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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Zeichnungen. Als Becky ihnen dorthin folgte, zogen sie sich nacheinander wieder zum Kamin zurück. Sie versuchte es, mit einem der Kinder zu sprechen, die sie in der Öffentlichkeit immer sehr gern hatte; aber Master George Gaunt wurde von seiner Mama abgerufen. Man behandelte die Fremde schließlich mit solcher Grausamkeit, daß sogar Lady Steyne Mitleid mit ihr empfand. Sie trat zu der freundlosen kleinen Frau heran, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln.
    »Lord Steyne hat mir erzählt«, begann die Lady, und ihre bleichen Wangen röteten sich, »daß Sie so schön singen und spielen, Mrs. Crawley – es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie mir etwas vorsingen würden.«
    »Ich will alles tun, was Lord Steyne oder Ihnen Freude macht«, sagte Rebekka aufrichtig dankbar. Dann setzte sie sich ans Klavier und begann zu singen.
    Sie sang religiöse Lieder von Mozart, die Lady Steyne in ihrer Jugend sehr geliebt hatte, so süß und zart, daß die Lady, die am Klavier stehen geblieben war, sich neben sie setzte und lauschte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Zwar unterhielten sich die opponierenden Damen am entgegengesetzten Ende des Zimmers unaufhörlich und laut, aber Lady Steyne vernahm diese Geräusche nicht; sie war wieder Kind und durch eine Wildnis vor vierzig Jahren in ihren Klostergarten zurückgewandert. Von der Orgel in der Kapelle waren dieselben Töne erklungen, die Organistin, die Schwester, die sie von der ganzen Gemeinschaft am meisten liebte, hatte sie diese Melodien in jenen glücklichen Tagen gelehrt. Sie war wieder ein junges Mädchen, und die kurze Zeit ihres Glückes erblühte ihr für eine Stunde aufs neue. Sie fuhr zusammen, als die Türen aufflogen und die Männer der Gesellschaft, angeführt von Lord Steyne, lachend und scherzend hereintraten.
    Auf den ersten Blick wurde ihm klar, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte, und er war seiner Frau dieses eine Mal dankbar. Er sprach zu ihr und nannte sie beim Vornamen, so daß die Röte erneut in ihr bleiches Gesicht schoß.
    »Meine Frau sagt, Sie haben gesungen wie ein Engel«, sagte er zu Becky. Nun gibt es allerdings zweierlei Engel, und beide sollen in ihrer Art bezaubernd sein.
    Wie auch der erste Teil des Abends verlaufen sein mochte, der Rest jedenfalls war ein großer Triumph für Becky. Sie sang, so schön sie nur konnte, und es gelang ihr so gut, daß alle Männer kamen und sich um das Klavier drängten. Die Frauen, ihre Feindinnen, blieben ganz allein, und Mr. Paul Jefferson Jones glaubte, er habe eine Eroberung an Lady Gaunt gemacht, als er zu ihr trat und den erstklassigen Gesang ihrer reizenden Freundin lobte.

Fußnoten

    1 älteste Londoner Heilanstalt für Geisteskranke.

    2 Anthonis van Dyck (1599-1641), niederländischer Maler.

    3 Sir Joshua Reynolds (1723-1792), englischer Porträtmaler.

    4 in der griechischen Sage Gemahlin des Menelaos, des Königs von Sparta, die schönste Frau des Altertums. Paris entführte sie nach Troja und löste damit den Trojanischen Krieg aus.

    5 Der Frieden nach dem englisch-amerikanischen Krieg (1812-1814) war schon geschlossen, als englische Truppen aus Unkenntnis über den Friedensschluß am 8. 1. 1815 die Stadt New Orleans angriffen und von den Truppen der Vereinigten Staaten geschlagen wurden.

    6 In der Komödie »She Stoops to Conquer, or The Mistakes of a Night« (Sie beugt sich, um zu siegen, oder Die Irrtümer einer Nacht) des englischen Schriftstellers Oliver Goldsmith (1728-1774) benimmt sich der junge Marlow Kellnerinnen und Dienstmädchen gegenüber sehr ungezwungen, während er anderen Frauen gegenüber sehr schüchtern ist.
50. Kapitel

Enthält einen gewöhnlichen Vorfall
    Welche Muse es auch sein mag, die die Oberaufsicht über unsere Komödie hat, so muß sie doch jetzt von den vornehmen Höhen, zu denen sie sich aufgeschwungen hatte, herabsteigen und sich gütigst auf dem bescheidenen Dach von John Sedley in Brompton niederlassen und beschreiben, was sich dort ereignet. Auch hier, in dieser niedrigen Wohnung, gibt es Sorgen, Mißtrauen und Kummer. Mrs. Clapp in der Küche brummt insgeheim ihrem Mann etwas vor wegen der Miete und drängt den braven Burschen, sich gegen seinen alten Freund und Gönner und gegenwärtigen Mieter aufzulehnen. Mrs. Sedley hat jetzt aufgehört, ihre Hauswirtin in den unteren Regionen zu besuchen, und ist nun allerdings auch nicht mehr in der Lage, Mrs. Clapp mit Gönnermiene gegenüberzutreten. Wie kann man eine Dame herablassend

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