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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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und eine schwarze Weste – ich glaube, du hast keine –, sorge dafür, daß es uns morgen ins Haus gebracht wird, damit wir am Donnerstag abreisen können.«

    »Du willst doch nicht etwa hinfahren«, fiel Rawdon ein.
    »Natürlich will ich. Ich will, daß Lady Jane mich nächstes Jahr bei Hofe vorstellt. Ich will, daß dir dein Bruder einen Parlamentssitz verschafft, du dummer Alter. Ich will, daß Lord Steyne deine und seine Stimme erhält, mein lieber, einfältiger Alter, und daß du Staatssekretär für Irland oder Gouverneur in Westindien oder Schatzmeister oder Konsul oder so etwas Ähnliches wirst.«
    »Die Postkutsche wird verdammt viel Geld kosten«, brummte Rawdon.
    »Wir könnten in Southdowns Wagen fahren, die muß zum Begräbnis ja doch hinaus, da er ja mit der Familie verwandt ist; aber nein – ich denke, wir fahren lieber mit der Postkutsche. Das wird ihnen besser gefallen. Es sieht bescheidener aus ...«
    »Rawdon kommt doch natürlich mit?« fragte der Oberst.
    »Nichts davon; warum sollten wir noch einen Platz bezahlen? Er ist zu groß, um noch zwischen dir und mir eingezwängt reisen zu können. Er soll ruhig hier im Kinderzimmer bleiben, und die Briggs kann ihm ein schwarzes Kittelchen machen. Geh nun und tu, was ich dir gesagt habe. Am besten erzählst du deinem Diener Sparks, daß der alte Sir Pitt tot ist und daß du ein hübsches Sümmchen bekommen wirst, wenn die Angelegenheit erst geordnet ist. Er wird es Raggles weitererzählen, der ja schon auf Geld gedrängt hat, und das wird den armen Raggles beruhigen.« Nach diesen Worten begann Becky ihre Schokolade zu schlürfen.
    Als der treue Lord Steyne am Abend kam, fand er Becky und ihre Gesellschafterin, die niemand anders als unsere Freundin Briggs war, beim Zerschnippeln und Zerschneiden aller Arten von schwarzem Stoff, der sich für den traurigen Anlaß fand.
    »Miss Briggs und ich sind in Kummer und Verzweiflung um den Tod unseres Papas versunken«, sagte Rebekka. »Sir Pitt Crawley ist gestorben, Lord. Den ganzen Morgen haben wir uns die Haare ausgerissen, und jetzt zerreißen wir unsere alten Kleider.«
    »Oh, Rebekka, wie können Sie nur!« war alles, was die Briggs mit einem Augenaufschlag hervorbringen konnte.
    »Oh, Rebekka, wie können Sie nur!« echote Lord Steyne. »So ist der alte Schuft also tot? Er hätte Peer werden können, wenn er seine Karte besser ausgespielt hätte. Mr. Pitt hätte ihn beinahe dazu gemacht, aber er wechselte die Partei immer zur Unzeit. Was für ein alter Silen er doch war.«
    »Ich könnte Silens Witwe sein«, sagte Rebekka. »Wissen Sie noch, Miss Briggs, wie Sie durchs Schlüsselloch lugten und den alten Pitt vor mir auf den Knien sahen?« Unsere alte Freundin, Miss Briggs, errötete heftig bei dieser Erinnerung, und sie war froh, als ihr Lord Steyne befahl, hinunterzugehen und ihm eine Tasse Tee zu machen.

    Die Briggs war der Hofhund, den sich Rebekka zur Bewachung ihrer Unschuld und ihres guten Rufes angeschafft hatte. Miss Crawley hatte ihr eine kleine Jahresrente ausgesetzt. Sie wäre gern in der Familie Crawley bei Lady Jane geblieben, die gegen sie und jedermann gütig war; aber Lady Southdown entließ die arme Briggs, so schnell es die Schicklichkeit nur gestattete; und Mr. Pitt, der sich durch die unangebrachte Großmut sehr geschädigt vorkam, die seine verstorbene Verwandte gegenüber einer Dame zeigte, welche nur zwanzig Jahre Miss Crawley treu gedient hatte, erhob keine Einwendungen gegen die Autoritätsbeweise der verwitweten Gräfin. Auch Bowls und die Firkin erhielten ihre Erbschaft und ihren Abschied, heirateten und eröffneten eine Pension, wie es Leute ihres Schlages meist tun.
    Die Briggs versuchte, bei ihren Verwandten auf dem Lande zu leben. Aber bald fand sie das nach der besseren Gesellschaft, die sie gewöhnt war, unmöglich. Diese Menschen, kleine Geschäftsleute in einem Landstädtchen, zankten sich um Miss Briggs' jähliche vierzig Pfund ebenso erbittert und dabei offener wie die Verwandten von Miss Crawley um deren Erbschaft. Der Bruder der Briggs, ein radikaler Hutmacher und Kolonialwarenhändler, nannte seine Schwester eine geldprotzige Aristokratin, weil sie nicht einen Teil ihres Kapitals zur Ausrüstung seines Ladens leihen wollte. Wahrscheinlich hätte sie das auch getan, aber ihre Schwester, eine pietistische Schuhmachersfrau, lag im Streit mit dem Hutmacher und Kolonialwarenhändler, weil dieser eine andere Kirche besuchte, und sie bewies, daß er dem Bankrott

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