Jahrmarkt der Eitelkeit
und Dein kleiner Patensohn hat sich bei uns übergessen. Mama schickt dir viele Grüße mit denen Deiner Dich liebenden Ann Dobbin.
44. Kapitel
Ein weitschweifiges Kapitel
Zwischen London und Hampshire
Das Familienhaus unserer alten Freunde, der Crawleys in der Great Gaunt Street, trug noch immer an der Vorderseite das Leichenwappen, das dort zum Zeichen der Trauer über Sir Pitt Crawleys Ableben angebracht worden war; dieses heraldische Sinnbild war jedoch schon in sich selbst ein äußerst prächtiger, strahlender Einrichtungsgegenstand, und das ganze übrige Haus wurde bald eleganter, als es je unter der Regierung des seligen Baronets gewesen war. Der schwarze Bewurf wurde von den Ziegeln entfernt, und sie boten nun einen munteren Anblick, rot mit weißen Streifen; die alten Türklopfer in Gestalten von Bronzelöwen wurden schön vergoldet, der Zaun gestrichen, und das trübselige Haus in der Great Gaunt Street wurde das hübscheste in der ganzen Gegend, ehe noch die gelben Blätter in Hampshire auf den Bäumen der Allee zu Queen's Crawley, unter denen Sir Pitt Crawley zum letztenmal dahinfuhr, von grünen ersetzt wurden.
Eine kleine Frau mit passendem Wagen wurde ständig in der Nähe dieses Hauses gesehen. Auch eine ältliche Jungfer in Begleitung eines kleinen Knaben konnte man täglich dort bemerken. Es war Miss Briggs mit dem kleinen Rawdon, deren Aufgabe darin bestand, die innere Erneuerung von Sir Pitts Haus zu überwachen, die weibliche Schar zu beaufsichtigen, die mit den Gardinen beschäftigt war, die Schubladen und Schränke zu durchwühlen und zu durchstöbern, die vollgestopft waren mit schmutzigen Reliquien und dem aufgehäuften Flitterkram von zwei Generationen Lady Crawleys, und Verzeichnisse vom Porzellan, dem Glas und anderen Sachen in den Wandschränken und Vorratskammern anzufertigen.
Mrs. Rawdon Crawley hatte den Oberbefehl über all diese Tätigkeit mit Generalvollmacht von Sir Pitt, Möbel zu verkaufen, zu vertauschen, zu beschlagnahmen oder zu kaufen. Sie fand kein geringes Vergnügen an dieser Beschäftigung, bei der sie ihrem Geschmack und ihrer Begabung freien Lauf lassen konnte. Die Renovierung des Hauses war beschlossen worden, als Sir Pitt im November in die Stadt kam, um seine Rechtsanwälte aufzusuchen. Bei dieser Gelegenheit hatte er fast eine Woche unter dem Dach seines liebevollen Bruders und seiner Schwägerin in der Curzon Street gewohnt.
Er war zuerst im Hotel abgestiegen; sobald aber Becky von der Ankunft des Baronets erfuhr, war sie allein hingefahren, um ihn zu begrüßen, und kehrte nach einer Stunde mit Sir Pitt neben sich im Wagen zur Curzon Street zurück. Es war oft unmöglich, sich der Gastfreundschaft dieses unschuldigen, lieben Geschöpfes zu entziehen, so freundlich bestand sie darauf, und so offen und liebenswürdig bot sie sie an. Becky ergriff Pitts Hand begeistert und dankbar, als er zusagte, zu kommen. »Ich danke Ihnen«, sagte sie und sah dem Baronet tief in die Augen, der darauf heftig errötete. »Wie das Rawdon glücklich machen wird.« Sie eilte in Pitts Schlafzimmer hinauf und führte die Diener, die seine Koffer brachten, hinein. Dann kam sie lachend herein, mit einer Kohlenschaufel aus ihrem eigenen Zimmer.
In Pitts Zimmer brannte bereits ein munteres Feuer (es war, nebenbei gesagt, Miss Briggs' Zimmer, die oben bei den Mädchen schlafen mußte). »Ich wußte, daß Sie kommen würden«, sagte Rebekka mit freudestrahlendem Blick. Sie war in der Tat wirklich froh, ihn als Gast bei sich zu haben.
Solange Pitt bei ihnen wohnte, beorderte Becky Rawdon ein paarmal, dienstlich auswärts zu speisen, während der Baronet den glücklichen Abend allein mit ihr und der Briggs verbrachte. Sie ging in die Küche hinunter und bereitete ihm eigenhändig kleine Delikatessen. »Ist das Ragout nicht vortrefflich?« fragte sie. »Ich habe es für Sie zubereitet. Ich kann Ihnen auch noch bessere Gerichte kochen, und das will ich, wenn Sie mich das nächste Mal besuchen.«
»Alles, was Sie anfassen, gelingt Ihnen«, sagte der Baronet galant. »Das Ragout ist in der Tat ausgezeichnet.«
»Wissen Sie, als Frau eines armen Mannes muß man sich nützlich machen«, entgegnete Rebekka munter, worauf ihr Schwager beteuerte, daß sie würdig sei, die Gemahlin eines Kaisers zu sein, und daß eine der bezauberndsten Eigenschaften der Frau jedenfalls Geschick bei Erledigung der häuslichen Pflichten sei. Dabei dachte Sir Pitt mit etwas wie Ärger an Lady Jane daheim und an
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