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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ähnlich. In Wirklichkeit waren die beiden Knaben fünf Jahre auseinander, und sie ähnelten sich nicht mehr als mein verehrter Leser und sein gehorsamer Diener. Als Wenham auf dem Wege nach Kissingen, wo er Lord Steyne treffen wollte, durch Boulogne kam, klärte er Mrs. Alderney über diesen Punkt auf und meinte, daß er den kleinen Rawdon besser beschreiben könne als seine Mama, denn es sei ja stadtbekannt, daß sie ihn hasse und nie besuche. Er sei dreizehn, der kleine Alderney dagegen bloß neun, und er sei blond, während der andere liebe Junge doch dunkel sei. Mit einem Wort, er brachte die betreffende Dame dahin, ihre Gutmütigkeit zu bereuen.
    Sooft sich Becky mit unglaublicher Mühe einen kleinen Bekanntenkreis geschaffen hatte, kam stets jemand und zerstörte mit roher Hand alles wieder, und sie mußte mit der ganzen Arbeit von neuem beginnen. Es war hart, sehr hart, einsam und entmutigend.
    Mrs. Newbright nahm sie eine Zeitlang auf. Sie war gefesselt von ihrem lieblichen Gesang in der Kirche und ihren richtigen Ansichten über gewisse ernsthafte Themen, von denen Mrs. Becky in früheren Tagen in Queen's Crawley sehr viele hatte hören müssen. Sie nahm nicht nur Traktate mit, sondern sie las sie auch. Sie fertigte Flanellunterröcke für die Quashibus, baumwollene Nachtmützen für die Kokosnußindianer, malte Schirme für die Bekehrung des Papstes und der Juden, ging mittwochs zu den Predigtversammlungen bei Mrs. Rowls, donnerstags zu denen von Mrs. Huggleton, besuchte sonntags zweimal die Kirche und abends außerdem noch Mr. Bawler von der Brüdergemeinde der Darbysten – aber alles umsonst. Mrs. Newbright hatte Gelegenheit, mit der Gräfin Southdown über den Wärmflaschenfonds für die Bewohner der Fidschiinseln zu korrespondieren. Beide Damen gehörten zu einem weiblichen Komitee, das dieses barmherzige Werk leitete. In einem Brief erwähnte sie ihre »süße Freundin«, Mrs. Rawdon Crawley, worauf ihr die verwitwete Gräfin mit einem Brief antwortete, der von Andeutungen, Tatsachen, Lügen und Androhungen himmlischer Strafen ganz allgemein nur so strotzte. Jeglicher vertraulicher Umgang zwischen Mrs. Newbright und Mrs. Crawley hörte augenblicklich auf, und die ganze fromme Welt von Tours, wo dieses Unglück passierte, brach sofort den Verkehr mit der Ruchlosen ab. Wer die englischen Kolonien im Ausland kennt, weiß, daß wir unseren Stolz, unsere Pillen, unsere Vorurteile, unsere Harveysoße, unseren Cayennepfeffer und andere Hausgötter mitnehmen und überall, wo wir uns niederlassen, ein kleines Britannien gründen.
    Becky nun floh ratlos von einer Kolonie zur anderen, von Boulogne nach Dieppe, von Dieppe nach Caen, von Caen nach Tours – versuchte überall mit aller Kraft, ein anständiges Leben zu führen, aber o weh – eines Tages wurde sie doch stets entlarvt, und die echten Krähen hackten sie aus dem Nest.
    An einem Ort nahm sie Mrs. Hook Eagles auf, eine Frau mit einem makellosen Charakter und einem Haus am Portman Square. Sie wohnte in dem Hotel in Dieppe, wohin Becky geflohen war, und sie lernten sich beim Schwimmen im Meer kennen und sahen sich an der Table d'hôte des Hotels wieder. Mrs. Eagles hatte einiges über die Steyne-Affäre gehört – wer hatte denn das nicht? Nach einer Unterredung mit Becky verkündete sie jedoch, Mrs. Crawley sei ein Engel, ihr Mann ein Schuft, Lord Steyne ein charakterloser Bösewicht, wie es ja auch bekannt sei und die ganze Anschuldigung gegen Mrs. Crawley sei eine infame, gottlose Lüge dieses Schurken Wenham. »Wenn du nur ein bißchen Mut hättest, Mr. Eagles, so würdest du den Kerl ohrfeigen, wenn du ihn das nächste Mal im Klub triffst«, sagte sie zu ihrem Mann. Eagles war jedoch ein ruhiger alter Herr und der Mann von Mrs. Eagles, mit einer Neigung zur Geologie, und außerdem zu klein, um die Ohren anderer Leute überhaupt erreichen zu können.
    Nun begönnerte die Eagles Mrs. Rawdon, nahm sie mit in ihr Haus nach Paris, zankte sich mit der Frau des Gesandten, weil sie ihren Schützling nicht empfangen wollte, und tat alles, was in der Macht der Frauen steht, um Becky auf dem Pfade der Tugend und des guten Rufes zu halten.
    Becky war anfänglich sehr sittsam und bescheiden, das Einerlei der Tugend wurde ihr jedoch in kurzer Zeit sehr lästig; jeden Tag war es dasselbe, dieselbe Langeweile und Gemächlichkeit, dieselbe Spazierfahrt in demselben eintönigen Bois de Boulogne, dieselbe Abendgesellschaft, dieselbe Predigt von Blair am

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