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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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gegenwärtiger hilfloser Zustand – keine Hoffnung, sich am Schicksal zu rächen, das ihn betrogen hatte – weder einen Namen noch Geld zu hinterlassen – ein vergeudetes, nutzloses Leben voller Niederlagen und Enttäuschungen – und nun das Ende! Welches Los ist wohl das bessere, lieber Leser, reich und berühmt oder arm und enttäuscht zu sterben? Etwas zu besitzen und sich davon trennen zu müssen, oder aus dem Leben zu scheiden, nachdem man das Spiel gespielt und verloren hat? Es muß ein seltsames Gefühl sein, wenn ein Tag in unserem Leben kommt, an dem wir sagen:
Morgen
werden Erfolg oder Mißerfolg gleichgültig sein. Die Sonne wird aufgehen, und die Myriaden von Menschen eilen ihrer Arbeit oder dem Vergnügen nach, ich aber werde der Plackerei entronnen sein.
    So kam dann ein Morgen, an dem die Sonne sich erhob und alle Welt aufstand und an die verschiedenen Arbeiten und Vergnügungen ging, mit Ausnahme des alten John Sedley. Der sollte nicht mehr mit dem Schicksal hadern und nicht mehr hoffen und Pläne schmieden, sondern nur noch einen stillen und unbekannten Aufenthaltsort auf einem Friedhof in Brompton an der Seite seiner alten Frau aufsuchen.
    Major Dobbin, Joseph und Georgy folgten in einem schwarz ausgeschlagenen Wagen seiner sterblichen Hülle zum Grabe. Joseph kam extra vom »Stern und Hosenbandorden« in Richmond, wohin er sich nach dem traurigen Ereignis zurückgezogen hatte. Er wollte nicht gern mit dem ... unter diesen Umständen ... im Hause bleiben, Sie verstehen.
    Emmy dagegen blieb und tat ihre Pflicht wie gewöhnlich. Sie war nicht besonders gramgebeugt und eher ernst als traurig. Sie betete um ein ebenso ruhiges und schmerzloses Ende und dachte voll ehrfurchtsvollen Vertrauens an die Worte, die ihr Vater während seiner Krankheit über seinen Glauben, seine Ergebung und seine Hoffnungen auf das Jenseits geäußert hatte.
    Ja, nach alledem meine ich, daß dieses Ende das bessere ist. Nehmen wir an, du bist sehr reich und wohlhabend und sagst an diesem letzten Tag: »Ich bin sehr reich, ich bin einigermaßen bekannt, ich habe mein ganzes Leben in der besten Gesellschaft verbracht und komme, dem Himmel sei Dank, aus einer höchst achtbaren Familie. Ich habe meinem König und Vaterland in Ehren gedient. Ich war mehrere Jahre im Parlament, und ich kann wohl sagen, meine Reden fanden aufmerksames Gehör und wurden recht gut aufgenommen. Ich schulde niemandem etwas, im Gegenteil, ich habe meinem alten Universitätsfreund Jack Lazarus fünfzig Pfund geliehen, um die ihn meine Testamentsvollstrecker nicht drängen werden. Ich hinterlasse meinen Töchtern je zehntausend Pfund – eine sehr gute Aussteuer für Mädchen. Ich vererbe mein Silber, mein Mobiliar, mein Haus in der Baker Street und eine hübsche Jahresrente meiner Witwe auf Lebzeit und meinem Sohn meine Landgüter, mein Geld in Staatspapieren und meinen erlesenen Weinkeller in der Baker Street. Ich hinterlasse meinem Kammerdiener zwanzig Pfund jährlich, und ich behaupte, niemand wird nach meinem Tod etwas gegen meinen Charakter sagen können.« Oder nehmen wir an, dein Schwanengesang klingt ganz anders, und du sagst: »Ich bin ein armer, gebeugter, enttäuschter, alter Bursche, und mein ganzes Leben war ein Fehlschlag. Ich war weder mit viel Verstand noch mit großem Vermögen begabt und bekenne, daß ich hundert größere und kleinere Fehler begangen habe. Ich gestehe, daß ich oft pflichtvergessen war. Ich kann meine Schulden nicht bezahlen. Hier liege ich hilflos und demütig auf meinem letzten Lager, bete um Verzeihung für meine Schwächen und werfe mich mit reuigem Herzen der göttlichen Gnade zu Füßen.« Welche von diesen beiden Reden, glaubst du wohl, mag die beste Leichenrede für dich sein? Der alte Sedley hielt die letztere, und in dieser demütigen Stimmung, an die Hand seiner Tochter geklammert, sah er das Leben und seine Eitelkeit unter sich hinwegsinken.

    »Da siehst du«, sagte der alte Osborne zu George, »was von Verdienst, Fleiß und klugen Spekulationen und so weiter kommt. Sieh mich und mein Bankkonto an! Sieh dann deinen armen Großvater Sedley und sein Versagen an! Und doch war er vor zwanzig Jahren ein besserer Mann als ich – besser, würde ich sagen, um zehntausend Pfund.«
    Außer diesen Menschen und Familie Clapp, die von Brompton zu einem Beileidsbesuch hereinkam, kümmerte sich keine Menschenseele auch nur einen Pfifferling um den alten John Sedley oder erinnerte sich der Existenz eines solchen

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