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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Jane«, rief Sir Pitt aufspringend, »was sind das für Reden ...«
    »Ich bin dir stets eine aufrichtige, treue Frau gewesen, Sir Pitt«, fuhr Lady Jane unerschrocken fort. »Ich habe mein Ehegelübde, das ich vor Gott ablegte, gehalten und bin gehorsam und sanft gewesen, wie es der Frau zukommt. Aber dieser Gehorsam hat seine Grenzen, und ich erkläre, daß ich diese – diese Frau nicht unter meinem Dach dulden will. Wenn sie dies Haus noch einmal betritt, werde ich es mit meinen Kindern verlassen. Sie ist nicht wert, mit Christen an einem Tisch zu sitzen. Du – du mußt wählen zwischen ihr und mir.« Mit diesen Worten rauschte Lady Jane, überwältigt von ihrer eigenen Kühnheit, aus dem Zimmer und ließ Rebekka und Sir Pitt nicht wenig erstaunt zurück.
    Becky war nicht verletzt, im Gegenteil, sie freute sich. »Es war das Diamantschloß, das Sie mir geschenkt haben«, sagte sie zu Sir Pitt, als sie ihm die Hand reichte. Noch ehe sie ihn verließ (Lady Jane erwartete den Augenblick am Fenster ihres Ankleidezimmers im oberen Stock), hatte ihr der Baronet versprochen, seinen Bruder aufzusuchen und eine Versöhnung zu bewirken.

    Rawdon fand einige der jungen Regimentsoffiziere beim Frühstück und ließ sich schnell überreden, daran Anteil zu nehmen und sich, wie die jungen Herren, mit gebratener Geflügelkeule und Sodawasser zu stärken. Dann unterhielten sie sich der Zeit und ihrem Alter entsprechend: über das nächste Taubenschießen in Battersea; über Mademoiselle Ariane von der Französischen Oper und wer sie gerade verlassen hatte und daß sie sich mit Panther Carr getröstet habe; und über den Kampf zwischen dem Schlächter und dem Liebling und daß es wahrscheinlich ein abgekartetes Spiel gewesen sei, und man wettete für und gegen Ross und Osbaldiston. Der junge Tandyman, ein Held von siebzehn Jahren, der sich eifrig bemühte, einen Schnurrbart wachsen zu lassen, hatte das Treffen gesehen und äußerte sich sehr sachverständig über den Kampf und die Kondition der beiden Kämpfer. Er hatte den Schlächter in seiner eigenen Kutsche zum Austragungsort gefahren und die ganze Nacht vorher mit ihm verbracht. Wenn der Kampf fair verlaufen wäre, hätte er gewinnen müssen. Alle alten Gauner vom Ring hingen mit drin, und er werde nicht zahlen. Nein, zum Henker, er werde nicht zahlen. – Noch vor einem Jahr hatte der junge Fähnrich, der jetzt im Gastzimmer von »Cribbs Wappen« ein so erfahrener Bursche schien, an Zuckerstangen gelutscht und in Eton die Rute erhalten.
    So plauderten sie weiter über Tänzerinnen, Boxkämpfe, Trinkgelage und leichte Mädchen, bis Macmurdo herunterkam und sich der Unterhaltung der jungen Leute anschloß.
    Er schien nicht zu glauben, daß man besondere Rücksicht auf ihre Jugend nehmen müsse. Der alte Bursche erzählte ebenso erlesene Geschichten, wie es die anwesenden jungen Wüstlinge taten, und weder seine eigenen grauen Haare noch ihre bartlosen Gesichter hielten ihn davon ab. Der alte Mac war berühmt wegen seiner guten Geschichten. Er war kein ausgesprochener Typ für Damengesellschaft, das heißt, die Männer luden ihn lieber zum Essen bei ihren Geliebten als bei ihren Müttern ein. Bescheidener zu leben als er war wohl kaum möglich, er war jedoch ganz und gar zufrieden und lebte guten Mutes einfach und anspruchslos dahin.
    Als Mac sein reichliches Frühstück verzehrt hatte, waren auch die meisten anderen fertig. Der junge Lord Varinas rauchte eine riesige Meerschaumpfeife, während Hauptmann Hugues sich mit einer Zigarre abgab. Der verteufelte kleine Tandyman, seinen Terrier zwischen den Beinen, warf mit Hauptmann Deuceace »Kopf oder Zahl« um Shillings (der Bursche war stets mit irgendeinem Spiel beschäftigt). Mac und Rawdon begaben sich zum Klub, natürlich ohne anzudeuten, was sie im Herzen bewegte. Im Gegenteil – beide hatten sich lebhaft an der Unterhaltung beteiligt, denn warum hätten sie das Gespräch auch unterbrechen sollen? Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit vertragen sich Essen, Trinken, Zoten reißen und Lachen mit allen anderen Dingen prächtig.
    Die Menge strömte gerade aus den Kirchen, als Rawdon und sein Freund durch die St. James Street gingen und ihren Klub betraten.
    Die alten Stutzer und Stammgäste, die gewöhnlich an dem großen Straßenfenster des Klubs standen und Maulaffen feilhielten, waren noch nicht auf ihrem Posten erschienen. Das Zeitungszimmer war fast leer. Ein Mann, den Rawdon nicht kannte, war da, dann ein anderer, dem er eine

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