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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Freude. Der Küchengarten gefiel ihm sehr, die Blumen weniger, aber die Tauben und das Geflügel und die Ställe entzückten ihn ungemein, wenn er sie aufsuchen durfte. Von den beiden Miss Crawley ließ er sich nicht küssen, er erlaubte aber Lady Jane zuweilen, ihn zu umarmen. Wenn das Signal für den Salon gegeben war und die Damen die Herren beim Rotwein zurückließen, setzte er sich lieber neben sie als neben seine Mutter. Rebekka, die bemerkt hatte, daß Zärtlichkeit hier Mode war, hatte Rawdon eines abends zu sich gerufen, sich zu ihm gebeugt und ihn in Gegenwart aller Damen geküßt. Nach dieser Tat zitterte er, wurde rot, wie stets, wenn er erregt war, und blickte ihr gerade ins Gesicht. »Zu Hause küßt du mich nie, Mama!« sagte er, worauf ein allgemeines bestürztes Schweigen entstand und Rebekkas Blick einen keineswegs angenehmen Ausdruck bekam.
    Rawdon liebte seine Schwägerin wegen ihrer Zuneigung zu seinem Sohn. Lady Jane und Becky vertrugen sich bei diesem Besuch nicht ganz so gut wie bei dem vorherigen, wo es die Frau des Obersten darauf angelegt hatte, zu gefallen. Die Bemerkungen des Kindes hatten sie etwas entfremdet. Vielleicht war Sir Pitt auch etwas zu aufmerksam gegenüber der Schwägerin.
    Rawdon war entsprechend seinem Alter und seiner Größe lieber in Männergesellschaft als unter Frauen. Er wurde es nie müde, seinen Vater zu den Ställen zu begleiten, wohin sich der Oberst zurückzog, um seine Zigarre zu rauchen. James, der Pfarrerssohn, schloß sich bei diesen und anderen Vergnügungen zuweilen seinem Vetter an. Er und der Wildhüter des Baronets waren dicke Freunde. Ihre gemeinsame Vorliebe für Hunde hatte sie zusammengebracht. An einem Tag gingen Mr. James, der Oberst und Horn, der Wildhüter, auf die Fasanenjagd und nahmen den kleinen Rawdon mit. An einem anderen schönen Morgen vergnügten sich die vier Herren mit einer Rattenjagd in einer Scheune, und das war die herrlichste Belustigung, die Rawdon je gesehen hatte. Sie verstopften die Ausgänge gewisser Abzugslöcher in der Scheune und steckten in die Öffnungen auf der anderen Seite Frettchen. Dann warteten sie etwas abseits schweigend mit erhobenen Stöcken, während ein eifriger kleiner Terrier (Mr. James' berühmter Hund »Zange«), atemlos vor Aufregung, unbeweglich auf drei Beinen auf das schwache Quieken der Ratten unten lauschte. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzten endlich die verfolgten Tiere aus ihren Löchern hervor, der Terrier erledigte eine, der Wildhüter eine andere, Rawdon verfehlte in der Aufregung seine Ratte, tötete dafür aber beinahe ein Frettchen.
    Der größte Tag aber war der, an dem Sir Huddleston Fuddlestons Hunde auf dem Rasen in Queen's Crawley zusammenkamen.
    Dies war ein packender Anblick für den kleinen Rawdon. Um halb elf sieht man Tom Moody, Sir Huddleston Fuddlestons Jäger, die Allee heraufgaloppieren, hinter ihm die Meute edler Hunde. Den Nachtrab kommandieren zwei Piköre in gefleckten scharlachroten Röcken – leichte Burschen mit harten Gesichtern auf schlanken rassigen Pferden. Sie besitzen eine Geschicklichkeit, mit den Enden ihrer langen schweren Peitschen die dünnste Stelle der Haut eines Hundes zu erreichen, der es wagt, sich von den anderen zu entfernen oder die geringste Notiz, sei es auch nur mit einem Augenzwinkern, von den Hasen und Kaninchen zu nehmen, die vor seiner Nase aufspringen.
    Als nächster folgt der kleine Jack, Tom Moodys Sohn, der fünfundsechzig Pfund wiegt und einen Meter und zwanzig mißt und nie größer werden wird. Er thront auf einem großen, grobknochigen Jagdpferd, das von einem mächtigen Sattel beinahe bedeckt wird. Dieses Tier ist Sir Huddleston Fuddlestons Lieblingspferd »Nobel«. Andere Pferde, von anderen kleinen Jungen geritten, kommen nach und nach an und erwarten ihre Herren, die bald heransprengen werden.
    Tom Moody reitet an die Schloßpforte und wird dort vom Butler begrüßt, der ihm einen Trunk anbietet. Er lehnt jedoch ab. Er zieht sich sodann mit der Meute zu einer geschützten Ecke des Rasens zurück, wo sich die Hunde auf dem Grase wälzen, spielen oder einander zornig anknurren. Ab und zu entsteht ein wütender Kampf, den Tom mit seiner beim Schelten unvergleichlichen Stimme oder mit der geschmeidigen Peitsche schnell schlichtet.
    Nach und nach erscheinen die Jäger, gefolgt von Jungen der Gattung Jack. Die jungen Herren traben auf reinrassigen Gäulen heran, mit Gamaschen bis zu den Knien. Einige treten ins Haus, um einen Cherry

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