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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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nahe sei, und sie belegte Miss Briggs eine Weile mit Beschlag. Der pietistische Schuhmacher wollte gern, daß Miss Briggs seinen Sohn auf die Universität schicken und einen Gentleman aus ihm machen würde. Die beiden Familien zogen ihr einen bedeutenden Teil ihrer Privatersparnisse aus der Tasche. Schließlich floh sie, von den Verwünschungen beider verfolgt, nach London und beschloß, wieder in Dienste zu treten, die ihr unendlich weniger lästig erschienen als die Freiheit. Sie annoncierte daher in den Zeitungen, daß »eine Dame von angenehmen Manieren, an beste Gesellschaft gewöhnt, gern ...« und so weiter. Sie quartierte sich bei Mr. Bowls in der Half Moon Street ein und wartete auf das Ergebnis ihrer Anzeige.
    So kam es, daß sie Rebekka wiedertraf. Mrs. Rawdons prächtige kleine Ponykutsche wirbelte eines Tages die Straße hinab, als Miss Briggs eben müde Mr. Bowls' Tür erreichte. Sie hatte einen Anstrengenden Marsch in die Innenstadt zum Büro der »Times« hinter sich, wo sie ihre Annonce zum sechstenmal aufgegeben hatte. Rebekka kutschierte selbst und erkannte die Dame von angenehmen Manieren sofort, und da sie, wie wir gesehen haben, eine gutmütige kleine Frau war und die Briggs schätzte, ließ sie die Ponys vor der Tür halten, gab die Zügel dem Knecht, sprang heraus und hatte beide Hände der Briggs ergriffen, ehe die mit den angenehmen Manieren sich von dem Schock über das Wiedersehen mit ihrer alten Freundin erholt hatte.
    Die Briggs weinte und Becky lachte sehr und küßte die Dame, sobald sie in den Hausflur kamen und von da in Mrs. Bowls' Vorderzimmer mit den roten Moreenvorhängen 3 und dem runden Spiegel mit dem angeketteten Adler darüber, der auf die Rückseite des Zettels im Fenster blickte, worauf man »möblierte Zimmer zu vermieten« lesen konnte.
    Die Briggs erzählte ihre ganze Geschichte unter völlig unangebrachten Schluchzern und Ausrufen der Verwunderung, womit Frauen ihrer weichen Natur eine alte Bekannte begrüßen oder eine Begegnung auf der Straße beobachten; denn obwohl die Leute einander täglich treffen, so gibt es doch einige, die unbedingt ein Wunder dabei entdecken wollen. Sogar Frauen, die sich früher gehaßt haben, brechen in Tränen aus, wenn sie sich treffen, und gedenken jammernd der Zeit, wo sie sich zuletzt gezankt haben. Mit einem Wort, die Briggs erzählte ihre ganze Geschichte auf diese Weise, und Becky gab mit ihrer gewöhnlichen harmlosen Offenheit einen Bericht über ihr Leben.
    Mrs. Bowls, die ehemalige Firkin, lauschte im Hausflur finster dem hysterischen Geheule und Gekichere, das man im Vorderzimmer vernehmen konnte. Sie hatte Becky nie leiden können. Seitdem sich das Ehepaar in London niedergelassen hatte, hatten sie häufig ihre früheren Freunde Raggles besucht. Der Bericht Raggles' über die Haushaltsführung des Obersten mißfiel ihnen. »Ich für mein Teil würde ihm nicht trauen, Ragg, mein Junge«, hatte Bowls bemerkt. Als daher Mrs. Rawdon aus dem Zimmer trat und darauf bestand, der ehemaligen Kammerfrau die Hand zu schütteln, begrüßte diese sie nur mit einem mürrischen Knicks, und ihre Finger lagen kalt und leblos wie Würstchen in Mrs. Rawdons Hand. Dann wirbelte Rebekka wieder nach Piccadilly, nachdem sie der nickend am Fenster, direkt unter dem Vermietanzeiger, lehnenden Miss Briggs ebenfalls mit süßem Lächeln zugenickt hatte, und im nächsten Augenblick befand sie sich im Park, mit einem halben Dutzend Stutzern zu Pferde hinter ihrem Wagen.
    Als Becky entdeckte, wie ihre Freundin gestellt war und daß es ihr bei der hübschen Erbschaft von Miss Crawley nicht auf ein Gehalt ankomme, entwarf sie sofort ein paar menschenfreundliche häusliche Pläne in bezug auf sie. Diese war gerade die Gesellschafterin, die für ihren Haushalt paßte, und sie lud die Briggs noch am gleichen Abend zum Essen ein, wo sie ihr ihren teuren kleinen Liebling Rawdon zeigen wollte.
    Mrs. Bowls warnte ihre Mieterin davor, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. »Sie werden es bereuen, Miss Briggs – denken Sie an meine Worte –, so wahr ich Bowls heiße.« Die Briggs versprach, sehr vorsichtig zu sein. Das Resultat dieser Vorsicht war, daß sie eine Woche darauf zu Mrs. Rawdon zog und noch vor Ende des ersten halben Jahres Rawdon Crawley sechshundert Pfund auf Zinsen geliehen hatte.

41. Kapitel

In dem Becky die Hallen ihrer Väter wieder besucht
    Sobald die Trauerkleidung fertig war und Sir Pitt Crawley von ihrem Kommen Kenntnis erhalten hatte,

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