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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Dann trat er vor und machte dem Major eine altmodische Verbeugung, nannte ihn Mr. Dobbin und sprach die Hoffnung aus, seinem würdigen Vater, Sir William, gehe es gut. Er beabsichtigte, Sir William seine Aufwartung zu machen, denn dieser habe ihm vor kurzer Zeit die Ehre eines Besuches erwiesen. Sir William war zum letztenmal vor acht Jahren bei dem alten Herrn gewesen – das war der Besuch, den er erwidern wollte.
    »Seine Gesundheit ist sehr erschüttert«, flüsterte Amelia, als Dobbin herantrat und dem alten Herrn herzlich die Hand schüttelte.
    Obwohl der Major am Abend so dringende Geschäfte in London zu erledigen hatte, war er doch bereit, sie zu verschieben, als ihn Mr. Sedley nach Hause zu einer Tasse Tee einlud. Amelia nahm den Arm ihrer jungen Freundin mit dem gelben Schal und ging auf dem Heimweg voran, so daß Dobbin Mr. Sedley zufiel. Der alte Mann ging sehr langsam und erzählte eine Menge alter Geschichten über sich und seine arme Bessy, über seinen früheren Reichtum und seinen Bankrott. Seine Gedanken waren, wie stets bei Greisen, in die Vergangenheit gerichtet; von der Gegenwart wußte er mit Ausnahme des eigenen Unglücks wenig. Der Major ließ ihn gern schwatzen. Seine Augen waren auf die Gestalt vor ihm gerichtet – die liebe kleine Gestalt, die in seiner Phantasie und in seinen Gebeten stets zugegen war und seine Träume im Wachen und im Schlafen besucht hatte.
    Amelia war den ganzen Abend über sehr lebhaft und strahlte vor Glück. Mit Anmut und Würde, wie es Dobbin schien, übte sie ihre Pflichten als Gastgeberin aus. Seine Augen folgten ihr überallhin, während sie in der Dämmerung saßen. Wie oft hatte er sich nach diesem Augenblick gesehnt und in der Ferne unter heißen Winden und auf beschwerlichen Märschen an sie gedacht – sie so vor sich gesehen wie jetzt: sanft und glücklich, gütig für die Bedürfnisse des Alters sorgend und die Armut mit süßer Ergebenheit schmückend. Ich will nicht etwa sagen, daß sein Geschmack erlesen war oder daß es die Pflicht eines großen Geistes wäre, sich mit einem Butterbrotparadies zu begnügen, wie es unser einfacher alter Freund tat. Ob gut oder schlecht – seine Wünsche gingen nun einmal in diese Richtung, und wenn ihm Amelia einschenkte, dann war er bereit, ebensoviel Tassen Tee zu trinken wie Doktor Johnson.
    Amelia bemerkte diesen Hang und unterstützte ihn lachend. Sie sah ungemein spitzbübisch aus, als sie ihm eine Tasse nach der anderen reichte. Allerdings wußte sie nicht, daß der Major noch nichts gegessen hatte und daß bei Slaughters schon der Tisch für ihn gedeckt war und ein Teller andeutete, daß er besetzt sei – in derselben Nische, in der der Major und George so manches Mal gezecht hatten, als Amelia noch ein Kind war und soeben erst von Miss Pinkertons Schule zurückgekehrt war.
    Das erste, was Mrs. Osborne dem Major zeigte, war Georgys Miniaturbild, das sie sofort nach ihrer Heimkehr herunterholte. Es war natürlich nicht halb so hübsch, wie der Junge in Wirklichkeit aussah; war es aber nicht schön von ihm, daß er daran gedacht hatte, es seiner Mutter zu bringen? Solange ihr Vater wach war, sprach sie nicht viel von Georgy; der alte Mann hörte es nicht gern, wenn man von Mr. Osborne und dem Russell Square sprach; höchstwahrscheinlich wußte er nicht, daß er in den letzten Monaten hauptsächlich von der Gnade seines reichen Rivalen gelebt hatte, und geriet in Wut, wenn der andere nur erwähnt wurde.
    Dobbin erzählte ihm alles, was sich an Bord der »Ramchunder« zugetragen hatte und vielleicht noch etwas mehr. Er übertrieb Josephs Wohlwollen gegen seinen Vater und seine Entschlossenheit, ihm seine alten Tage zu verschönen. In Wirklichkeit hatte der Major während der Reise seinem Mitpassagier diese Pflicht aufs strengste eingeschärft und ihm das Versprechen abgenommen, daß er sich um seine Schwester und das Kind kümmern wolle. Er beruhigte Josephs Zorn wegen der Wechsel, die der alte Herr auf ihn gezogen hatte, und berichtete ihm lachend, was er selbst in dieser Hinsicht erdulden mußte und wie ihn der Alte mit dieser berühmten Weinsendung beglückt hatte. Er brachte Mr. Joseph, der ein ganz gutmütiger Mensch war, wenn man ihn zufriedenstellte und ihm ein wenig schmeichelte, dazu, daß er gegen seine Verwandten in Europa freundliche Gefühle hegte.
    Aber schließlich muß ich leider gestehen, daß der Major die Wahrheit so weit entstellte, dem alten Mr. Sedley zu erzählen, nur der Wunsch, seinen

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