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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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sie nahe an die Vierzig kommen und bringen es doch nicht zu einem Mann. Glorvina behauptete, sie hätte in Madras eine gute Partie machen können, wäre nicht Lady O'Dowds unglückseliger Streit mit der Richtersfrau dazwischengekommen. Der alte Mr. Chutney, das Oberhaupt des Zivildienstes, sei nämlich im Begriff gewesen, ihr einen Antrag zu machen (später heiratete er Miss Dolby, eine junge Dame von dreizehn Jahren, die gerade aus Europa von der Schule gekommen war).
    Lady O'Dowd und Glorvina zankten sich täglich unzählige Male und um alle möglichen Angelegenheiten, und hätte Michael O'Dowd nicht eine Engelsgeduld besessen – zwei solche Frauen beständig um sich herum hätten ihn verrückt gemacht. Die beiden Damen waren sich aber in einem einig, nämlich daß Glorvina Major Dobbin heiraten solle, und sie waren entschlossen, ihm nicht eher Ruhe zu lassen, als bis die Sache zustande gebracht sei. Von vierzig bis fünfzig früheren Niederlagen nicht abgeschreckt, eröffnete Glorvina die Belagerung. Unaufhörlich sang sie ihm irische Melodien vor. Sie fragte ihn so häufig und gefühlvoll: »Kommst du in mein Kämmerlein?«, daß es ein Wunder ist, wie ein Mann von Gefühl der Einladung widerstehen konnte. Sie ermüdete nie, zu fragen: »Trübt Kummer deine jungen Tage?« und war bereit, wie Desdemona den Geschichten seiner Gefahren und Feldzüge zu lauschen 2 und darüber zu weinen. Wir haben erzählt, daß unser ehrlicher lieber alter Freund in seinem Zimmer oft Flöte spielte; Glorvina bestand darauf, Duette mit ihm zu spielen, und Lady O'Dowd stand stets auf und verließ harmlos das Zimmer, wenn das junge Paar so beschäftigt war. Glorvina zwang den Major, morgens mit ihr auszureiten, und die ganze Station sah die beiden aufbrechen und zurückkehren. Sie schrieb ihm täglich Briefchen in sein Quartier, borgte seine Bücher und unterstrich sentimentale oder humoristische Stellen, die ihr gefielen, dick mit Bleistift. Sie borgte seine Pferde, seine Diener, seine Löffel und seine Sänfte. Kein Wunder also, daß das Gerücht sie ihm zuwies und daß des Majors Schwestern in England sich einbildeten, bald eine Schwägerin zu bekommen.
    Der so tapfer belagerte Dobbin nahm das alles inzwischen abscheulich gelassen hin. Er lachte bloß, wenn die jungen Burschen des Regiments ihn mit Glorvinas augenscheinlicher Aufmerksamkeit ihm gegenüber neckten. »Pah«, sagte er, »sie will nur nicht aus der Übung kommen – sie übt sich bei mir wie auf Mrs. Tozers Klavier, weil es das beste Instrument auf der Station ist. Ich bin viel zu abgenutzt und alt für eine so schöne junge Dame wie Glorvina.« Und so ritt er weiter mit ihr aus und schrieb Noten und Verse für ihr Album ab und spielte unterwürfig Schach mit ihr, denn mit diesen einfachen Vergnügungen füllen viele Offiziere in Ostindien ihre Freizeit aus, während andere von nicht so häuslichem Charakter auf die Wildschweinjagd gehen oder Schnepfen schießen oder spielen und Zigarren rauchen und sich der Branntweinflasche ergeben. Sir Michael O'Dowd wurde zwar von seiner Gemahlin und seiner Schwester täglich gedrängt, den Major aufzufordern, daß er sich erklären und ein armes unschuldiges Mädchen nicht fortwährend so schändlich quälen solle, aber der alte Soldat weigerte sich rundweg. Sir Michael wollte mit dieser Verschwörung nichts zu tun haben und sagte: »Meiner Treu, der Major ist alt genug, für sich selbst zu wählen. Wenn er dich haben will, wird er dich schon fragen.« Oder er versuchte die Sache mit einem Scherz abzutun und meinte: »Dobbin ist noch zu jung zum Heiraten; er hat nach Hause geschrieben, um seine Mutter um Erlaubnis zu fragen.« Ja, er ging noch weiter, und in Gesprächen unter vier Augen mit seinem Major warnte er ihn scherzhaft: »Sehen Sie sich vor, mein Junge, die Weiber haben Unheil im Sinne – meine Frau hat eben eine Kiste voll Kleider aus Europa erhalten, und es ist ein Rosaseidenes für Glorvina dabei, das Ihnen den Rest geben wird, Dob, wenn es in der Macht einer Frau oder eines Seidenkleides steht, Sie zu rühren.«
    In Wirklichkeit konnten Dob weder Schönheit noch Eleganz erobern. Unser ehrlicher Freund hatte nur ein Frauenideal im Kopf, und dem entsprach Miss Glorvina O'Dowd in rosa Seide nicht im geringsten. Eine sanfte kleine Frau in Schwarz mit großen Augen und braunem Haar, die nur dann sprach, wenn man sie anredete, und dann mit einer Stimme, die gar nicht der von Miss Glorvina glich – eine sanfte junge

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