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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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du kein Gefühl für mich hast, schleppe ich dieses langweilige Leben hier weiter. Und du belohnst mich nach jahrelanger Ergebenheit mit deinen Segenswünschen zu meiner Heirat mit dem aufgeputzten irischen Frauenzimmer, wahrhaftig! Dem armen William war übel und weh, er fühlte sich elender und einsamer als jemals. Er wünschte, er hätte das Leben mit all seinen Eitelkeiten hinter sich, so nutzlos und ziellos schien ihm der Kampf, so traurig und freudlos die Aussicht auf die Zukunft. Er verbrachte die Nacht schlaflos voller Sehnsucht nach der Heimat. Amelias Brief hatte ihm einen Dämpfer aufgesetzt. Keine Treue, keine wahre, beständige Liebe vermochte sie zu erwärmen. Sie wollte nicht sehen, daß er sie liebte. Er warf sich in seinem Bett hin und her und sprach laut zu ihr: »Guter Gott, Amelia, weißt du nicht, daß ich auf der Welt nur dich liebe? Dich, die wie ein Stein zu mir ist, dich, die ich in monatelanger Krankheit und Sorge pflegte, die mir mit lächelndem Gesicht Lebewohl sagte und mich vergaß, noch ehe sich die Tür zwischen uns geschlossen hatte!« Die eingeborenen Diener, die außerhalb seiner Veranda lagen, sahen verwundert den sonst so kaltblütigen und ruhigen Major jetzt leidenschaftlich erregt und niedergeschlagen. Hätte sie ihn bemitleidet, wenn sie ihn gesehen hätte? Er las wieder und wieder alle Briefe, welche er je von ihr bekommen hatte: Geschäftliche Briefs über das kleine Vermögen, das ihr angeblich ihr Mann hinterlassen hatte, wie er ihr vorspiegelte, kurze Einladungen – jedes Zettelchen mit ihrer Schrift, das sie ihm geschickt hatte – wie kalt, wie freundlich, wie hoffnungslos, wie selbstsüchtig waren sie!
    Hätte es eine gütige sanfte Seele in der Nähe gegeben, die dieses schweigsame, großmütige Herz erkannt und gewürdigt hätte – wer weiß, ob nicht das Reich Amelias vorüber gewesen und die Liebe unseres Freundes William sich in einen zärtlicheren Kanal ergossen hätte. Da war aber nur Glorvina mit den Rabenlocken, die er näher kannte, und dieses glänzende junge Mädchen ging nicht darauf aus, den Major zu lieben, sondern vielmehr ihn dahin zu bringen, sie zu bewundern – ein eitles, hoffnungsloses Bestreben, wenigstens wenn man die Mittel betrachtet, mit denen das arme Mädchen zum Ziel kommen wollte. Sie drehte sich Locken und zeigte ihm ihre Schultern, als wollte sie sagen: Hast du jemals solche rabenschwarzen Locken und solchen Teint gesehen? Sie lachte ihn an, damit er sehen sollte, daß sie gesunde Zähne im Munde hatte – aber er achtete überhaupt nicht auf all diese Reize.
    Bald nachdem die Kleiderkiste angekommen war und vielleicht zu deren Ehren, gaben Lady O'Dowd und die Damen des Königlichen Regiments einen Ball für die Regimenter der Ostindischen Kompanie und die Zivilisten der Station. Glorvina trug das unwiderstehliche rosa Kleid, aber der Major, der auch auf der Gesellschaft war und trübselig die Säle durchwanderte, sah das rosa Gewand nicht einmal. Glorvina tanzte mit allen jungen Leutnants der Station wütend an ihm vorüber, aber der Major war nicht im geringsten eifersüchtig auf sie oder ungehalten, weil Hauptmann Bangles von der Kavallerie sie zum Souper führte. Weder Eifersucht noch Kleider, noch Schultern waren imstande, ihn zu bewegen, und etwas anderes besaß Glorvina nicht.
    Sie gaben beide ein Beispiel von der Eitelkeit dieses Lebens, da sie sich beide nach dem sehnten, was sie nicht erhalten konnten. Glorvina weinte vor Wut über ihren Mißerfolg. Sie hatte sich den Major in den Kopf gesetzt, »mehr als irgendeinen anderen«, wie sie schluchzend gestand. »Er wird mir noch das Herz brechen, Peggy, ganz bestimmt«, jammerte sie vor ihrer Schwägerin, wenn sie wieder einmal gute Freunde geworden waren, »alle meine Kleider muß ich enger machen lassen. Ich werde noch zu einem richtigen Skelett.« Dick oder mager, lachend oder melancholisch, zu Pferde oder am Klavier – dem Major war alles gleich. Der Oberst, der pfeiferauchend diesen Klagen lauschte, empfahl, Glorvina solle sich mit der nächsten Kiste aus London ein paar schwarze Kleider kommen lassen, und er erzählte eine geheimnisvolle Geschichte von einer Dame in Irland, die vor Kummer über den Verlust ihres Gatten gestorben war, ehe sie überhaupt einen gehabt hatte.
    Während der Major sie weiter quälte und sich weder erklärte noch bereit war, sich zu verlieben, kam wieder ein Schiff aus Europa mit Briefen, worunter sich auch ein paar für den herzlosen Mann

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