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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ja Major Dobbin.« Sie hielt ihm zitternd beide Hände hin. »Kennen Sie mich nicht mehr?« fragte sie. »Ich habe Sie immer Major Zuckererbse genannt.« Hierauf (und ich glaube, es war das erstemal in seinem Leben, daß er sich so benahm) schloß der Major das Mädchen in die Arme und küßte es. Sie weinte und lachte vor Aufregung durcheinander. Mit dem lauten Ruf »Mama! Papa!« brachte sie die braven Leute herbei, die den Major bereits vom Küchenfenster aus beobachtet hatten und erstaunt waren, ihre Tochter in dem kleinen Gang in den Armen eines großen schlanken Mannes mit blauem Rock und weißen Leinenhosen zu erblicken.
    »Ich bin ein alter Freund«, sagte er, nicht ohne zu erröten. »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich, Mrs. Clapp, und an den guten Kuchen, den Sie immer zum Tee gemacht haben? Kennen Sie mich nicht wieder, Clapp? Ich bin Georges Patenonkel und komme gerade aus Indien.« Nun gab es ein allgemeines Händeschütteln. Mrs. Clapp war sehr gerührt und entzückt und rief den Himmel wohl hundertmal an, einzugreifen.
    Die Wirtsleute führten den würdigen Major in Sedleys Zimmer, und er erkannte jedes Möbelstück, angefangen von dem alten Klavier mit den Messingornamenten, einst ein hübsches kleines Instrument, gebaut von Stothard, bis zu dem Ofenschirm und dem Miniaturgrabstein aus Alabaster, in dessen Mitte Mr. Sedleys goldene Uhr tickte. Als er sich dort in dem leeren Armsessel des Mieters niedergelassen hatte, berichteten ihm Vater, Mutter und Tochter, unterbrochen von tausend Ausrufen, das, was wir bereits wissen, was ihm von Amelias Geschichte aber noch unbekannt war, nämlich Mrs. Sedleys Tod und Georges Aussöhnung mit seinem Großvater Osborne. Sie erzählten, wie die Witwe den Abschied von ihm ertrug und vieles mehr aus ihrem Leben. Ein paarmal hatte er schon die Frage nach der Heirat auf den Lippen, aber es gebrach ihm an Mut. Er wollte diesen Leuten sein Herz nicht auftun. Schließlich erfuhr er, daß Mrs. Osborne mit ihrem Vater in die Kensington Gardens gegangen sei, wohin sie an schönen Nachmittagen nach dem Essen den alten Herrn stets führte. Er sei schon sehr schwach und verdrießlich geworden und mache ihr das Leben schwer, obwohl sie zu ihm ganz sicher wie ein Engel sei.
    »Meine Zeit ist sehr knapp, und heute abend habe ich wichtige Geschäfte«, sagte der Major. »Ich möchte Mrs. Osborne jedoch gern sprechen. Ob Miss Polly wohl mitkommen und mir den Weg zeigen könnte?«
    Miss Polly war von diesem Vorschlag bezaubert und überrascht. Sie kannte den Weg. Sie würde ihn dem Major zeigen. Sie war oft mit Mr. Sedley dorthin gegangen, wenn Mrs. Osborne zum Russell Square geeilt war. Sie kannte auch die Bank, auf der er am liebsten saß. Sie stürzte in ihr Zimmer und kehrte bald zurück, geschmückt mit ihrem besten Hut, dem gelben Schal ihrer Mama und deren großer Achatbrosche. Sie hatte sich die Sachen geliehen, um eine würdige Begleiterin des Majors zu sein.
    Dobbin, im blauen Rock mit Lederhandschuhen, reichte der jungen Dame den Arm, und sie marschierten munter davon. Er war froh, daß bei der Begrüßungsszene, vor der er doch irgendwie Angst hatte, eine gute Bekannte anwesend sein würde. Er stellte seiner Begleiterin tausend Fragen über Amelia, und sein gütiges Herz schmerzte, wenn er daran dachte, daß sie sich von ihrem Sohn hatte trennen müssen. Wie ertrug sie es? Sah sie ihn oft? Ging es Mr. Sedley in bezug auf weltliche Güter besser?
    Polly beantwortete alle Fragen des Majors Zuckererbse, so gut sie konnte.
    Etwas geschah während des Spazierganges, was, von Natur aus unbedeutend, bei dem Major doch große Freude auslöste. Ein bleicher junger Mann mit spärlichem Bartwuchs und steifer weißer Krawatte kam wie ein belegtes Brot, das heißt zwischen zwei Damen, die Straße herab. Die eine war eine große, gebieterisch aussehende Dame von mittlerem Alter, und ihre Züge und Gesichtsfarbe ähnelte denen des Geistlichen der Kirche Englands an ihrer Seite. Die andere dagegen war eine verkümmerte kleine Frau mit braunem Gesicht, geschmückt mit einem schönen neuen weißbebänderten Hut, einem eleganten Umhang und einer kostbaren goldenen Uhr. Wie sehr die Damen den Herrn auch behinderten, so trug er außerdem doch noch einen Sonnenschirm, einen Schal und einen Korb, so daß er nicht den Hut berühren konnte, um Miss Mary Clapps Knicks zu erwidern.
    Er antwortete also mit einem milden Kopfnicken, während die beiden Damen mit Gönnermiene zurückgrüßten und

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