Jahrmarkt der Eitelkeit
rief, lag der Leichnam des ehemaligen Besitzers von Queen's Crawley in dem Zimmer, das er bewohnt hatte, und bei ihm wachten ständig die zu diesem Zweck gemieteten Leute. Ein oder zwei Frauen und ein paar Männer des Beerdigungsunternehmers – die, die man in Southampton auftreiben konnte, ganz in Schwarz und mit der angemessenen geräuschlosen und tragischen Haltung, versahen diese Pflicht, abwechselnd an den sterblichen Überresten des Baronets zu wachen, und wenn sie abgelöst wurden, versammelten sie sich im Zimmer der Haushälterin, wo sie ungestört Karten spielten und ihr Bier tranken.
Die Familienmitglieder und die Dienerschaft des Hauses mieden den düsteren Ort, wo die Gebeine des Abkömmlings einer langen Reihe von Rittern und Edelleuten ihrer endgültigen Übersiedelung in die Familiengruft harrten. Niemand betrauerte den alten Mann außer der armen Frau, die gehofft hatte, Sir Pitts Gemahlin und Witwe zu werden, und die in Schande aus dem Schloß geflohen war, das sie fast schon regiert hatte. Außer ihr und einem alten Jagdhund, dessen Zuneigung er sich in der Zeit seines Schwachsinns erworben hatte, besaß der Alte keinen einzigen Freund, der ihn betrauert hätte. Er hatte sich aber auch in seinem ganzen Leben nie die geringste Mühe gegeben, einen Freund zu erringen. Hätten die Besten und Gütigsten von uns nach ihrem Scheiden von der Erde die Möglichkeit, sie wieder zu besuchen, so würden sie, wenn es in den Sphären, wohin wir reisen, überhaupt noch die Gefühle des Jahrmarkts der Eitelkeit gibt, sicherlich tief betrübt sein, zu sehen, wie bald sich die Überlebenden getröstet haben. So war also Sir Pitt vergessen – wie die Besten und Gütigsten von uns – nur ein paar Wochen früher.
Diejenigen, die Lust dazu verspüren, mögen seinen sterblichen Überresten zum Grabe folgen, wohin sie am festgesetzten Tag in geziemender Weise gebracht wurden. Die Familie begleitete sie in schwarzen Kutschen, mit den Taschentüchern vor der Nase, bereit für die Tränen, die nicht kamen; der Begräbnisunternehmer und seine Leute waren sehr betrübt. Die größeren Pächter trauerten aus Rücksicht auf ihren neuen Herrn. Die Kutschen der benachbarten Gutsbesitzer kamen aus drei Meilen im Umkreis leer in tiefer Trauer. Der Pfarrer sagte seine Formel über »unseren lieben verschiedenen Bruder« her. Solange wir noch im Besitz eines menschlichen Körpers sind, machen wir ihn zum Spielball unserer Eitelkeit, veranstalten um ihn hohle Zeremonien, bahren ihn auf, umgeben ihn mit vergoldeten Nägeln und Samt und beenden unsere Pflichten gegen ihn dadurch, daß wir einen Stein, vollgeschrieben mit Lügen, darüberlegen.
Butes Unterpfarrer, ein eleganter Bursche von Oxford, und Sir Pitt Crawley verfaßten gemeinsam eine passende lateinische Grabinschrift für den seligen Baronet, und der Unterpfarrer hielt eine klassische Predigt, in der er die Überlebenden ermahnte, sich nicht vom Kummer überwältigen zu lassen, und sie ehrerbietig darauf hinwies, daß man auch sie eines Tages auffordern würde, durch die düstere und geheimnisvolle Pforte zu gehen, die sich hinter den sterblichen Überresten ihres vielbeweinten Bruders geschlossen habe. Dann stiegen die Pächter wieder aufs Pferd oder blieben und erquickten sich bei einem Trunk im »Wappen Crawleys«. Nach einem Frühstück in der Gesindestube von Queen's Crawley rollten die Kutschen der Gutsbesitzer wieder in die verschiedensten Richtungen davon; dann packten die Leute des Begräbnisunternehmers die Seile, die Bahrtücher, Samtbehänge, Straußenfedern und anderen Begräbnisrequisiten wieder ein, kletterten auf das Dach des Leichenwagens und fuhren ab nach Southampton. Ihre Gesichter entspannten sich wieder zu einem natürlichen Ausdruck, als die Pferde das Parktor hinter sich gelassen hatten und auf der offenen Straße in einen lebhaften Trab fielen, und man hätte dann sehen können, wie der ganze Haufen die Wirtshaustüren verdunkelte, und dazwischen Zinnkrüge, die im Sonnenschein blitzten. Sir Pitts Krankenstuhl wurde in einen Geräteschuppen im Garten gerollt; der alte Jagdhund heulte in der ersten Zeit ein paarmal, aber das waren auch die einzigen kummervollen Laute, die man in dem Schloß hörte, dessen Besitzer Sir Pitt Crawley, Baronet, mehr als sechzig Jahre lang gewesen war.
Da es Rebhühner in Massen gab und die Jagd gewissermaßen zu den Pflichten eines englischen Gentleman gehört, der eine Neigung zum Staatsdienst hat, so nahm Sir Pitt,
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