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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Nachrichten von dem kleinen Jungen in der Schule habe, und hatte binnen fünf Minuten erfahren, daß Mrs. Rawdon ihr nichts gegeben hatte als ein schwarzes Seidenkleid, wofür ihr Miss Briggs ungeheuer dankbar war.
    Er lachte innerlich über diese harmlose Geschichte. Unsere liebe Freundin Rebekka hatte ihm nämlich ausführlich dargestellt, wie entzückt die Briggs beim Empfang ihres Geldes – elfhundertundfünfundzwanzig Pfund – gewesen sei und wie sie es angelegt habe. Dabei hatte sie ihm auch erzählt, wie schmerzlich es für sie gewesen sei, eine so schöne Summe auszahlen zu müssen.
    Vielleicht hatte die liebe Frau auch im Innern gedacht: Wer weiß, ob er mir nicht noch etwas gibt. Der Marquis hatte jedoch der kleinen Ränkeschmiedin kein derartiges Angebot gemacht. Höchstwahrscheinlich meinte er, er sei bereits großmütig genug gewesen.
    Neugierig fragte er dann Miss Briggs über ihre Privatangelegenheiten aus, und sie erzählte dem Lord freimütig, in welcher Lage sie war – daß Miss Crawley ihr eine kleine Erbschaft hinterlassen habe, daß ihre Verwandten einen Teil davon erhalten hätten, daß Oberst Crawley einen anderen Teil zu besten Bedingungen für sie angelegt habe und daß Mr. und Mrs. Crawley sich freundlicherweise bei Sir Pitt für sie verwendet hätten und dieser, wenn er Zeit habe, den Rest höchst vorteilhaft für sie anlegen werde. Lord Steyne fragte, wieviel der Oberst bereits für sie angelegt habe, und Miss Briggs erzählte sofort aufrichtig, daß es sich um etwas mehr als sechshundert Pfund handele.
    Sobald sie jedoch ihren Bericht beendet hatte, bereute die geschwätzige Briggs ihre Offenherzigkeit und flehte den Marquis an, Mr. Crawley von ihrem Geständnis nichts zu erzählen. Der Oberst sei so freundlich, und er könnte beleidigt sein und das Geld zurückzahlen, und es sei ihr unmöglich, anderswo so hohe Zinsen dafür zu erhalten. Lord Steyne versprach ihr lachend, von ihrer Unterhaltung nichts verraten zu wollen, und als er sich von der Briggs getrennt hatte, lachte er noch mehr.
    So ein ausgewachsener kleiner Teufel, dachte er. So eine großartige Schauspielerin und Regisseurin! Mit ihren Schmeicheleien neulich hätte sie mir fast noch einmal Geld aus der Tasche gezogen. Sie schlägt alle Frauen, die mir im Laufe meines gut genutzten Lebens je begegneten. Die sind alle kleine Kinder gegen sie. Ich selbst bin in ihren Händen ein Grünschnabel und ein Narr – ein alter Narr. Im Lügen ist sie unübertrefflich. Die Bewunderung des Lords für Becky stieg nach diesem Beweis ihrer Schlauheit ins unermeßliche. Das Geld zu bekommen war nichts – aber das Zweifache dessen, was sie brauchte, zu bekommen und niemanden zu bezahlen – das war ein toller Streich. Und Crawley, dachte der Marquis, Crawley ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er hat die Sache von seinem Standpunkt aus schlau genug angefangen. Seinem Aussehen und Benehmen nach hätte nie jemand von ihm geglaubt, daß er von dieser Geldgeschichte etwas ahnte; dabei hat er sie doch wohl erst dazu gebracht und das Geld dann ausgegeben. Diese Ansicht des Marquis war, wie wir wissen, unrichtig; sie hatte aber seine Haltung gegenüber Oberst Crawley beeinflußt, und er behandelte ihn jetzt nicht einmal mehr mit dem Schein von Achtung, den er diesem Herrn früher erwiesen hatte. Mrs. Crawleys Gönner kam es nie in den Sinn, daß die kleine Dame ein Privatvermögen anhäufen könnte. Er beurteilte – wenn die Wahrheit gesagt werden muß – Oberst Crawley nach der Erfahrung, die er im Laufe seines langen, gut genutzten Lebens bei anderen Ehemännern gemacht hatte, und dieses Leben hatte ihn mit den menschlichen Schwächen bekannt gemacht. Der Marquis hatte in seinem Leben so viele Männer gekauft, daß wir ihm gewiß verzeihen müssen, wenn er glaubte, den Preis auch dieses einen gefunden zu haben.
    Bei der nächsten Gelegenheit, als er Becky allein traf, hielt er ihr die Sache vor und machte ihr gutgelaunte Komplimente darüber, wie schlau sie es angestellt hatte, mehr herauszuschlagen, als sie brauchte. Becky war nicht sehr bestürzt. Das liebe Geschöpfchen blieb im allgemeinen bei der Wahrheit, aber wenn es nötig wurde, konnte sie ganz geläufig lügen. So hatte sie sofort eine andere nette, plausible, ausführliche Geschichte bereit, die sie ihrem Gönner auftischte. Ihre frühere Erklärung sei eine Lüge gewesen – eine gottlose Lüge; sie gebe es zu. Wer hätte sie aber dazu veranlaßt? »Ach, Mylord«, sagte sie, »Sie

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