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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Männer hatte sich Gott weiß wie verändert. Grinstone entblößte die Zähne und lachte ihr unangenehm vertraulich ins Gesicht. Der kleine Bob Suckling, der ihr vor drei Monaten noch so ergeben war und der eine Meile weit im Regen gelaufen wäre, um ihre Kutsche vor dem Gaunt-Haus zu sehen, unterhielt sich eines Tages auf dem Landungsplatz mit Fitzoof von der Garde (Lord Heehaws Sohn), als Becky dort ihren gewohnten Spaziergang machte. Der kleine Bob nickte ihr über die Schulter zu, ohne den Hut zu berühren, und fuhr in seiner Unterredung mit dem Erben von Heehaw fort. Tom Raikes versuchte, ihr Wohnzimmer im Gasthof mit der Zigarre im Mund zu betreten, aber sie machte ihm die Tür vor der Nase zu und hätte sie verschlossen, wenn er nicht seine Finger dazwischen gehabt hätte. Sie begann zu fühlen, daß sie wirklich sehr allein war. »Wenn
er
hiergewesen wäre«, sagte sie, »dann hätten es diese Feiglinge nie gewagt, mich zu beleidigen.« Sie dachte traurig und vielleicht auch sehnsüchtig an »ihn« – an seine ehrliche, dumme, beständige Güte und Treue, seinen unendlichen Gehorsam, seine gute Laune, seine Tapferkeit und seinen Mut. Wahrscheinlich weinte sie sogar, denn als sie zum Essen herabkam, war sie besonders lebhaft und hatte etwas mehr Rouge aufgelegt als sonst. Sie schminkte sich jetzt regelmäßig, und – und sie ließ sich von ihrem Mädchen Kognak besorgen, außer dem noch, der auf die Hotelrechnung gesetzt wurde.
    Vielleicht waren ihr die Beleidigungen der Männer nicht so unerträglich wie die Sympathie gewisser Frauen. Lady Crackenbury und Mrs. Washington White kamen auf ihrem Wege zur Schweiz durch Boulogne. Die Gesellschaft stand unter dem Schutz von Oberst Horner, dem jungen Beaumoris und natürlich dem alten Crackenbury und Mrs. Whites kleinem Mädchen.
Die
mieden sie nicht. Sie lachten, schnatterten und plapperten, bedauerten und trösteten sie und behandelten sie so gönnerhaft, daß sie vor Wut bald platzte. Von denen ausgerechnet so von oben herab behandelt zu werden! dachte sie, als sie nach vielen Küssen geziert lächelnd fortgegangen waren. Sie hörte Beaumoris auf der Treppe laut lachen und wußte seine Heiterkeit recht gut zu deuten.
    Becky bezahlte die Wochenrechnungen pünktlich, sie machte sich jedermann im Hause angenehm, lächelte der Wirtin zu, nannte die Kellner »Monsieur« und entschädigte die Zimmermädchen für eine gewisse Knickrigkeit (von der Becky nie frei war) mit höflichen und entschuldigenden Worten. Aber nach diesem Besuch erhielt Becky von dem Wirt eine Aufforderung, das Hotel zu verlassen. Jemand hatte ihm beigebracht, sie sei nicht tragbar für sein Hotel und englische Ladys würden sich nicht neben ihr niederlassen. Sie war also gezwungen, ein Privatquartier zu nehmen, und dessen Einsamkeit und Langeweile gefielen ihr gar nicht.
    Trotz all dieser Rückschläge hielt sie sich aufrecht und versuchte, sich einen neuen Ruf zu schaffen und den Skandal zum Schweigen zu bringen. Sie ging regelmäßig zur Kirche und sang lauter als alle anderen. Sie nahm sich der Witwen ertrunkener Fischer an und stiftete Handarbeiten und Zeichnungen für die Quashibu-Mission. Sie zeichnete für die Subskriptionsbälle und wollte auf keinen Fall Walzer tanzen. Mit einem Wort, sie tat alles, was anständig war, und aus diesem Grunde verweilen wir auch länger bei diesem Lebensabschnitt als bei den späteren, nicht so angenehmen Teilen ihrer Geschichte. Sie sah, daß die Leute sie mieden, und bewahrte doch mühsam ihr Lächeln. Man konnte ihr am Gesicht nicht ablesen, unter welchen Qualen der Demütigung sie innerlich litt.
    Nach allem blieb ihre Geschichte doch ein Geheimnis. Die Meinungen über sie waren geteilt. Einige, die sich die Mühe machten, sich mit der Sache zu beschäftigen, erklärten, sie sei die Schuldige, während andere beteuerten, sie sei so unschuldig wie ein Lamm und ihr abscheulicher Mann sei im Unrecht. Eine ganze Anzahl gewann sie dadurch, daß sie über ihren Sohn in Tränen ausbrach und leidenschaftlichen Schmerz zeigte, wenn sein Name erwähnt wurde oder sie jemanden sah, der ihm ähnlich war. Auf diese Weise gewann sie das Herz der guten Mrs. Alderney, die so ungefähr die Königin der Engländer in Boulogne war und die meisten Diners und Bälle gab. Master Alderney kam nämlich in den Ferien aus Doktor Swishtails Lehranstalt nach Boulogne zu seiner Mutter, und Becky sagte mit schmerzerstickter Stimme, er sei im selben Alter wie Rawdon und sehe ihm so

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