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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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wissen nicht, was ich zu leiden habe und stillschweigend ertrage. Sie sehen mich lustig und glücklich – Sie wissen nicht, was ich erdulden muß, wenn kein Beschützer in der Nähe ist. Mein Mann war es, der mich durch Drohungen und die entsetzlichste Behandlung zwang, Sie um die Summe zu bitten und eine Lüge zu erzählen. Da er voraussah, daß wir nach der Verwendung des Geldes gefragt würden, zwang er mich, so darüber Rechenschaft zu geben, wie ich es tat. Er nahm das Geld, und er erzählte mir, er habe es Miss Briggs zurückgezahlt. Ich wollte nicht an seinen Worten zweifeln und wagte auch nicht, es zu tun. Verzeihen Sie einem Unglücklichen das Unrecht, das zu begehen er gezwungen ist, und haben Sie Mitleid mit einer armen, geplagten Frau.«
    Bei diesen Worten brach sie in Tränen aus. Nie hat verfolgte Tugend bezaubernder und unglücklicher ausgesehen!
    Als sie in Mrs. Crawleys Wagen kreuz und quer durch den Regent's Park fuhren, hatten sie eine lange Unterredung, die nicht im einzelnen wiedergegeben werden muß. Ihr Ergebnis aber war, daß Becky, nach Hause gekommen, lächelnden Gesichts auf ihre liebe Briggs zueilte und ihr verkündete, sie habe vortreffliche Nachrichten für sie. Lord Steyne habe sich sehr edel und großmütig gezeigt. Er denke stets darüber nach, wie und wann er Gutes tun könne. Jetzt, da der kleine Rawdon zur Schule gehe, habe sie eine liebe Gefährtin und Freundin nicht mehr so nötig. Sie sei sehr, sehr bekümmert, daß sie sich von der Briggs trennen müsse. Ihre Mittel erforderten, daß sie sich sehr einschränken müßten, aber ihr Kummer wurde durch den Gedanken gemildert, daß ihre liebe Briggs bei ihrem großmütigen Gönner weit besser versorgt sei als in ihrem bescheidenen Heim. Mrs. Pilkington, die Haushälterin von Gauntly Hall, sei sehr alt, schwach und rheumatisch geworden. Sie sei der Aufgabe, dieses riesige Haus zu leiten, nicht mehr gewachsen und müsse sich nun nach einer Nachfolgerin umsehen. Es sei eine glänzende Stellung. Die Familie komme in zwei Jahren kaum einmal nach Gauntly Hall; die übrige Zeit hindurch sei die Haushälterin die Herrin des herrlichen Schlosses. Sie habe täglich vier Gerichte auf dem Tisch, sie werde von der Geistlichkeit und den achtbarsten Leuten der Grafschaft besucht – sei also in Wirklichkeit die Herrin von Gauntly Hall. Die beiden letzten Haushälterinnen vor Mrs. Pilkington hätten Pfarrer von Gauntly geheiratet, nur Mrs. Pilkington habe das nicht gekonnt, da sie die Tante des jetzigen Pfarrers sei. Sie solle die Stelle noch nicht gleich antreten, aber sie könne ja Mrs. Pilkington besuchen und sehen, ob sie Lust habe, ihre Nachfolgerin zu werden.
    Worte sind nicht imstande, die überschwengliche Dankbarkeit der Briggs zu beschreiben. Sie bedang sich nur aus, daß man dem kleinen Rawdon gestatten sollte, sie in Gauntly Hall zu besuchen. Becky versprach es – versprach alles. Als ihr Mann nach Hause kam, eilte sie ihm entgegen und teilte ihm die freudige Nachricht mit. Rawdon war froh, verteufelt froh. Hinsichtlich des Geldes der armen Briggs war ihm eine Last vom Gewissen genommen. Sie war nun jedenfalls versorgt, aber – aber sein Herz war unruhig. Irgendwie war ihm die Sache nicht geheuer. Er erzählte dem kleinen Southdown, was Lord Steyne getan hatte. Darauf sah ihn dieser mit einer Miene an, die den Oberst in Erstaunen versetzte.
    Er erzählte auch Lady Jane von diesem zweiten Beweis der Güte Lord Steynes. Auch sie blickte dabei so seltsam und unruhig wie Sir Pitt.
    »Sie ist zu klug und – und lustig, um ohne Begleitung von Gesellschaft zu Gesellschaft gehen zu dürfen«, sagten beide. »Du mußt immer bei ihr sein, Rawdon, wohin sie auch geht, und du
mußt
jemanden für sie finden – vielleicht eines von den Mädchen von Queen's Crawley, obwohl das etwas leichtfertige Hüterinnen für sie wären.«
    Becky mußte jemanden haben, aber es war auch klar, daß die ehrliche Briggs nicht um ihre Lebensstellung gebracht werden durfte. So schickte man sie und ihre Koffer auf die Reise, und nun waren schon zwei von Rawdons Vorposten in der Hand des Feindes.
    Sir Pitt besuchte seine Schwägerin und machte ihr Vorstellungen wegen der Entlassung der Briggs und anderer heikler Familienangelegenheiten. Umsonst deutete sie an, wie notwendig Lord Steynes Protektion für ihren armen Mann sei und wie grausam es von ihnen sein würde, die Briggs um die angebotene Stelle zu bringen. Schmeicheleien, Lächeln, Tränen – nichts war

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