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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Vater wiederzusehen, habe Joseph nach Europa getrieben.
    Zur gewohnten Stunde nickte Mr. Sedley auf seinem Stuhl ein, und jetzt hatte Amelia Gelegenheit, die Unterhaltung zu führen. Sie sprach eifrig, aber ausschließlich über Georgy. Ihren eigenen Trennungsschmerz erwähnte sie mit keinem Wort, denn obwohl der Abschied sie beinahe ins Grab gebracht hatte, so glaubte die gute Frau doch, es sei sehr schlecht von ihr, sich über den Verlust so zu grämen. Aber alles, was ihn betraf, seine Tugenden, Talente und Aussichten, schüttete sie vor ihrem Zuhörer aus. Sie beschrieb seine engelhafte Schönheit und gab hundert Beispiele von seiner Großmut und Tüchtigkeit aus der Zeit, als er noch bei ihr gewohnt hatte. Sie erzählte, daß eine Herzogin in den Kensington Gardens angehalten und ihn bewundert habe, daß jetzt ganz ausgezeichnet für ihn gesorgt werde, daß er einen Reitknecht und ein Pony habe, wie schnell er alles auffasse und wie klug er sei und was für ein außerordentlich belesener und reizender Mensch Ehrwürden Lawrence Veal, Georges Lehrer, sei. »Er weiß aber auch alles«, sagte Amelia. »Er gibt die schönsten Gesellschaften. Sie, der Sie selbst so gelehrt sind und so viel gelesen haben und so klug sind und so vieles können – schütteln Sie nicht den Kopf und leugnen es! Er meinte das immer, wenn er von Ihnen sprach –, Sie werden von Mr. Veals Gesellschaften bezaubert sein. Jeden letzten Dienstag im Monat. Er sagte, es gebe keine Stelle im Gericht oder im Senat, die Georgy nicht einst einnehmen könnte. Sehen Sie mal«, damit zog sie den Schubkasten im Klavier auf und holte einen Aufsatz von Georgy hervor. Dieses großartige Produkt geistiger Anstrengung, das immer noch im Besitz von Georges Mutter ist, lautete wie folgt:

    Über die Selbstsucht

    Von allen Lastern, die den menschlichen Charakter erniedrigen, ist die Selbstsucht am abscheulichsten und unwürdigsten. Übermäßige Liebe zu sich selbst führt zu den gräßlichsten Verbrechen und bewirkt das größte Unglück, sowohl im Staat als auch in der Familie. Wie ein selbstsüchtiger Mann seine Familie in Armut und oftmals ins Verderben stürzt, so bringt ein selbstsüchtiger König auch das Verderben für sein Volk und stürzt es oft in den Krieg.
    Beispiel: Die Selbstsucht des Achilles, wie sie der Dichter Homer beschreibt, brachte tausendfaches Leid über die Griechen
myriA AAxaiois alge ethke
1 (Homer, Ilias I, 2). Die Selbstsucht Napoleon Bonapartes verursachte unzählige Kriege in Europa und brachte ihn selbst zum schmählichen Untergang auf einer elenden Insel – der Insel Sankt Helena im Atlantischen Ozean.
    Wir sehen aus diesen Beispielen, daß wir nicht nur unsere eigenen Interessen und unseren Ehrgeiz berücksichtigen dürfen, sondern daß wir auch die Interessen anderer berücksichtigen müssen.
    George S. Osborne
    Athene-Haus, den 24. April 1827

    »Stellen Sie sich vor, er hat in dem Alter schon eine so gute Handschrift und zitiert sogar schon Griechisch«, sagte die entzückte Mutter. »Oh, William«, fügte sie hinzu und streckte dem Major die Hand hin, »was der Himmel mir doch für einen Schatz in diesem Knaben gegeben hat! Er ist der Trost meines Lebens – und er ist das Bild des – des Toten!«
    Sollte ich ihr zürnen, weil sie ihm treu ist? dachte William. Sollte ich auf meinen Freund im Grabe eifersüchtig sein? Oder sollte ich verletzt sein, weil ein Herz wie das Amelias in Ewigkeit nur einmal lieben kann? Oh, George, George, wie wenig kanntest du doch den Schatz, den du besessen hast. Diese Gedanken schossen William durch den Sinn, als er Amelias Hand hielt, während sie die Augen mit dem Taschentuch bedeckte.
    »Lieber Freund«, sagte sie und drückte die Hand, in der ihre lag. »Wie gut, wie freundlich sind Sie immer gegen mich gewesen! Sehen Sie, Papa regt sich. Sie besuchen Georgy morgen, nicht wahr?«
    »Morgen nicht«, sagte der arme alte Dobbin. »Ich habe Geschäfte zu erledigen.« Er wollte nicht gern zugeben, daß er noch nicht einmal bei seinen Eltern und seiner teuren Schwester Ann gewesen war – eine Nachlässigkeit, derentwegen wahrscheinlich jeder guterzogene Mensch den Major tadeln wird. Bald darauf nahm er Abschied und hinterließ für Joseph seine Adresse für den Fall, daß dieser bald ankommen würde. So war der erste Tag vorüber, und er hatte sie gesehen.
    Als er zu Slaughters zurückkam, war das Brathuhn natürlich kalt geworden, aber er aß es auch so zum Abendbrot. Da er wußte, wie

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