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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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    »Sie hat Sie eingeladen, mit ihr zu speisen?« fragte Hauptmann Macmurdo.
    »Nach der Oper. Hier ist die Einladung – halt, nein, dies ist ein anderer Zettel – ich dachte, ich hätte sie mit, aber es macht ja nichts, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Gentleman darauf. Wenn wir hingegangen wären – nur Mrs. Wenhams übliche Kopfschmerzen haben uns daran gehindert, sie leidet nämlich sehr darunter, besonders im Frühjahr –, wenn wir also hingegangen wären, so hätte es bei Ihrer Rückkehr keinen Streit, keine Beleidigung und keinen Verdacht gegeben. Und schlechterdings nur, weil meine arme Frau Kopfschmerzen hatte, wollen Sie zwei Ehrenmänner dem Tod ausliefern und zwei der angesehensten und ältesten Familien des Königreiches in Schande und Kummer stürzen.«
    Mr. Macmurdo blickte seinen Freund verwirrt an, und Rawdon fühlte voller Wut, daß ihm seine Beute entglitt. Er glaubte von der ganzen Geschichte kein Wort, aber wie sollte er das Gegenteil beweisen?
    Mr. Wenham fuhr mit der Beredsamkeit, die er im Parlament so oft geübt hatte, fort:
    »Ich saß eine Stunde oder noch länger an Lord Steynes Bett und bat und flehte, er solle seine Absicht, ein Treffen zu fordern, aufgeben. Ich machte ihm klar, daß die Begleitumstände, bei Licht besehen, doch verdächtig, recht verdächtig seien – ich gestehe, in Ihrer Lage hätte sich jeder täuschen lassen. Ich erklärte ihm, daß ein Eifersüchtiger, in Wut gebracht, durchaus einem Wahnsinnigen gleicht und als solcher betrachtet werden müsse, daß ein Duell zwischen Ihnen alle Beteiligten der Schande ausliefern würde, daß ein Mann vom Range des Lords in dieser Zeit, da dem Pöbel entsetzliche revolutionäre Grundsätze und gefährliche Gleichheitslehren gepredigt würden, kein Recht habe, einen öffentlichen Skandal heraufzubeschwören, und daß das gemeine Volk trotz seiner Unschuld behaupten werde, er sei schuldig. Kurz, ich flehte ihn an, die Forderung nicht abzusenden.«
    »Ich glaube von der ganzen Geschichte kein Wort«, sagte Rawdon zähneknirschend, »ich halte es für eine verdammte Lüge und glaube, daß Sie mit unter der Decke stecken, Mr. Wenham. Wenn die Forderung nicht von ihm kommt, beim Zeus, dann soll sie von mir kommen.«
    Mr. Wenham wurde bei dieser wütenden Unterbrechung des Obersten leichenblaß und sah sich nach der Tür um. Aber er fand einen Helfer in Hauptmann Macmurdo. Dieser Herr erhob sich mit einem Fluch und wies Rawdon wegen seiner Ausdrucksweise zurecht.
    »Du hast mir die Angelegenheit in die Hand gegeben und wirst das tun, was ich für angebracht halte, beim Zeus, und nicht, was dir paßt. Du hast kein Recht, Mr. Wenham mit solchen Reden zu beleidigen, und verdammt noch mal, Mr. Wenham, Sie verdienen eine Entschuldigung. Was die Forderung an Lord Steyne betrifft, so mußt du dir jemand anderes suchen, der sie überbringt, ich tue es nicht. Wenn der Marquis nichts unternimmt, nachdem er verprügelt worden ist, dann soll er das ruhig, verdammt noch mal. Und bei der Affäre mit – mit Mrs. Crawley kann ich nur feststellen: Es ist nicht der geringste Beweis erbracht, und ich glaube, deine Frau ist unschuldig, so unschuldig wie Mr. Wenham sagt, und du wärst auf jeden Fall ein verdammter Narr, wenn du die Stelle nicht nehmen und den Mund halten würdest.«
    »Hauptmann Macmurdo, Sie sprechen wie ein Mann von Verstand«, rief Mr. Wenham, ungemein erleichtert, aus. »Ich werde alles vergessen, was Oberst Crawley in der Erregung des Augenblicks gesagt hat.«
    »Daran habe ich auch nicht gezweifelt«, warf Rawdon höhnisch ein.
    »Halt's Maul, du alter Dummkopf«, wies ihn der Hauptmann zurecht. »Mr. Wenham schlägt sich nicht und tut ganz recht daran.«
    »Meiner Meinung nach sollte man die ganze Angelegenheit begraben«, rief der Abgesandte Steynes. »Kein Wort davon sollte je über diese Schwelle kommen. Ich spreche im Interesse meines Freundes, aber auch in dem Oberst Crawleys, der immer noch darauf besteht, mich für seinen Feind zu halten.«
    »Lord Steyne wird wohl kaum darüber sprechen wollen«, sagte Hauptmann Macmurdo, »und ich sehe nicht ein, warum wir es sollten. Sehr hübsch ist die Sache nicht, wie man sie auch betrachtet, und je weniger man davon spricht, desto besser. Schließlich sind Sie verprügelt worden, nicht wir, und wenn Sie sich damit zufriedengeben, so sollten wir es auch tun.«
    Darauf ergriff Wenham seinen Hut. Hauptmann Macmurdo begleitete ihn zur Tür, schloß sie hinter sich und Lord

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