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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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gleichzeitig dem Menschen im blauen Rock mit dem Bambusstock, der Miss Polly begleitete, gestrenge Blicke zuwarfen.
    »Wer ist das?« fragte der Major belustigt, nachdem er beiseite getreten war, um die drei an sich vorübergehen zu lassen. Mary blickte ihn spitzbübisch an.
    »Das ist unser Pfarrer, Ehrwürden Mr. Binny« (Major Dobbin zuckte zusammen) »und seine Schwester Miss B. Gott behüte, wie hat sie uns doch in der Sonntagsschule geplagt. Und die andere Dame, die kleine Schielende mit der schönen Uhr, ist Mrs. Binny, eine geborene Miss Grits. Ihr Papa war Kaufmann und hatte das ›Goldene Teekännchen‹ in der Kensingtoner Sandgrube. Sie haben vor einem Monat geheiratet und sind eben von Margate zurückgekehrt. Sie hat fünftausend Pfund Mitgift; aber sie und Miss Binny, die die Heirat vermittelt hat, haben sich schon gezankt.«
    Wenn der Major schon früher zusammengezuckt war, so fuhr er jetzt derart zusammen und stieß den Bambusstock so kräftig auf den Boden, daß Miss Clapp lachend »Großer Gott!« schrie. Er blieb stehen und blickte einen Augenblick mit offenem Mund dem sich entfernenden jungen Paar nach, während Miss Mary ihre Geschichte erzählte. Außer der Nachricht von der Heirat des ehrwürdigen Herrn vernahm er jedoch nichts, denn es schwindelte ihm vor Glückseligkeit. Nach dieser Begegnung lief er im Eiltempo auf sein Ziel zu, und doch ging es ihm wieder zu schnell, denn er hatte Angst vor der Begegnung, die er seit zehn Jahren ersehnt hatte. Sehr bald hatten sie die Bromptoner Straßen hinter sich gelassen und traten durch das kleine alte Portal in der Mauer, die die Kensington Gardens umgab.
    »Dort sind sie«, sagte Miss Polly und fühlte erneut, wie er an ihrem Arm zusammenfuhr. Sie war sofort über die ganze Angelegenheit im Bilde und kannte die Geschichte so gut, als hätte sie sie in einem ihrer Lieblingsromane gelesen – in »Fanny die Waise« oder in »Schottische Häuptlinge«.
    »Ob Sie nicht hingehen und es ihr sagen?« fragte der Major. Polly stürzte los, daß ihr gelber Schal im Wind flatterte.
    Der alte Sedley saß auf einer Bank, hatte sein Taschentuch über die Knie gebreitet und brabbelte wie üblich irgendeine alte Geschichte aus alter Zeit, der Amelia schon manches Mal geduldig lächelnd gelauscht hatte. Seit einiger Zeit konnte sie an ihre eigenen Angelegenheiten denken und dabei lächeln oder anderswie ihre Aufmerksamkeit für die Geschichten ihres Vaters bekunden, ohne ein Wort davon aufzunehmen. Beim Anblick der herbeispringenden Mary fuhr Amelia von der Bank hoch. Ihr erster Gedanke war, daß Georgy etwas zugestoßen sei, aber das eifrige und glückliche Gesicht der Botin verbannte die Furcht aus dem Herzen der ängstlichen Mutter.
    »Neuigkeiten! Gute Nachrichten!« rief die Abgesandte. »Er ist da, er ist da!«
    »Wer ist da?« fragte Emmy, die immer noch an ihren Sohn dachte.
    »Sehen Sie dorthin«, erwiderte Miss Clapp, drehte sich um und deutete in eine bestimmte Richtung, aus der Amelia Dobbins magere Gestalt und seinen langen Schatten über das Gras heranstolzieren sah. Nun fuhr Amelia zusammen, errötete und begann natürlich zu weinen. Bei allen Festen dieses einfältigen Geschöpfchens spielten stets die Wasserkünste.
    Er sah sie an – o wie zärtlich! –, als sie ihm mit ausgestreckten Händen entgegenlief. Sie hatte sich nicht verändert. Sie war nur etwa blasser geworden, und ihre Gestalt war voller. Ihre Augen waren dieselben, die gütigen treuen Augen. In ihrem weichen, braunen Haar zeigten sich ein paar silberne Fäden. Sie gab ihm beide Hände und blickte errötend und unter Tränen lächelnd in sein ehrliches, schlichtes Gesicht. Er nahm die beiden kleinen Hände zwischen die seinigen und hielt sie fest. Einen Augenblick lang konnte er nicht sprechen. Warum schloß er sie nicht in die Arme und schwor, sie nicht verlassen zu wollen. Sie hätte nachgeben, ihm gehorchen müssen.
    »Ich – ich habe noch jemanden anzukündigen«, sagte er nach einer Pause.
    »Mrs. Dobbin?« fragte Amelia und wich zurück. Warum sprach er nicht?
    »Nein«, sagte er und ließ ihre Hand los. »Wer hat Ihnen denn den Bären aufgebunden? Ich meine Ihren Bruder Joseph, der im selben Schiff ankam wie ich und Sie alle glücklich machen will.«
    »Papa, Papa!« rief Emmy. »Es gibt gute Nachrichten! Mein Bruder ist in England, er ist gekommen, um für dich zu sorgen. Hier ist Major Dobbin.«
    Mr. Sedley fuhr heftig zitternd hoch und versuchte, seine Gedanken zu sammeln.

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