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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Pferde haben.«
    »Bitte, Jane, sei so gütig, zu schreiben, was ich diktiere«, sagte Sir Pitt, stand auf und gab sich eine gebieterische Haltung, wie auf dem »Porträt eines Gentleman« in der Ausstellung. »Fang bitte an: Queen's Crawley, 14. September 1822 – Mein lieber Bruder! ...«
    Als Lady Macbeth, die auf ein Zeichen der Schwäche oder des Schwankens bei ihrem Schwiegersohn gewartet hatte, diese entschiedenen und schrecklichen Worte hörte, stand sie auf und verließ mit verstörtem Blick die Bibliothek. Lady Jane sah zu ihrem Mann auf, als wolle sie ihrer Mama gern folgen, um sie zu besänftigen, aber Pitt verbot ihr, sich von der Stelle zu rühren.
    »Sie wird nicht gehen«, sagte er. »Sie hat ihr Haus in Brighton vermietet und ihr Einkommen vom letzten Halbjahr schon verbraucht. Eine Gräfin, die im Gasthaus lebt, ist so viel wie entehrt. Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet – um diesen – diesen entscheidenden Schritt zu tun, meine Liebe; denn wie du einsehen mußt, es ist unmöglich, daß in einer Familie zwei Häupter regieren. Und nun, wenn du erlaubst, wollen wir mit dem Diktieren fortfahren. Mein lieber Bruder! Die traurige Nachricht, die ich pflichtgemäß meiner Familie mitteilen muß, ist wohl schon lange erwartet worden« und so weiter.
    Mit einem Wort, nachdem Pitt zur Regierung gelangt und mit viel Glück oder vielmehr, wie er meinte, durch seine Verdienste fast das gesamte Vermögen erhalten hatte, das seine Verwandten erwartet hatten, entschloß er sich, seine Familie freundlich und achtungsvoll zu behandeln und Queen's Crawley wieder gesellschaftsfähig zu machen. Er gefiel sich in dem Gedanken, Herr des Hauses zu sein. Er nahm sich vor, den großen Einfluß, den ihm seine überragende Fähigkeit und seine Stellung in der Grafschaft schnell erringen mußten, zu benutzen, seinem Bruder eine gute Stelle zu verschaffen und seine Vettern anständig zu versorgen. Vielleicht fühlte er auch leise Gewissensbisse bei dem Gedanken, daß er jetzt der Besitzer all dessen war, worauf sie gehofft hatten. Im Laufe seiner kurzen Regierungszeit hatte sich seine Haltung geändert, und seine Pläne standen fest: er beschloß, gerecht und ehrlich zu herrschen, Lady Southdown abzusetzen und mit all seinen Blutsverwandten auf möglichst gutem Fuß zu stehen.
    Er diktierte also einen Brief an seinen Bruder Rawdon – einen feierlichen, kunstvoll abgefaßten Brief mit tiefsinnigen Bemerkungen in verschnörkelter Ausdrucksweise. Die einfache kleine Sekretärin, die ihn auf Befehl ihres Mannes niederschrieb, erfüllte er mit Bewunderung. Was er doch für einen Redner abgeben wird, dachte sie, wenn er erst ins Unterhaus kommt (diesen Punkt wie auch Lady Southdowns Herrschaftsbestrebungen hatte Pitt zuweilen gegenüber seiner Frau im Bett angedeutet); wie weise und gut und was für ein Genie mein Mann ist! Ich bildete mir ein, er sei etwas kühl, aber wie gut er doch ist und was für ein Genie!
    In Wirklichkeit hatte Pitt Crawley den Brief Wort für Wort auswendig gelernt und hatte ihn sich mit diplomatischer Heimlichkeit lange gründlich durchdacht, ehe er es für angemessen hielt, ihn seiner erstaunten Frau mitzuteilen.

    Diesen Brief, mit breitem Trauerrand und schwarzem Siegel, schickte Pitt an seinen Bruder, den Oberst in London. Rawdon Crawley zeigte sich beim Empfang nicht übermäßig erfreut. Was nützt es, in dieses langweilige Nest zu fahren? dachte er. Ich kann es nicht vertragen, nach dem Essen mit Pitt allein zu sein, und die Pferde hin und zurück kosten uns zwanzig Pfund.
    Er trug den Brief, wie alle Schwierigkeiten, in Beckys Schlafzimmer hinauf – mit ihrer Schokolade, die er ihr jeden Morgen zubereitete und hinaufbrachte.
    Er stellte das Tablett mit dem Frühstück und dem Brief auf den Toilettentisch, an dem Becky saß und sich ihr blondes Haar kämmte. Sie nahm das schwarzgeränderte Schreiben, las es und sprang mit einem »Hurra« von ihrem Stuhl auf, wobei sie den Brief über ihrem Kopf schwenkte.
    »Hurra?« sagte Rawdon fragend und blickte verwundert auf die kleine Gestalt, die im fliegenden Flanellschlafrock, mit aufgelösten goldenen Locken im Zimmer umhersprang. »Er hat uns nichts hinterlassen, Becky. Ich habe doch meinen Teil erhalten, als ich mündig wurde.«
    »Du wirst nie mündig werden, du einfältiger alter Mann«, entgegnete Becky. »Lauf jetzt zu Madame Brunoy, denn ich muß ein bißchen Trauerkleidung haben; und kaufe du dir einen Trauerflor für den Hut

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