Jahrmarkt der Eitelkeit
Familie zurückkehrten.
Um die Wahrheit zu sagen, sie ließen sich von dieser Kälte nicht sehr beeindrucken. Seltsamerweise war Lady Southdown in diesem Augenblick nur von zweitrangiger Bedeutung für sie – ihre Aufmerksamkeit richtete sich mehr auf den Empfang, den ihnen der regierende Bruder und die Schwägerin bereiten würden.
Pitt kam mit etwas gerötetem Gesicht seinem Bruder entgegen und schüttelte ihm die Hand. Rebekka begrüßte er mit einem Händedruck und einer sehr tiefen Verbeugung. Lady Jane ergriff jedoch ihre Schwägerin bei den Händen und küßte sie liebevoll. Die Umarmung trieb der kleinen Abenteuerin irgendwie Tränen in die Augen – einen Schmuck, den sie nur selten trug. Dieses arglose Zeichen von Güte und Vertrauen rührte und erfreute sie; und Rawdon, von dieser Demonstration seiner Schwägerin ermutigt, zwirbelte seinen Schnurrbart und erlaubte sich, Lady Jane mit einem Kuß zu begrüßen, wobei die Lady über und über errötete.
»Verteufelt nettes Frauchen, diese Lady Jane«, war sein Urteil, als er mit seiner Frau wieder allein war. »Pitt ist fett geworden und nimmt sich gut aus.« – »Er kann es sich auch leisten«, sagte Rebekka; sie stimmte aber ihrem Gemahl bei, daß die Schwiegermutter eine schreckliche alte Vogelscheuche sei und die Schwestern ganz hübsch aussähen.
Man hatte auch die beiden aus dem Pensionat kommen lassen, damit sie den Beerdigungsfeierlichkeiten beiwohnen könnten. Es schien, als ob Sir Pitt Crawley es um der Würde des Hauses und der Familie willen für angemessen gehalten hätte, so viele Menschen in Schwarz, wie nur aufzubringen waren, in Queen's Crawley zu versammeln. Alle männlichen und weiblichen Dienstboten des Hauses, die alten Frauen im Armenhaus, die Sir Pitt der Ältere um den größten Teil von ihrem Hab und Gut betrogen hatte, die Familie des Küsters und viele andere, die mit dem Schloß oder dem Pfarrhaus zu tun hatten, waren schwarz gekleidet; dazu kamen noch mindestens zwanzig Leute des Beerdigungsunternehmers mit Trauerflor und schwarzem Hutband, die bei dem großen Begräbnisschauspiel einen guten Hintergrund abgaben; aber sie sind stumme Darsteller in unserem Drama, und da sie nichts zu tun oder zu sagen haben, brauchen sie hier nur einen geringen Platz einzunehmen.
Ihren Schwägerinnen gegenüber machte Rebekka keinen Versuch, ihre frühere Stellung als Gouvernante in Vergessenheit zu bringen, sondern sie sprach offenherzig und freundlich mit ihnen darüber, erkundigte sich ernsthaft nach ihren Studien und erzählte ihnen, daß sie oft und oft an sie gedacht habe und sehr begierig gewesen sei, zu erfahren, wie es ihnen ginge. Man hätte tatsächlich glauben können, sie habe seit ihrer Trennung nie aufgehört, stets und ständig an sie zu denken und den zärtlichsten Anteil an ihrem Wohlergehen zu nehmen. So wenigstens glaubten Lady Crawley und ihre jungen Schwägerinnen.
»Sie hat sich in den acht Jahren kaum verändert«, bemerkte Miss Rosalind zu Miss Violet, als sie sich fürs Essen umkleideten.
»Diese rothaarigen Frauen sehen erstaunlich gut aus«, entgegnete die andere.
»Ihr Haar ist jetzt viel dunkler, als es früher war; ich glaube, sie färbt es; sie ist auch stärker geworden und hat in jeder Hinsicht gewonnen«, fügte Miss Rosalind hinzu, die Anlage hatte, sehr dick zu werden.
»Wenigstens ist sie nicht eingebildet und hat nicht vergessen, daß sie einmal unsere Gouvernante gewesen ist«, sagte Miss Violet und deutete damit an, daß es für Gouvernanten angemessen sei, sich in Schranken zu halten. Dabei übersah sie ganz, daß sie nicht nur die Enkelin von Sir Walpole Crawley, sondern auch von Mr. Dawson aus Mudbury war und daher eine Kohlenschaufel im Wappen führte. Es gibt viele wohlmeinende Leute, die man täglich auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit trifft und die ebenso vergeßlich sind.
»Es kann doch wohl nicht wahr sein, was die Mädchen im Pfarrhaus gesagt haben, daß ihre Mutter eine Ballettänzerin war ...«
»Kein Mensch kann für seine Geburt«, entgegnete Rosalind sehr freisinnig. »Ich für mein Teil stimme unserem Bruder bei, daß wir sie natürlich auch beachten müssen, da sie nun einmal in der Familie ist. Tante Bute soll ganz still sein; sie will Kate an den jungen Hooper, den Weinhändler, verheiraten und hat ihn sogar aufgefordert, ins Pfarrhaus zu kommen und Bestellungen entgegenzunehmen.«
»Ich möchte wissen, ob Lady Southdown das Haus verläßt; sie hat Mrs. Rawdon sehr finster
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