dieses Ereignis.
    Nach dem gestrigen Empfang hatte Rebekka keine Lust, sich wieder ihrer lieben Amelia zu nähern. Sie beschnitt den Blumenstrauß, den sie von George bekommen hatte, gab ihm frisches Wasser und las noch einmal das Billett durch, das er ihr zugesteckt hatte. »Das arme Geschöpf«, sagte sie und drehte das Stückchen Papier zwischen den Fingern, »wie ich sie damit zerschmettern könnte! Und um so ein Wesen muß sie sich nun das Herz brechen – um so einen Dummkopf, einen Hanswurst, der sich nichts aus ihr macht. Mein armer guter Rawdon ist zehnmal mehr wert als so einer.« Und dann dachte sie darüber nach, was sie tun sollte, wenn – wenn dem armen guten Rawdon etwas zustieße, und was für ein Glück es gewesen sei, daß er seine Pferde zurückgelassen hatte.
    Mrs. Crawley, die nicht ohne Ärger die Familie Bareacres hatte wegfahren sehen, dachte im Laufe des Tages auch an die Vorsichtsmaßregeln, die die Gräfin getroffen hatte, und machte ein paar Handarbeiten für sich. Sie nähte den größten Teil ihrer Schmucksachen, Wechsel und Banknoten in ihre Kleider ein, und so vorbereitet, war sie für alle Fälle gerüstet – entweder zu fliehen, wenn sie es für angemessen hielt, oder zu bleiben und den Sieger zu begrüßen, mochte er nun Engländer oder Franzose sein. Ich bin nicht sicher, ob sie nicht in jener Nacht davon träumte, Herzogin oder Madame la maréchale 11 zu werden, während Rawdon in seinen Mantel gehüllt am Mont Saint-Jean 12 im strömenden Regen

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